Montag 09.11.09, 22:00 Uhr

Gedenken an die Reichspogromnacht


Das Gedenken an die Reichspogromnacht gestaltete sich heute in Bochum zum Härtetest. Um 12.00 Uhr sollte die Enthüllung der Steelen in Wattenscheid beginnen. Um 12.30 Uhr begann die Veranstaltung und nur wenige hielten es bei regnerischer Kälte bis kurz vor 14.00 Uhr aus, als zum Abschluss ein Grußwort der israelischen Botschaft verlesen wurde. Die Gedenkveranstaltung in Bochum konnten nur einige Dutzend TeilnehmerInnen optisch verfolgen. Die Bühne war so unprofessionell zwischen Parkhausaufgang und Kortumhaus platziert, dass die meisten BesucherInnen nichts sehen konnten. Hier herrschte viel Verärgerung, weil die OrganisatorInnen dies eigentlich viel besser können müssen. In Wattenscheid gab es dagegen nur Wohlwollen. Alle Anwesenden freuten sich darüber, dass es Hannes Bienert gelungen ist, ganz viel zivilgesellschaftliches Unterstützung für die Errichtung der Steelen in Wattenscheid zu gewinnen. Die drei Steelen sind im Gegensatz zu der sehr bescheidenden Lösung am Rande des Dr.-Ruer-Platzes äußerst beeindruckend. Zwei Steelen tragen die Namen der Wattenscheider Jüdinnen und Juden, die im Faschismus ermordet wurden. Die mittlere dritte Steele zeigt den Innenraum der ehemaligen Wattenscheider Synagoge. Alle drei weisen auf den Platz, an dem die Wattenscheider Synagoge stand. Gunnar Leyendecker, der gestalterische Inspirator des Denkmals, las die Namen der jüdischen Kinder auf den Steelen vor, die von Wattenscheid aus in den Tod geschickt wurden. Uli Kriegesmann, Vorsitzender der GEW Bochum, die das Denkmal wesentlich mitfinanziert hat, interpretierte die gläsernen Steelen als Brille, mit der man genauer die Verbrechen des Faschismus und die Notwendigkeit der Erinnerung erkennen könne. Seine Vorstandskollegin Karin Schiele verlas eine Grußwort von Orna Birnbach, einer Überlebenden der Shoa, die als Zeitzeugin versucht, Jugendliche für die Verbrechen des Faschismus zu sensibilisieren. Eine Versöhnung sei ihr nicht möglich, schrieb sie, aber die große Hoffnung auf die nachfolgenden Generation sei in ihr sehr stark. Ayla Wessel trug eine Grußbotschaft der jüdischen Gemeinde vor und erinnerte für das Bochumer Bündnis gegen Rechts daran, welche Bedeutung es hat, dass die Opfer mit dem Denkmal wieder Namen bekommen. Die Nazis hatten gesetzlich bestimmt, dass alle Jüdinnen als Vornamen „Sara“ zusätzlich aufnehmen mussten und alle Juden als zweiten Vornamen „Israel“ erhielten. Die Steelen geben den jüdischen Opfern des Faschismus wieder ihre Individualität. Die Rede im Wortlaut und Bilder des Gedenkens in Wattenscheid.
Berichte in der WAZ Bochum, der WAZ Wattenscheid und den Ruhr Nachrichten.