Wir freuen uns heute über die Fertigstellung unserer Fritz Bauer Bibliothek und ich begrüße Sie und Euch alle herzlich hier auf unserem Baugrundstück. Ich freue mich sehr über diesen großen Schritt auf dem Weg zum Bochumer Fritz Bauer Forum. Es ist dies gewiss ein Moment, um innezuhalten und Dank zu sagen. Dank an alle Beteiligten, die mir und uns seit der Grundsteinlegung vor zwei Jahren weitergeholfen und uns ermutigt haben, in diesen Zeiten weiterzugehen, uns Gedanken über die Gestaltung des Forums und seine Aufgaben zu machen. Gerade unter dem äußeren Druck, der einen manchmal ermüden lassen will. Ermüden deswegen, weil man das Gefühl bekommt, dass dieses Fritz Bauer Forum angesichts wachsender Menschenfeindlichkeit im politischen Tagesgeschäft ebenso wie im Alltag auf die lange Dauer notwendiger denn je gebraucht wird. Da kann man sich schonmal fragen, wie schaffen wir das eigentlich?
Ich begrüße Sie und Euch auf unserem Halt unserer Friedensfahrradtour NRW in Bochum. Wir sind auf Achse für Frieden, Entspannungspolitik und Abrüstung, für Klima- und Umweltschutz, das ist unser Motto. Von Paderborn über Bielefeld, Münster, das Ruhrgebiet und Düsseldorf führt die Tour nach Köln, einmal quer durch NRW. Immer noch dauert der Krieg in der Ukraine an, werden weite Teile des Landes zerstört, sterben Tag für Tag hunderte Menschen, Zivilsten aber vor allem Soldaten auf beiden Seiten. Der US-Generalstabschef Marc Milley bezifferte die Zahl der Opfer im November bereits auf ein viertel Million, inzwischen werden es deutlich mehr sein. Der Krieg hat seine Vorgeschichte in der über Jahre gewachsenen Konfrontation zwischen Russland und der NATO, vor der wir als Teil der Friedensbewegung gewarnt haben.
Heute vor 78 Jahren, Anfang August 1945, bereitete sich ein 30-jähriger Pilot der US-Armee auf einen besonderen Einsatz mit seinem Flugzeug vor. Er sollte eine Bombe von bislang unvorstellbarer Zerstörungskraft abwerfen. In wenigen Minuten sollte die Stadt dem Erdboden gleichgemacht werden und zehntausende Menschen in einem Feuer, das heißer sein sollte als die Sonne, verdampft, verbrannt, vernichtet werden. Auch die Experten waren sich nicht 100% sicher, ob alles „nach Plan“ laufen würde oder ob man nicht eine Kettenreaktion in der Atmosphäre in Gang setzen würde, die die ganze Erdkugel in Brand stecken könnte.
Die Initiative „Genug ist Genug“ informiert über ihre nächste Veranstaltung: »Am 18.08.2023 laden wir, die Ortsgruppe Bochum von Genug ist Genug, um 19:30 Uhr ins SZ (Josephstr. 2) zu unserem zweiten Barabend ein. Um 20 Uhr beginnt der Input zum Thema Basisorganisation im Stadtteil.
Irmtrud Wojak, die Leiterin des Fritz Bauer Forums, schreibt: »Am heutigen 16. Juli 2023 ist der 120. Geburtstag unseres Namensgebers Fritz Bauer. Pünktlich zu diesem Tag ist die ehemalige „Trauerhalle (Ost) Havkenscheid“ zu einem faszinierenden und gut ausgestatteten Bibliotheks- und Veranstaltungsort geworden. Jetzt ziehen nach und nach unsere Bücher in diese Fritz Bauer Bibliothek ein. Im Herbst beginnt das erste Veranstaltungsprogramm. Parallel dazu entstehen auf dem Gelände unsere Seminar-, Ausstellungs-, Magazin- und Büroräume plus ein Café.
Bündnis-Rede auf der Demo in Bochum am 20.05.2023: Hallo, schön dass Ihr alle da seit! Ihr wisst, warum wir heute demonstrieren: Am Mittwoch haben Vonovia und LEG, die beiden größten Wohnungskonzerne Deutschlands, ihre Hauptversammlungen abgehalten – Vonovia digital, die LEG in Präsenz in Düsseldorf. Beide Konzerne stehen beispielhaft für all das, was seit Jahrzehnten falsch läuft auf unserem Wohnungsmarkt: Die Politik hat hunderttausende Wohnungen im öffentlichen Eigentum für n’ Appel und n’ Ei an Investor*innen und Fonds verscherbelt. Daraus sind börsennotierte Großkonzerne entstanden, die ihre Mieter*innen systematisch wie Dreck behandeln – Hauptsache die Profite stimmen, Hauptsache die Aktionär*innen sind zufrieden, Hauptsache das kapitalistische Business läuft. Dass es hier um das Zuhause von Menschen geht, um Familien, Nachbarschaften und gewachsene Viertel – alles nur störende Nebengeräusche, Hauptsache, die Kohle stimmt.
Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter gegen Rechts,
„NRW erwacht“: mit dieser Naziparole laufen die heute hier auf. „Deutschland, erwache“ war der Aufruf im Sturmlied der Hitlerhorden auf dem Weg in die Vernichtung von Abermillionen Menschen und in den Weltkrieg, ein Vogelschiss unserer Geschichte, sagt der Ehrenvorsitzende der AfD. „Deutschland erwache“, das geistert durch ihre Köpfe. Die Hardcorenazis, die heute zu erwarten sind, haben das in Fleisch und Blut: den flammenden Antisemitismus des Nazisturmliedes, seine Menschenverachtung, seine Feindschaft gegen die Demokratie. Aber die Schwurbler, die Verschwörungswirrköpfe, die Querdenker, die sich ja „Denker“ nennen: Woran denken sie denn, wenn sie denn denken, mit der Parole „NRW erwacht“? An die Tradition der SA, in die sie sich ja einreihen? Da verbindet sich braune Jauche mit braunem Muckefuck zu einem ungenießbaren Gebräu.
Wir sind heute hier, um uns gemeinsam gegen die Großdemo von „NRW erwacht“ zu stellen! Denn wir haben keinen Bock drauf, dass diese extrem rechte und verschwörungsideologische Gruppierung ungestört durch Bochums Straßen marschiert. „NRW erwacht“ folgt einem Trend, der bereits in der Corona Pandemie aufkam – überall schossen Gruppen aus dem Boden, die versuchten eine Sammelbewegung auf die Straße zu bringen und sich dabei auf antisemitische Verschwörungsideologien beriefen und mehr oder weniger rechtsoffen sind. Motiviert sind diese Gruppen auch durch ihre egozentrische Weltanschauung, in der Toleranz, Rücksichtnahme und die Hinterfragung eigener Privilegien nicht vorkommen. Ja, selbstverständlich suchen und finden Faschos dort Anschluss!
Beitrag des Holocaustüberlebenden Felix Lipski vom Klub STERN der Jüdischen Gemeinde Bochum beim Gedenkrundgang am 8. Mai 2023 auf dem Friedhof Freigrafendamm in Bochum
am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa durch die vollständige bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Wir feiern heute den 78. Jahrestag der Befreiung Deutschlands vom Nazismus, das Ende des größten Blutvergießens der Weltgeschichte, die Rettung der europäischen Juden vor der vollständigen Vernichtung. Im Zweiten Weltkrieg haben 60 Millionen Menschen ihr Leben verloren, fast die Hälfte davon waren Zivilisten. Jeder Zehnte war Jude. Am meisten betroffen waren die Sowjetunion und die Rote Armee. Das sowjetische Volk zahlte einen hohen Preis für den Sieg. 27 Millionen Menschen starben, 12 Millionen davon waren Soldaten und Offiziere.
Beitrag von Alfons Zimmer, Pastoralreferent an den Justizvollzugsanstalten i.R., beim Gedenkrundgang am 8. Mai 2023 auf dem Friedhof Freigrafendamm in Bochum
Ganz laut, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, sprechen heute am Ende unseres Rundganges die Personen auf diesen Stellwänden zu uns. Sie haben die Befreiung am Weltkriegsende entweder knapp erlebt oder sie haben sie nicht mehr erlebt. Politisch und weltanschaulich hatten diese Leute sehr unterschiedliche Standpunkte. Alle zusammen aber waren sie als Gegner der Hitlerdiktatur in Haft. Mit uns bilden sie nun einen großen solidarischen Kreis. Ihnen gelten die Schlussworte heute am 8. Mai und allen politischen Gefangenen aus den drei Bochumern Gefängnissen, 1. aus dem Bochumer Zentralgefängnis Krümmede, 2. aus dem Gerichtsgefängnis ABC-Straße, 3. aus dem Polizeigefängnis Uhlandstraße. Soweit auswärtige Gefangene damals in Bochum während der Haft verstorben sind, sind auf diesem Friedhof begraben worden.
Am 13.März 1932 (und am 10.April, zweiter Wahlgang) wurden in Deutschland Wahlen zum Reichspräsidenten abgehalten. Kandidaten waren Paul von Hindenburg, Adolf Hitler und Ernst Thälmann, Vorsitzender der KPD. Die KPD führte ihren Wahlkampf damals unter der Parole „Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler, wer Hitler wählt, wählt den Krieg“. Die KPD sollte mit ihrer Einschätzung und Beurteilung der Konsequenzen aus dieser Reichspräsidentenwahl absolut richtig liegen. Paul von Hindenburg wurde gewählt und ernannte am 30. Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler. Auch in der SPD gab es Menschen, die vor Hitler warnten und seine Kriegspläne früh durchschaut haben. Zu ihnen gehört Franz Vogt, seit 1920 SPD-Mitglied, seit 1932 Mitglied der SPD-Fraktion im preußischen Landtag, kurzzeitig auch Abgeordneter im Reichstag. In seinen autobiographischen Aufzeichnungen vom März 1934, verfasst nach der geglückten Flucht aus Deutschland im holländischen Exil, schreibt er:
Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde, vor einem Jahr wurde sehr schnell nach dem Kriegsbeginn verkündet, dass 100 Milliarden Euro für ein Zusatzrüstungsprogramm aufgebracht werden soll. (Zu schnell, als dass die Pläne nicht schon vorher in der Schublade lagen.) Dazu soll der deutsche Rüstungshaushalt insgesamt von 1,3 % auf 2%¹ des Bruttosozialprodukt steigen. Die USA haben beschlossen alleine für 2023 die Rüstungsausgaben von 740 Milliarden Dollar auf 858 Milliarden Dollar² zu steigern. Dieses Geld wird an anderen Stellen dringend benötigt. Der Weltklimarat hält das 1,5 Grad-Ziel für fast gescheitert.³ Die Einhaltung des Ziels ist aber wichtig, weil bei einer höheren Weltdurchschnittstemperatur Kipppunkte erreicht werden könnten, die Kettenreaktionen auslösen könnten.
Ohne ein neues Weltfriedensgefüge wird die menschliche Gattung auf diesem Planeten scheitern – die allgegenwärtige Militarisierung führt hinein in die Barbarei und unermessliche Leiden der nach uns kommenden Generationen
Liebe Freundinnen und Freunde in der Friedensbewegung, liebe Mitmenschen,
das Programm Krieg ist keine ewige Naturerscheinung, die immer schon bestanden hat und unabänderlich wäre. Es gehört vielmehr zu einer gewalttätigen Zivilisationsentwicklung von nur wenigen Jahrtausenden, die im Spätstadium die Lebensgrundlagen auf der Erde zerstört und sich unfähig zeigt, der ökologischen Katastrophe gegenzusteuern.
Yurii ist Exekutivsekretär der ukrainischen pazifistischen Bewegung und Vorstandsmitglied des Europäischen Büros für Kriegsdienstverweigerung. Yurii ist außerdem Mitglied des Vorstands von World BEYOND War und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der KROK-Universität in Kiew, Ukraine. Er ist Doktor der Philosophie. Er promoviert in Kommunikationswissenschaften an der Universität Münster, der ukrainische Staat missachtet das internationale Menschenrecht auf die Kriegsdienstverweigerung und verbietet ihm deswegen die Ausreise zum Promotionsstudium nach Deutschland, weil er ein Mann zwischen 18 und 60 Jahren alt ist.