Sonntag 02.11.25, 11:05 Uhr

Gedenkveranstaltung zum 87. Jahrestag der Reichspogromnacht


Der Bochumer Kinder- und Jugendring lädt am Sonntag, den 9. November um 15 Uhr am Dr.-Ruer-Platz zum Gedenken an die Reichspogromnacht ein: »Am 09. November 1938 wurden in ganz Deutschland Synagogen und Gebetshäuser angezündet, wurden jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert, gab es zahlreiche Verhaftungen Unschuldiger und es wurden Menschen ermordet. Die Nazis ließen ihrem Hass auf Juden – auch in Bochum – für alle sichtbar freien Lauf und zerstörten die alte Synagoge. Diese Nacht war das Signal zum größten und schlimmsten Völkermord in der Geschichte der Menschheit.

Die Reichspogromnacht am 09. November 1938 führte der Weltöffentlichkeit drastisch vor Augen, dass Juden in Deutschland unerwünscht waren und brutal verfolgt wurden.
In Bochum und in vielen anderen Städten in Deutschland wird mit den alljährlichen Gedenkveranstaltungen dafür Sorge getragen, dass die traurigen Ereignisse im National-sozialismus nicht in Vergessenheit geraten und für die Zukunft mahnen.
Schüler der Else-Hirsch-Schule erinnern in diesem Jahr an die jüdische Lehrerin Else Hirsch.
Else Hirsch wurde am 29. Juli 1889 in Bütow geboren. Nach dem erfolgreichen Besuch der „Höheren Töchterschule“ bestand sie 1908 das Lehramtsexamen für höhere Schulen. 1927 kam Else Hirsch nach Bochum, um eine Lehrerinnenstelle an der Israelitischen Volksschule anzunehmen.
1933 nahmen Repressalien und Schikanen gegen jüdische Schulen und gegen jüdische Lehrer stark zu. Else Hirsch wurde die Genehmigung ihrer Nebentätigkeit – Hebräisch Kurse zu geben – entzogen. Ein weiterer harter Einschnitt für die jüdische Schule war die Streichung der Finanzierung von Lernmaterial für bedürftige jüdische Kinder im Januar 1938 durch die Stadt Bochum.
Die SA-Horden haben in der Reichspogromnacht die Bochumer Synagoge zerstört und die Innenräume der jüdischen Schule verwüstet. Da viele jüdische Familien das Deutsche Reich bereits verlassen hatten, gingen die Schülerzahlen an den jüdischen Schulen zurück. Die Lehrerinnenstelle von Else Hirsch wurde eingespart und sie wurde aus dem Schuldienst entlassen. Um ein Ruhegehalt zu beziehen, war sie verpflichtet, ehrenamtlich an einer privaten
jüdischen Schule zu unterrichten. So führte sie die jüdische Schule in Bochum zunächst als private Einrichtung weiter.
Nach der Reichspogromnacht war es für erwachsene Juden fast unmöglich, das Deutsche Reich noch zu verlassen. Die Einreisebestimmungen in allen Aufnahmeländern waren sehr streng und einige Länder waren lediglich bereit, jüdische Kinder aufzunehmen. Im Dezember 1938 starteten die ersten Kindertransporte, um jüdische Kinder im Ausland in Sicherheit zu bringen. Zusammen mit der Gemeindesekretärin Erna Phillip organisierte Else Hirsch bis August 1939 zehn Kindertransporte in die Niederlande und nach England. Sie registrierten die Kinder, stellten Papiere zusammen und beschafften Ausreisegenehmigungen. Ihnen ist zu verdanken, dass viele jüdische Kinder den Holocaust überlebten.
Die jüdische Schule in Bochum wurde 1941 endgültig aufgelöst und in ein „Judenhaus“ umgewandelt. Im Oktober 1941 begannen die systematischen Deportationen von Juden aus Deutschland in Ghettos und Arbeitslager in Osteuropa. Ende Januar 1942 wurde Else Hirsch zusammen mit einigen ihrer Schüler in das Ghetto Riga verschleppt, wo sie wahrscheinlich 1943 ermordet wurde.«