Die Bundeswehr hat ein Problem. Ihr geht das Personal aus. Das ist auch kein Wunder. Es geht bei der Bundeswehr um töten und getötet werden. Und wer lässt sich schon gern bei Auslandseinsätzen in Kriegsgebieten im Rahmen von NATO-Einsätzen und UN-Mandaten, die verfassungsrechtlich umstrittenen sind und politisch fragwürdiger werden, gern über den Haufen schießen? Wer möchte gerne mit Kriegsverletzungen oder traumatisiert wieder nach Hause kommen? Bei der Werbung um Personal kennt man im Verteidigungsministerium keine Grenzen mehr.
Da rattern Straßenbahnen in Militärlackierung durchs Ruhrgebiet, von Arbeitslosigkeit bedrohten Mitarbeitern bei Ford macht man an Zynismus nicht zu überbietende Angebote – und selbst vor den Schutzbedürftigsten der Gesellschaft, Kinder und Jugendlichen macht man bei Werbung um Personal bei der Bundeswehr kein Halt und schickt ihnen unaufgefordert personalisierte Werbung.
In den sozialen Medien werden dazu fragwürdige Werbefilmchen verbreitet. In einem zermalmt eine junge Frau mit einem Panzer das Auto eines Mannes, der auf einem Frauenparkplatz steht. Die Interventionskriege des Westens werden als Abenteuerspielplatz dargestellt.
Zu den Werbeanstrengungen zur Gewinnung von Soldaten unter Kindern und Jugendlichen ein paar Zahlen aus dem letzten Jahr:
- im letzten Jahr hat sich die Zahl von minderjährigen Soldaten bei der Bundeswehr auf 2.128 verdreifacht. Deutschland ist damit das Land mit der dritthöchsten Zahl an Kindersoldaten in der westlichen Welt.
- 120.000 Kinder und Jugendliche sollten von Jugendoffizieren und Karriereberatern bei Vorträgen in Schulen überredet werden, zur Bundeswehr zu kommen und man verspricht ihnen in der aktuellen Wirtschaftskrise Arbeit und Brot
- Bei Jobmessen und auf Schulgeländen erreichten Karrierebrater ca. 360.000 Schülerinnen und Schüler
- Der Etat für Werbemaßnahmen erreichte den Rekordwert von 31 Millionen Euro.
Die GEW lehnt den zunehmenden Einfluss der Bundeswehr auf die inhaltliche Gestaltung des Unterrichts ab, ebenso das Kooperationsabkommen der Landesregierung mit der Bundeswehr. Fragen der Sicherheitspolitik gehört in die Hand von Padagog*innen und nicht in die von Jugendoffizieren. Lehrerinnen und Lehrer erziehen die ihnen anvertrauten Schüler*innen zu demokratischem Handeln, zu Kritikfähigkeit, Toleranz und zur friedlichen und gewaltlosen Lösung von Konflikten. Militarismus und autoritäre Strukturen bieten keine Problemlösungen an. Sie sind vielmehr eine Gefahr für die Demokratie.
Die GEW fordert daher:
- Aufhebung des Kooperationsabkommens der Landesregierung mit der Bundeswehr zu Werbung an Schulen
- Schluss mit Exkursionen von Schulklassen zu Bundeswehrstandorten
- Schluss mit Informationsveranstaltungen der Bundeswehr an Schulen. Waffenschauen haben auf Schulgeländen nichts zu suchen.
- Schluss mit der Bundeswehr auf Jobmessen oder Berufsbildungsmessen,
Was können Schulen tun?
In Bochum hat die Willy-Brandt-Gesamtschule ein nachahmungswürdiges Beispiel abgegeben. Die Schulkonferenz der Willy-Brandt-Gesamtschule hat die Schule zur bundeswehrfreien Schule erklärt. D.h. die Bundeswehr darf die Schule nicht zu Werbezwecken betreten. Dieses Engagement hat sich für die Schule gelohnt. Sie hat den Friedenspreis des Kirchenkreises Oberhausen erhalten und mit dem Geld u.a. mehrere Stolpersteine im Stadtteil Werne verlegt, interkulturelle Projekte durchgeführt wie auch Projekte gegen Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit finanziert.
Ich fordere daher im Namen der GEW alle Bochumer Schulen auf, diesem Beispiel zu folgen und sich ebenfalls zu bundeswehrfreien Schulen zu erklären.
Glück auf