Mittwoch 24.05.23, 08:22 Uhr

Gemeinsam gegen Vonovia & Co. – Wohnraum vergesellschaften!


Bündnis-Rede auf der Demo in Bochum am 20.05.2023:  Hallo, schön dass Ihr alle da seit! Ihr wisst, warum wir heute demonstrieren: Am Mittwoch haben Vonovia und LEG, die beiden größten Wohnungskonzerne Deutschlands, ihre Hauptversammlungen abgehalten – Vonovia digital, die LEG in Präsenz in Düsseldorf.
Beide Konzerne stehen beispielhaft für all das, was seit Jahrzehnten falsch läuft auf unserem Wohnungsmarkt: Die Politik hat hunderttausende Wohnungen im öffentlichen Eigentum für n’ Appel und n’ Ei an Investor*innen und Fonds verscherbelt. Daraus sind börsennotierte Großkonzerne entstanden, die ihre Mieter*innen systematisch wie Dreck behandeln – Hauptsache die Profite stimmen, Hauptsache die Aktionär*innen sind zufrieden, Hauptsache das kapitalistische Business läuft. Dass es hier um das Zuhause von Menschen geht, um Familien, Nachbarschaften und gewachsene Viertel – alles nur störende Nebengeräusche, Hauptsache, die Kohle stimmt.


Dieser Blick auf Städte als Investment, diese Logik von Wohnraum als Ware, dieses Profitmachen mit unserer Miete – all das muss endlich ein Ende haben! Wir sehen seit Jahren, wozu es führt: Die Mieten steigen und steigen, es wird abgezockt wo es geht, der notwendige Klimaschutz ist Vorwand für Verdrängung – und wenn neuer Wohnraum entsteht, dann ist der alles, aber ganz sicher nicht bezahlbar. Mit dem Wohnungsmarkt ist es am Ende eben wie mit jedem anderen Markt: Er regelt einen Scheiß!
Wohnraum ist viel zu wichtig, als dass man ihn dem Markt überlassen sollte! Auch wenn Vonovia & Co. nur die Spitze des Eisbergs sind: Die Forderung nach der Enteignung und Vergesellschaftung großer Wohnungskonzerne gibt die richtige Richtung vor. Wir müssen Wohnraum dem Markt entziehen, wir müssen ihn demokratisch und gemeinwohlorientiert neu organisieren. Das aber geht nur, wenn wir Investor*innen und das Immobilienkapital aus unseren Städten verdrängen – koste es, was es wolle!
In diesem Kampf haben »Deutsche Wohnen & Co. enteignen« in Berlin und »Hamburg enteignet« die letzten Jahre unglaublich wichtige Arbeit geleistet – und es ist super, dass beide Initiativen heute auch mit kleinen Delegationen an der Demo teilnehmen, herzlich willkommen in Bochum, liebe Freund*innen!
Aber trotz aller Erfolge: Die Gegenkampagnen der Immobilienlobby, die Hinhaltetaktik der herrschenden Politik und die engen Fesseln direktdemokratischer Verfahren zeigen, dass Volksbegehren alleine im Kampf gegen Vonovia & Co. nicht reichen werden.
Es braucht mehr als die Initiativen in Berlin und Hamburg, weil gerade viel auf dem Spiel steht – im Guten wie im Schlechten. Die Hauptversammlungen haben es noch einmal eindrucksvoll gezeigt: Nach Jahren des Booms ist das Geschäftsmodell von Vonovia & Co. in die Krise geraten. Das eröffnet Chancen: Endgültig wird für alle offen sichtbar, dass Wohnungen nicht auf den Finanzmärkten gehandelt werden sollten. Es birgt aber auch Risiken: Am Ende könnten wieder einmal die Mieter*innen und die öffentliche Hand für die Krise zahlen – während die privaten Profite nach kleiner Unterbrechung ungebrochen weiter fließen. Das müssen wir unbedingt verhindern!
Was können wir gegen weiter steigende Mieten und staatliche Krisengeschenke für Vonovia & co. tun? Als Bündnis schlagen wir vor allem zwei Dinge vor.
Erstens müssen wir noch stärker als bisher die  alltäglichen Auseinandersetzungen mit Vonovia & Co. führen. Es heißt: Mieter*innen vernetzen und gemeinsam Haltung gegen die Vermieter einnehmen. Diese Arbeit geht nur direkt vor Ort, in unseren Städten, Vierteln und Nachbarschaften. Sie ist kleinteilig und manchmal auch mühsam, aber sie lässt sich nicht überspringen. Alle, die schon einmal erfolgreich eine Mieter*inneninitiative aufgebaut haben, wissen, dass es sich lohnt. Hier machen wir die Erfahrung: sich zusammenschließen ist das stärkste Mittel. Deshalb: Lasst uns in Alltagskämpfe intervenieren und die Selbstorganisierung von allen Mieter*innen unterstützen!
Zweitens müssen wir bundesweit eine schlagkräftige Bewegung aufbauen. Nur, wenn wir unsere Erfahrungen austauschen, wenn wir zusammen Forderungen entwickeln und wenn wir gemeinsam auf der Straße Druck machen, lässt sich der Kampf gegen Vonovia & Co. politisch so zuspitzen, dass die Enteignung und Vergesellschaftung der großen Wohnungskonzerne tatsächlich möglich wird. Genauso wie Vorort gilt bundesweit: wir müssen unseren Protest sichtbar machen! 
Als Bündnis »Gemeinsam gegen Vonovia & Co.« wollen wir hierzu einen Beitrag leisten – mit der heutigen Demo, aber auch der Podiumsdiskussion heute Abend und dem morgigen Vernetzungstag, zu dem wir euch nochmal herzlich einladen möchte.
Lasst uns gemeinsam eine Bewegung aufbauen, die es mit der Macht der großen Wohnungskonzerne und Investoren aufnehmen kann! Lasst uns gemeinsam dafür kämpfen, dass die Angst die Seiten wechselt: Von den Mieter*innen zu den Konzernen, Investor*innen und Aktionär*innen. Lasst uns gemeinsam Vonovia & Co. aus unseren Städten verdrängen! Wann, wenn nicht jetzt – und wer, wenn nicht wir? Avanti!