Archiv für den Tag: 9. November 2009


Rede von Ayla Wessel bei der Einweihung des Denkmals für die Wattenscheider Opfer der Shoa am 9. 11. 2009
Montag 09.11.09, 22:00 Uhr

Faschismus beginnt damit, keine Namen zu kennen

Ayla Wessel

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
zunächst möchte ich Ihnen danken dafür, dass wir heute hier zusammen sind. Ich möchte Ihnen meinen Respekt aussprechen, dass so viele zusammen es geschafft haben, eine Erinnerung zu stiften. Erinnerung ist das, was es nur gibt – und nur geben wird – wenn viele zusammen sie tragen. Und darum möchte ich Sie – im Angesicht der 87 Namen, die diese Stelen tragen – an etwas erinnern. Etwas, das sich „Namensänderungsverordnung“ nennt.
Diese „Namensänderungsverordnung“ trat vor genau 70 Jahren in Kraft. Sie zwang alle Jüdinnen und alle Juden dazu, einen zweiten Vornamen zu tragen: Alle jüdischen Männer hießen von da an Israel, alle jüdischen Frauen Sara.
Diese Verordnung trat am 1. Januar 1939 in Kraft. Ihr Zweck war es, Juden und Jüdinnen zu kennzeichnen, ihnen eine Kennmarke aufzukleben. Zwei Jahre später folgte eine zweite Verordnung, deren Titel war unmissverständlich, sie hieß „Verordnung über die Kennzeichnung der Juden“. Sie bedeutete: Alle mussten sie den Gelben Stern tragen.
So wurde aus den Namen das Gegenteil des Namens. Eigentlich steht der Name – zwar gerade in der jüdischen Tradition – als Inbegriff der Person. Er steht für die unverwechselbare Persönlichkeit, für Individualität, für Integrität.
Die Nazis aber haben aus Namen Kennmarken gemacht, etwas, das man wie Preisschilder aufkleben kann. Sie haben die einzelne Person zum puren Exemplar gemacht, am Ende zur nackten Nummer. Eine sechsstellige Nummer, den Deportierten in die Körper gebrannt. Die Häftlingsnummer in den KZ, sie sollte Kennmarke sein, totale Entpersönlichung.
Es ist eine simple Wahrheit: Faschismus ist das Gegenteil von Individualität. Es beginnt damit, keine Gesichter mehr zu sehen, keinen Eigensinn zu akzeptieren. Faschismus beginnt damit, keine Namen mehr zu kennen, sondern Kennmarken zu brüllen.
Diese „Namensänderungsverordnung“ also trat vor 70 Jahren in Kraft, als alle jüdischen Frauen mit der Kennmarke Sara belegt wurden und alle jüdischen Männer mit der Kennmarke Israel. Genau 70 Jahre später zogen große Demonstrationen durch bundesdeutsche Städte – auch durch Bochum – und riefen: „Tod! Tod Israel!“
Es ist eine simple Wahrheit: Faschismus beginnt damit, keine Namen zu kennen, sondern Kennmarken zu brüllen.
Darum müssen wir immer wieder neu beginnen, Namen zu erinnern. Dafür danke ich Ihnen – und besonders Hannes Bienert – von Herzen.


Montag 09.11.09, 22:00 Uhr

Gedenken an die Reichspogromnacht

Das Gedenken an die Reichspogromnacht gestaltete sich heute in Bochum zum Härtetest. Um 12.00 Uhr sollte die Enthüllung der Steelen in Wattenscheid beginnen. Um 12.30 Uhr begann die Veranstaltung und nur wenige hielten es bei regnerischer Kälte bis kurz vor 14.00 Uhr aus, als zum Abschluss ein Grußwort der israelischen Botschaft verlesen wurde. Die Gedenkveranstaltung in Bochum konnten nur einige Dutzend TeilnehmerInnen optisch verfolgen. Die Bühne war so unprofessionell zwischen Parkhausaufgang und Kortumhaus platziert, dass die meisten BesucherInnen nichts sehen konnten. Hier herrschte viel Verärgerung, weil die OrganisatorInnen dies eigentlich viel besser können müssen. In Wattenscheid gab es dagegen nur Wohlwollen. Alle Anwesenden freuten sich darüber, dass es Hannes Bienert gelungen ist, ganz viel zivilgesellschaftliches Unterstützung für die Errichtung der Steelen in Wattenscheid zu gewinnen. Die drei Steelen sind im Gegensatz zu der sehr bescheidenden Lösung am Rande des Dr.-Ruer-Platzes äußerst beeindruckend. Zwei Steelen tragen die Namen der Wattenscheider Jüdinnen und Juden, die im Faschismus ermordet wurden. Die mittlere dritte Steele zeigt den Innenraum der ehemaligen Wattenscheider Synagoge. Alle drei weisen auf den Platz, an dem die Wattenscheider Synagoge stand. Gunnar Leyendecker, der gestalterische Inspirator des Denkmals, las die Namen der jüdischen Kinder auf den Steelen vor, die von Wattenscheid aus in den Tod geschickt wurden. Uli Kriegesmann, Vorsitzender der GEW Bochum, die das Denkmal wesentlich mitfinanziert hat, interpretierte die gläsernen Steelen als Brille, mit der man genauer die Verbrechen des Faschismus und die Notwendigkeit der Erinnerung erkennen könne. Seine Vorstandskollegin Karin Schiele verlas eine Grußwort von Orna Birnbach, einer Überlebenden der Shoa, die als Zeitzeugin versucht, Jugendliche für die Verbrechen des Faschismus zu sensibilisieren. Eine Versöhnung sei ihr nicht möglich, schrieb sie, aber die große Hoffnung auf die nachfolgenden Generation sei in ihr sehr stark. Ayla Wessel trug eine Grußbotschaft der jüdischen Gemeinde vor und erinnerte für das Bochumer Bündnis gegen Rechts daran, welche Bedeutung es hat, dass die Opfer mit dem Denkmal wieder Namen bekommen. Die Nazis hatten gesetzlich bestimmt, dass alle Jüdinnen als Vornamen „Sara“ zusätzlich aufnehmen mussten und alle Juden als zweiten Vornamen „Israel“ erhielten. Die Steelen geben den jüdischen Opfern des Faschismus wieder ihre Individualität. Die Rede im Wortlaut und Bilder des Gedenkens in Wattenscheid.
Berichte in der WAZ Bochum, der WAZ Wattenscheid und den Ruhr Nachrichten.


Montag 09.11.09, 20:00 Uhr
In der alten Schule Brockhausen

Eine märchenhafte Reise um die Welt

Am Samstag, den 14. November, beginnt um 19:00 Uhr in der Alten Schule Brockhausen in Bochum-Stiepel eine „märchenhafte Reise um die Welt“. Die freie Erzählerin Sabine Wagener und der Musiker Werner Loghin laden zu Geschichten und Musik rund um den Globus ein. Zu ihrem Programm sagen sie: „Märchen faszinieren Menschen seit langem, es gibt sie in allen Kulturkreisen. Eine Kunst ist, sie richtig zu erzählen. Begleitet mit Musik, in passenden Kostümen erleben Sie hier eine alte Erzählkultur neu – an einem ganz besonderen Abend mit multikulturellem Flair.“ Sabine Wagener ist professionelle Erzählerin und Mitglied des Bochumer Erzählkreises „Narramus“, Werner Loghin singt, spielt Gitarre und vor allem Percussion, zuletzt mit Santosh Raj Grung & Sukurma aus Nepal auf dem Festival Kemnade International 2009. mehr…


Montag 09.11.09, 16:00 Uhr

DGB hält nichts von Jobteilungen

Der DGB Ruhr-Mark schreibt: „Wegen der schweren Wirtschaftskrise, so der Mittelstands-Verbandschef Mario Ohoven (BVMW), sollen sich die Deutschen einfach die Jobs teilen – und zwar ohne Lohnausgleich! Das berichtet die Bild-Zeitung am 7.11.09. Für den DGB ein weiterer Beweis dafür, dass viele Vertreter der Wirtschaft völlig weltfremd die Lage der Beschäftigten einschätzen.“ „Was glauben diese Leute eigentlich, wie die finanzielle Lage der Mehrheit der Beschäftigten aussieht?“, fragt DGB-Regionsvorsitzender Michael Hermund: „Die übergroße Mehrheit der Beschäftigten in den verschiedensten Wirtschaftszweigen drehen den Cent mittlerweile zweimal herum, um in der aktuellen Situation mit ihrem Einkommen auszukommen.“
„Für mehr als 10.000 Menschen, die durch Kurzarbeit ihre Arbeitsplätze aktuell sichern, sind die finanziellen Einbrüche bereits jetzt eine empfindliche Einbuße. Offensichtlich lässt sich aus einem selbst erbauten Wolkenkuckucksheim ganz gut daher reden“, meint der DGB. Und auch im Interesse der Wirtschaft scheine der Verbandschef nicht darüber nachdenken zu wollen, wer denn die produzierten Güter und angebotenen Dienstleistungen kaufen soll. Erinnert sei an einfaches Rechnen. mehr…


Montag 09.11.09, 10:00 Uhr
IG BAU lässt in Sachen „Rente 67" nicht locker

Ein Wink mit der Dachlatte

Die IG BAU fordert die Bochumer SPD-Mitglieder auf, sich am kommenden Wochenende beim Bundesparteitag klar gegen die Rente mit 67 auszusprechen. „Hier muss die SPD eine Kehrtwende machen“, sagt der Vorsitzende des IG BAU-Bezirksverbandes Bochum-Dortmund, Gerhard Kampschulte. Auf dem Bau halte keiner bis 67 durch. Schon heute seien nicht einmal fünf Prozent der Bauarbeiter älter als 59 Jahre.
Für die IG BAU Bochum-Dortmund ist klar: Die Rente mit 67 muss vom Tisch. Ein Stopp der „Spät-Rente“ sei mit der neuen schwarz-gelben Bundesregierung jedoch unwahrscheinlicher geworden. Umso mehr müsse die größte Oppositionspartei im Bundestag ein Zeichen setzen: Die entscheidende Weichenstellung dazu geschehe am Wochenende auf dem Bundesparteitag der SPD in Dresden. mehr…


Montag 09.11.09, 08:00 Uhr

»Die moderne Tram in Europa«

Der VCD Bochum und Gelsenkirchen zeigt vom 10. – 28. November die Ausstellung »Die moderne Tram in Europa« im Foyer der Volkshochschule Bochum (BVZ). Die Wanderausstellung der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) zeigt anhand vieler Beispiele aus ganz Europa, wie die moderne Straßenbahn zur Wiederbelebung der Städte, Stärkung des Einzelhandels und Stadterneuerung beitragen kann. Weltweit hat die Straßenbahn derzeit wieder Konjunktur: Alte Strecken werden wiederbelebt, neue genaut, manche Städte führen gar die vor Jahren abgeschaffte Tram wieder ein. Dabei ist die Straßenbahn nicht nur Verkehrsmittel, sondern gleichzeitig Mittel und Motor nachhaltiger Stadtentwicklung. Die Ausstellungseröffnung findet am Dienstag, dem 10.11., um 19:30 Uhr durch Michael Gehrmann, den Bundesvorsitzenden des VCD statt. Er hält einen Vortrag zum Thema „Die Zukunft des öffentlichen Verkehrs“. mehr…