Archiv für den Tag: 13. November 2007


Dienstag 13.11.07, 23:00 Uhr

Schauspielhofberichterstattung

Als wär‘ die Zeit stehen geblieben. WAZ-Kulturredakteur Werner Streletz schreibt sich die Finger wund, wenn es gegen Frank-Patrick Steckel geht. Selbst dann, wenn Steckel gar nicht anwesend ist. So am Sonntag, als Lammert und Flimm ihre Kriegslesung in Szene setzten. Wie vor 15 Jahren: Streletz will oder kann Steckel nicht verstehen. Während viele andere Kulturredaktionen der Republik Steckels Kritik aufgenommen und ernsthaft diskutiert haben, dass es sehr wohl ein Problem ist, wenn ein Schauspielhaus einem kriegsbefürwortendem Spitzenpolitiker eine Bühne für die Deklamierung von Friedensgedichten bietet, kennt Streletz nur eins: Sag Ja! Ja zum Schauspielhaus, Ja zu Lammert und zu Flimm. Hofberichterstattung pur: Die Artikel im Hauptteil, Lokalteil und der Kommentar „Den Frieden pachten“ von Gudrun Norbisrath, die schon die brave Kritik „Wo die Kanonen blüh’n“ für die Duisburger Aufführung geschrieben hatte.

Wolfgang Dominik hat der WAZ einen Leserbrief geschickt:
»Den millionenfachen Tod durch Rüstung (auch schon im „Frieden“ bzw. Vorkriegszeiten) und dann immer auch im Krieg anzuklagen, wird in der WAZ als „aggressiv“ und „rüde“ bezeichnet. Die Aktionen der Friedensbewegung wurden immer schon von den „Oberen“ diffamiert. Egal, wie friedlich die Friedensbewegung auch agiert, wird sie als störend empfunden und deshalb als „aggressiv“ verurteilt. Das von Streletz inkriminierte alternative Programmheft klärt auf, warum Lammert als „Pate der Todesmaschinen“ bezeichnet wird. Davon erfährt der WAZ-Leser aber nichts. Horst-Eberhard Richter, immerhin mit der IPPNW Friedensnobelpreisträger, erklärt in dem Programmheft lang und breit, wie psychologische Kriegsführung gerade von den „Oberen“ in Deutschland betrieben wird. Dieses Interview mit Prof. Richter wird ebenfalls nicht erwähnt. Wäre ich nicht zufällig in den Kammerspielen dabei gewesen, müsste ich auf die Darstellung in der WAZ hereinfallen. Das Bochumer Friedensplenum zitiert historisch völlig zu Recht Brecht: „Wenn die Oberen vom Frieden reden, weiß das gemeine Volk, dass es Krieg gibt.“ Das ist eine zeitlose Aussage – leider trifft sie für das deutsche Volk in der Regel so nicht mehr zu. Aber auch das analysiert Richter psychologisch absolut exakt.
Es ist zu hoffen, dass wirklich Interessierte sich beim Friedensplenum das Programmheft bestellen, um sich ein differenzierteres Bild der Aktionen und Argumente der Friedensbewegung in den Kammerspielen zu machen. Die WAZ-Beiträge scheinen mir genau zum Brecht-Text zu passen.«
Wolfgang Dominik
Lehrer für Geschichte und Psychologie

bo-special: Wenn die Oberen von Frieden reden…


Dienstag 13.11.07, 20:30 Uhr
Kranzniederlegung und Kundgebung an den Gräbern der ermordeten Bochumer Antifaschisten

Wider das Vergessen

Die WN – BdA Kreisvereinigung Bochum lädt am Volkstrauertag, Sonntag, dem 18. November um 11.00 Uhr zu einer Kranzniederlegung am Ehrenrundplatz auf dem Friedhof am Freigrafendamm ein. Redner ist Norbert Arndt, stellv. Gewerkschaftssekrtär, verdi Bochum-Herne. Es ist die letzte Kranzniederlegung in dieser Form an diesem Platz, so wie sie in den letzten Jahren stattfand. Die im März 1947 eingeweihte Grabstätte entsprach nach 60 Jahren nicht mehr den Anforderungen, die heute an eine würdige Gedenkstätte gestellt werden. Die VVN – BdA hatte sich deshalb an Oberbürgermeisterin Scholz gewandt. In einem gemeinsamen Gespräch mit dem Stadtbaurat und dem Grünflächenamt und der VVN – BdA kam man zu der Übereinkunft, den Ehrenrundplatz neu zu gestalten. mehr…


Dienstag 13.11.07, 20:00 Uhr

Soziale Liste problematisiert die Auflösung der Versorgungsämter

Gegen die Auflösung der Versorgungsämter protestiert die Soziale Liste Bochum in einer Pressemitteilung: »Auch das für Bochum und Wattenscheid zuständige Versorgungsamt ist von den Maßnahmen des Landes NRW betroffen. Die Soziale Liste befürchtet außerdem, dass hier die Landesregierung „mehr Wirtschaftlichkeit“ und „Verschlankung der Landesverwaltung“ auf Kosten der Kommunen betreibt, die im neuen Jahr die Aufgaben der Versorgungsämter übernehmen sollen. Das kommunale Wahlbündnis schließt sich damit dem Protest von Wohlfahrts- und Sozialverbänden an, die die Qualität der oft komplizierten Aufgabenwahrnehmung und Rechtsanwendung für über 2 Mio. Menschen mit Behinderung, Kriegsopfer und ihre Angehörigen sowie Opfer von Gewalttaten in Gefahr sehen.
Vor diesem Hintergrund hat die Soziale Liste im Rat die folgende Anfrage zum Ratssitzung am 15. November gestellt: mehr…


Dienstag 13.11.07, 19:00 Uhr

Informationsveranstaltung zur HPV-Impfung

Das FrauenGesundheitsZentrum,Alsenstr. 27, lädt am Mittwoch, den 14.November, ab 19.00 Uhr zu einer Info-Veranstaltung zur HPV-Impfung ein:“Kleiner Pieks, große Wirkung?“ Referentinnen sind Cornelia Baumgart, Allgemeinärztin und Homöopathin und Gabriela Schorr, Homöopathin, Ärztin für Allgemeinmedizin. In der Einladung heißt es: »Seit Herbst 2006 ist auch in Europa ein gentechnisch hergestellter Impfstoff gegen HPV (Human Papillom Virus) zugelassen. In den Medien wird er (fälschlicherweise) als „Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs“ gefeiert. Und wie immer bei der Einführung neuer Arzneimittel wird uns zwar großer Nutzen versprochen, über mögliche Risiken, Nebenwirkungen und offene Fragen aber wenig informiert. Wir wollen in dieser Veranstaltung über Gebärmutterhalskrebs und HP-Viren, über die Wirkung, Nicht-Wirkung, Nebenwirkungen, Ungeklärtheiten und mögliche Risiken dieser Impfung informieren und über mögliche Alternativen dazu nachdenken und neue Heilsversprechen der Pharmaindustrie zumindest kritisch prüfen.«


Pressespiegel zu der umstrittenen Lesung "‘S IST LEIDER KRIEG"
Dienstag 13.11.07, 10:05 Uhr

WAZ-Kommentar vom 13.11.2007

AUF EIN WORT
Den Frieden pachten

Von Gudrun Norbisrath

Die Friedensbewegung hat in Deutschland eine wichtige Rolle gespielt. Sie war ein Teil der Gesellschaft, den als wohltuend auch empfinden konnte, wer sich ihren Ausdrucksformen nicht anschließen mochte.
Jetzt ist diese Bewegung weitgehend versunken. Warum? Weil die Gesellschaft sich änderte und der Zeitgeist sich drehte; weil andere Werte in den Vordergrund rückten. Dass ein Engagement für den Frieden überflüssig geworden wäre, wird niemand behaupten. Dem Bochumer Friedensplenum ist Grundlauterkeit deshalb nicht abzusprechen, sein Auftritt aber spricht eine fatale Sprache. Eine aggressive.
Und der Anlass ist falsch. Ein hochrangiger CDU-Politiker liest öffentlich Gedichte gegen den Krieg – großartig. Den Frieden hat keiner für sich gepachtet.


Pressespiegel zu der umstrittenen Lesung "‘S IST LEIDER KRIEG"
Dienstag 13.11.07, 10:00 Uhr

Print-WAZ-Artikel vom 13.11.2007 – Kultur

Friedensworte, Kriegsgeschrei

Das Bochumer Friedensplenum attackierte Norbert Lammert und Jürgen Flimm wegen ihrer gemeinsamen Lesung „’s ist leider Krieg“
Von Werner Streletz

Bochum. Als wär’ die Zeit stehengeblieben: Das alternative Programmbuch, das am Sonntag Abend im Kammerfoyer des Schauspielhauses verteilt wurde, sah äußerlich exakt so aus wie die Exemplare, die zu Zeiten von Frank-Patrick Steckel im Umlauf waren. Doch nicht nur beim Programmbuch hatte sich das „Friedensplenum“ vom Bochumer Ex-Intendanten anregen lassen, auch dessen rüden Angriffston hatte es übernommen.

Als „Luzifer der Kultur“ wird ihr Objekt der Abneigung bezeichnet, als „Pate der Todesmaschinen“. Warum diese Attacken wie aus seligen Agit-Prop-Tagen? Bundestagpräsident Norbert Lammert (CDU) und Theatermacher Jürgen Flimm hatten im Schauspielhaus einen Abend mit Texten gegen den Krieg angekündigt, von Gryphius bis Borchert. Das brachte den heute in Berlin lebenden Frank-Patrick Steckel auf die Barrikaden. Er witterte „Heuchelei“, „wenn „Angehörige der kriegtreibenden Bundestagsparteien Texte gegen den Krieg lesen“. Wozu Flimm klar stellte, dass er – anders als Steckel wohl vermutete – „schon vor 20 Jahren“ aus der SPD ausgetreten sei.

Der Bochumer Intendant Elmar Goerden bat vor der Lesung „um respektvollen Umgang miteinander“. Doch das Bochumer Friedensplenum entrollte ein Transparent mit dem Brecht-Vers: „Wenn die Oberen vom Frieden reden, weiß das gemeine Volk, dass es Krieg gibt.“ Nicht sonderlich fair, hat der Stückeschreiber damit im dänischen Exil doch vor Hitler und dem Zweiten Weltkrieg gewarnt. Mit derlei Schaum vor dem Mund tun sich die Friedensbewegten sicher keinen Gefallen. Lammert und Flimm wirkten nervös.

Die Lesung selbst klang, für sich genommen, eindringlich als Appell gegen jedes Kriegsgeschrei. Um eine Brücke zu Norbert Lammert schlagen, rezitierten Lammert und Flimm einen Text von Erich Fried aus dem Programmbuch des Friedensplenums. Doch seltsam: Auch der Vortrag auf der Bühne erinnerte an Antikriegs- Lesungen lang vergangener Dekaden. Als würde gleich „Eve of Destruction“ grollen.

Die anschließende Diskussion wurde vom Friedensplenum dominiert. Wie Lammert zum Krieg stehe, was er sage zur Invasion in den Irak? „Eine antimilitaristische Friedenspolitik habe ich noch nie vertreten“, so der Bundestagspräsident.

Jürgen Flimm beschäftigte derweil eine andere Frage. Mit Entrüstung in der Stimme fragte er in die Runde, was Frank-Patrick Steckel dazu getrieben haben möge, ihn in einem Schreiben als „zweifelhafte Existenz“ zu bezeichnen. Flimm: „Das ist reine Polemik.“ Und überhaupt: „Was ist das für eine Sprache?“

WAZ vom 13.11.2007


Dienstag 13.11.07, 08:30 Uhr

BoRossia 2007

Am 23. und 25. November veranstaltet das Kulturbüro boSKop (AKAFÖ) die deutsch-russischen Kulturtage BoRossia und kündigt an: „Zwei Tage lang wird man seinen Horizont erweitern können und das Highlight wird das KVN Spiel ‚Comedy Battle‘ sein. Eröffnet werden die Tage mit einer DJ-Party am Freitag ab 21.00 Uhr im Hardenbergsaal. Der Eintritt ist frei und die DJs werden wie schon in vergangenen Jahren viele internationale und russische Tanzhits über die Verstärker jagen. Gute Stimmung und russische Getränke sind garantiert. Am Sonntag, den 25. November ab 10.00 Uhr bis 14.00 Uhr kann man erst einmal – zur Erholung oder zum wach werden – gemütlich bei guter Musik und Literarischem im Hardy’s (Laerheidestr. 26) gebruncht werden. Tatjana Kuschtewskaja liest aus ihrem Buch „Die Poesie der russischen Küche“ und präsentiert ihr neues Werk „Küssen auf Russisch. Ein Alphabet“. mehr…


Dienstag 13.11.07, 08:00 Uhr

Kurzfilmabend für Frauen

Am kommenden Sonntag, 18.11. gibt es ab 17.00 Uhr im ausZeiten Kurzfilme von Filmemacherinnen aus den letzten Jahr(zehnt)en zu sehen. Die Filme sind vielfach preisgekrönt und stammen überwiegend aus deutschen und europäischen Produktionen. Sie sind schwarz-weiß oder farbig, mit oder ohne Dialog. Es handelt sich um Abschlussfilme von Hochschulen, oft Erstlingswerke von Drehbuchautorinnen und Regisseurinnen. Sie sind bisher meist ausschließlich auf Festivals gezeigt worden. Die Bandbreite der Filme reicht von Animations- und Trickfilmen bis hin zu Spielfilmen und Dokumentationen. Die Filme im Überblick.