Sonntag 01.09.19, 13:07 Uhr
Antikriegstag 2019 in Bochum

Das Bewusstsein steigt wieder, gegen Aufrüstung und Krieg auf die Straße zu gehen 1



Weitere Bilder von der Kundgebung

‚Etwa 100 bis 200 Teilnehmer*innen zählte gestern die Kundgebung zum Antikriegstag 2019 auf dem Husemannplatz. Auf jeden Fall waren es mindestens 200 Zuhörer*innen. Nur war nicht feststellbar, welche Teilnehmer*innen vor der glühenden Sonne unter die Schirme der Außengastronomie geflüchtet waren und welche Café-Gäste zufällig der Kundgebung lauschten. Stefan Acar vom Friedensplenum war jedenfalls zufrieden: „Am 6. August machten wir zum Gedenktag des ersten Atombombenabwurfs auf Hiroshima eine Aktion im Bermuda-Dreieck und waren als Friedensplenum sehr erfreut, dass wir viel mehr Zuspruch bekommen haben als in den letzten Jahren zuvor. Und wenn wir heute sehen, welche Organisationen die heutige Kundgebung unterstützen, dann haben wir die Gewissheit, dass das Bewusstsein wieder steigt, gegen Aufrüstung und Krieg auf die Straße zu gehen.“

Die vollständige Rede von Stefan Acar und die weiteren Manuskripte der Wortbeiträge von Stefan Marx  (DGB), Felix Oekentorp (DFG-VK),  Bernd Dreisbusch (ver.di ), Günter Gleising (VVN-BdA), Sevim Dagdelen (Die Linke), Jochen Bauer (GEW) und der Band Compania Bataclan liegen vor und sind mit ihren Nemen verlinkt und in den nachfolgenden Beiträgen veröffentlicht. Es feht noch die Rede von Bahar Gungor (DIDF).

In seiner Begrüßung sagte Wolfgang Dominik (Foto), der Moderator der Kundgebung: »Vor 80 Jahren am 1. September überfielen die faschistischen Armeen Polen. Damit begann der deutsche Raub- und Vernichtungskrieg. Erst nach sechs Jahren war die Befreiung vom Faschismus geglückt. Große Teile Europas, aber auch Asiens lagen in Schutt und Asche. Insgesamt waren ca. 70 Millionen Menschen umgebracht worden.
Das Friedensplenum hat ein Bündnis von Gruppen, Gewerkschaften, Parteien organisiert, die zu verschiedenen Aspekten zum Thema „Ächtung der Kriege“ und Warnung vor neuen Kriegen reden sollen. Ihr werdet also nicht immer das gleiche hören!
Deutschland führte seit 1990 ca. 50 sogenannte Auslandseinsätze, Kriege, die weit weg von Deutschlands Grenzen sind. Die Bundeswehr wurde ganz offiziell zu einer weltweit agierenden Interventionsarmee ausgebaut. Dieser Ausbau ist in vollem Gange.
Die VHS und das Friedensplenum machen eine Veranstaltungsreihe mit friedenspolitischen Themen. Ihr könnt das leicht im VHS-Programm einsehen. Die ersten Veranstaltung in diesem Herbst wird am 9.10. sein. Zufällig werde ich dann über den riesigen militärisch-industriellen-politisch-medialen Komplex berichten, der zwischen Deutschland und Frankreich entsteht und den die ehemalige Kriegsministerin und jetzige Chefin der EU als europäische Rüstungsunion vorantreiben will. Die neue Kriegsministerin sowieso. Deutschland und Frankreich erheben den Führungsanspruch. Rüstung hört sich so verharmlosend an. Ich würde von Kriegsunion reden. Und das lässt sich auch leicht belegen. Der Friedensnobelpreisträger Europa führt in allen möglichen Stellen der Erde nicht nur ausbeuterische Wirtschaftskriege, sondern direkte militärische Kriege.

Ich bin 75 Jahre alt und hätte bis vor ein paar Jahren es nicht für möglich gehalten, noch einmal Angst vor Krieg nicht nur im Vorgarten und Hinterhof, sondern im eigenen Arbeits- und Wohnzimmer zu haben.
Wenn dann auch noch ganz aktuell in Bochum für 8,5 Millionen Euro installiert am Donnerstag bisher nur 5, es sollen aber 20 werden, Sirenen wieder heulen, wird mir angst und bange. Seit den 70-ger Jahren heulen sie wieder zum ersten Mal. Damals warnten sie vor Atombombenangriffe. Heute für den „Großschadensfall“. Was ist das denn? Sooo viele Überschwemmungen gibt es nun wirklich nicht.
Was können wir gegen noch größere Kriege machen. Vielleicht wird es ja auch der letzte Krieg sein.«


Ein Gedanke zu “Das Bewusstsein steigt wieder, gegen Aufrüstung und Krieg auf die Straße zu gehen

  • Wolfgang vom Ubu

    Antikriegstag – sehr gut, die verschiedenen Beiträge zu dokumentieren ! Ich habe auch gefunden, was mir bei einigen nicht behagt. Es ist das Beharren auf der Kriegsgefahr durch den Faschismus. Als müsste erst ein faschistisches Regime an die Macht kommen , und erst dann sei der Krieg unvermeidlich. Ich fürchte, das ist einlullend und extrem gefährlich. Haben wir nicht die ganze Zeit seit ’45 irgendwo Kriege und nicht nur kalte ? Und waren immer faschistische Regimes beteiligt ? Nein.
    Wir sollten uns doch darüber klar sein oder werden, dass ein anderer Begriff der Schlüssel ist : Kapitalismus, der für viele von uns so bequeme.
    Das klingt äusserst trivial, aber das ist der Kern, auch wenn er als Turbo- auftritt, als Neoliberalismus, als Volksrepublik wie China und/oder ein demokratisches Mäntelchen trägt.
    Das Wichtigste ist, dass wir nicht beides haben können : Kapitalismus UND Frieden zwischen den Menschen dieser Erde , auch nicht Kapitalismus UND eine gute Umwelt für alle Lebewesen, und auch nicht Kapitalismus UND genug zu essen für alle überall. Wir müssen uns entscheiden !
    Der Kapitalismus denkt nicht an Zukunft, auch nicht an seine, er denkt überhaupt nicht. Was sind ihm Lebewesen ? Teils Mehrwert produzierende und realisierende Werkzeuge, warenkonsumierende selbstreproduzierende Waren mit begrenzter Haltbarkeit, Rohstoffe , teils recyclingfähiger Müll.
    Keine Frage, dass auch die Gefahr besteht, dass die menschlichen Profiteure des Kapitalismus bzw. diejenigen, die solche werden wollen , die faschistische Fratze aus der Kiste holen. Das geschieht immer wieder , mal hier, mal dort, und es endet nicht immer mit Krieg.
    Der ganz grosse Scheiss jedoch findet alltäglich statt, jetzt auch im Augenblick des Schreibens oder Lesens und die Weltvernichtungsindustrie läuft wie geschmiert, überall.
    Und ich finde deshalb auch die ehrende Erwähnung Georg Elsers als Vorbild so sympathisch .

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