Sonntag 10.04.22, 21:25 Uhr

Ostermarsch gegen Krieg und Hochrüstung 8


Das komplette Ostermarsch-
programm

Die Bochumer Gruppe der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) ruft zur Teilnahme am Ostermarsch auf: »Der grausame Krieg in der Ukraine steht im Mittelpunkt des diesjährigen Ostermarsches Rhein Ruhr. Krieg fand in den letzten Jahrzehnten weit von Europa entfernt statt, nun tobt er hier, nur wenige hundert Kilometer von Deutschland entfernt. Die Konfrontation zwischen NATO und Russland hatte sich in den letzten Jahren immer weiter aufgebaut, doch mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine haben viele Menschen auch in der Friedensbewegung so nicht gerechnet. Nun gilt es, das Blutvergießen so schnell wie möglich zu beenden. Je länger der Krieg andauert, desto mehr Opfer fordert es, das liegt auf der Hand. Doch die Wege aus dem Krieg sind umstritten. Die NATO setzt auf Waffenlieferungen an die Ukraine, Sanktionen sollen die russische Regierung unter wirtschaftlichen Druck setzten. Doch letztendlich wird kein Weg an einer Verhandlungslösung vorbeiführen. Anderenfalls droht der Krieg zu eskalieren, kann sich sogar zu einem großen Krieg in Europa mit nicht vorstellbaren Folgen ausweiten.

Der Ukrainekrieg droht viele Maßnahmen gegen den Klimawandel oder auch für die Bekämpfung des Hungers in der Welt zunichte zu machen. Auch deshalb ist es notwendig, die Zeit nach Beendigung des Krieges im Blick zu haben. Vor diesem Hintergrund sind die aktuellen Pläne der Bundesregierung, ein 100 Mrd. Sondervermögen für die Bundeswehr aufzulegen und das 2%-Ziel der NATO bei den jährlichen Militärausgaben umzusetzen, unverantwortlich. Während im Gesundheitsbereich, beim Klimaschutz und auch im Sozialbereich Gelder fehlen, sollen sie hier für fragwürdige Rüstungsprojekte ausgegeben werden.
Auch der geplante Kauf neuer Atombomber für die Bundeswehr geht in die falsche Richtung. Der aktuelle Konflikt beinhaltet die Möglichkeit, sich zum atomaren Krieg auszuweiten. Atomwaffen bieten keine Sicherheit sondern bergen die Gefahr der Vernichtung der Menschheit. Wir brauchen eine allgemeine atomare Abrüstung, keine neuen Atomwaffen und Trägersystem.
Den Protest gegen den Ukrainekrieg fortzuführen aber auch gegen neue Aufrüstungsschritte in unserem Land zu demonstrieren, ist zentrales Anliegen des diesjährigen Ostermarsches Rhein/Ruhr. Die Forderung nach einem Waffenstillstand und nach Verhandlungen für eine diplomatische Lösung, ein deutliches Nein zu neuen Atomwaffen in Europa und – auch mit Blick auf andere Kriege in der Welt – die Forderung nach einem Stopp der deutschen Waffenexporte sind Haupt-Forderungen.
„Ukraine-Krieg beenden – Eskalationsspirale durchbrechen! – Atom- und Hochrüstung stoppen! – Klima schützen!“ so lautet das Motto der Ostermarschierer bei ihrer dreitägigen Friedensaktion an Rhein und Ruhr.
Am Ostersonntag wird der Ostermarsch als Fahrradtour von Essen nach Bochum gehen. Zwischenstationen sind Gelsenkirchen, Wattenscheid und Herne. In Wattenscheid wir der Ostermarsch um 13.10 erwartet: Reinhard Junge spricht zum Thema Nie wieder Krieg – Nie wieder Faschismus. In Bochum endet die Sonntagsetappe um 16 Uhr vor der Bühne im Bermuda-Dreieck. Es spricht GEW Landesvorstandsmitglied Jochen Bauer.«

Drei Flugblätter zum Ostermarsch in Bochum 1967

Das Bochumer Stadtarchiv präsentiert monatlich als „Schaufenster Stadtgeschichte“ besondere Dokumente oder Objekte aus seinem Bestand. In diesem Monat sind es drei Flugblätter zum Ostermarsch 1967, Das Stadtarchiv schreibt zu der Veröffentlichung:

»„Auch in diesem Jahr ist es notwendig, Ostern auf die Straße zu gehen“ – heißt es in einem Flugblatt der Kampagne für Abrüstung, Ortsausschuss Bochum 1967. Der bundesweite Protest richtete sich u.a. gegen die atomare Bewaffnung und den Krieg in Vietnam. An den drei Ostertagen zogen die Menschen von Duisburg über Oberhausen, Essen, Gelsenkirchen, Wattenscheid, Bochum nach Dortmund. Den kulturellen Höhepunkt bildete das am Ostersonntag veranstaltete künstlerisch hochkarätig besetzte Musikkonzert in der Ruhrlandhalle Bochum.

Die in Deutschland seit langem unter dem Namen „Ostermärsche“ stattfindenden Protestaktionen der Friedensbewegung gehen in ihren Ursprüngen auf die britischen Atomwaffengegner in den 1950er Jahren zurück.

Seit 1961 beteiligten sich immer mehr Menschen an den Demonstrationen über die Osterfeiertage, um für ein Ende der atomaren Bewaffnung und des nuklearen Wettrüstens in Zeiten des Kalten Kriegs zu demonstrieren. Am ersten Ostermarsch von Herne nach Bochum am Ostersonntag 1961 nahmen bereits etwa 680 Menschen aus mehreren Ruhrgebietsstädten teil. Die zentrale Aussage des Aufrufs damals lautete: „Ein Atomkrieg bedroht das Leben der gesamten Menschheit.“

Während es in den 1970er Jahren etwas ruhiger um die Protestform geworden war, erlebten die Ostermärsche ihren zweiten Aufschwung von 1979 bis 1990 in der Bewegung gegen die Neutronenbombe und den NATO-Doppelbeschluss. Mit der Schlagzeile der WAZ Wattenscheid „Massen drängten den Oster-Verkehr in Seitenstraßen ab“ verwies der Autor auf die überaus hohe Beteiligung von 20 000 Demonstrantinnen und Demonstranten in Bochum am Ostermarsch 1982.

Wie notwendig es ist, Ostern auf die Straße zu gehen und für Frieden und Abrüstung zu demonstrieren, ist leider keine historisch vergangene Idee, wie die aktuelle Nachrichtenlage zeigt. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene atomare Bedrohungslage bilden für viele Leute den zentralen Anlass, um beim Ostermarsch Rhein-Ruhr 2022 dabei zu sein.«

Das Ostermarschprogramm 1967:


8 Gedanken zu “Ostermarsch gegen Krieg und Hochrüstung

  • Hans

    Stimmt, solange es dabei bleibt „Ostern auf die Straße zu gehen und für Frieden und Abrüstung zu demonstrieren“ bleibt der Ostermarsch „keine historisch vergangene Idee“, sondern kann weiterhin ritualisiert stattfinden.
    Da kommt doch fast der ketzerische Gedanke auf, dass irgendwie etwas falsch gelaufen ist mit der Ausrichtung der „Friedensbewegung“. Erfolg scheint ihr ja nicht beschienen zu sein . Aber hätte sie Aussicht auf Erfolg dann wäre sie vermutlich verboten!

    • "Erfolg scheint ihr ja nicht beschienen zu sein"

      Welche linke politische Strömung in der Bundesrepublik war seit 1945 eigentlich erfolgreich ?
      Keine
      Auf welche aktuelle politische, ökonomische oder soziale Entwicklung hat die Linke Einfluss ?
      Keine
      Was den Linken im Weg steht ist die gesellschaftliche Dummheit und die eigene.
      Die Linken in diesem Land neigen zur Selbstüberschätzung, gepaart mit Naivität und Tribialismus.
      Ansonsten stimme ich dir zu,
      alles Positive mit minimalster Aussicht auf Erfolg wird in der Regel in diesem Land verfolgt und verboten.

    • Norbert Hermann

      „Eine linke Stimme“

      Ist ja längst kein Qualitätsmerkmal mehr (wenn es das in dieser Unbestimmtheit je war) .Und „eine Linke“ gab es eh nie. Zum Krieg Russlands gegen die Ukraine werden sehr diametrale Meinungen vertreten, nicht ohne gewichtige Argumente. In dem verlinkten Beitrag von Oksana Dutchak kommt das Leben in der Ukraine vor dem Krieg recht gut weg. Da gibt es auch andere Informationen über das Leben im hochverschuldeten Armenhaus Europas. Und über die Faschisten dort.

      Das hat aber mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine jetzt nichts zu tun.

      Was Infos zu globalen (und lokalen) Entwicklungen betrifft habe ich immer sehr gute Erf

      https://www.medico.de/mit-medico-verbinden ahrungen gemacht mit medico international. So auch jetzt im aktuellen Newsletter mit einigen Beiträgen zum Krieg Russlands gegen die Ukraine:

      https://www.medico.de/newsletter/medico-newsletter-sich-nicht-uniformieren-lassen

      Der Newsletter kann hier kostenfrei abonniert werden:

      https://www.medico.de/mit-medico-verbinden

    • Susanne

      Sicherlich sollte man Stimmen aus der Ukraine zuhören, aber sich genauso bewusst machen, das solche Stimmen nun wiederum auch nicht für alle sprechen. Das beginnt schon damit, dass die Vielen per Sachlage nicht gehört werden können. In dem verlinkten Interview gibt es jedenfalls reichlich Leerstellen.
      Und mindestens mal, wenn es um Waffen und Krieg geht, kann man sich auch keineswegs von dem Argument, man würde ja bequem in Sicherheit der Ukraine die Selbstverteidigung ausreden wollen, das Nachdenken verbieten lassen.
      An Frieden interessierte Menschen müssen sich und andere jedenfalls immer wieder daran erinnern, wohin diejenigen Länder, die mit Nato-Hilfe „befreit“ werden sollten, geführt haben: Kosovo, Irak, Syrien (das Nato-Mitglied Türkei führt dort im Norden weiterhin einen hierzulande totgeschwiegenen Krieg) und Libyen sind nach verheerenden Kriege bis heute Höllen und alles andere als „frei“ von Gewalt und Unterdrückung.

      • Susanne

        Da ist mir jetzt Afghanistan aus der Aufzählung gefallen! Aber es ließen sich weltweit sowieso noch weitere Beispiele finden…

  • Norbert Hermann

    Wer es nicht mitgekriegt hat:
    Auf Telepolis ist ein interessanter Beitrag von Peter Nowak zu finden:
    https://www.heise.de/tp/features/SPD-Bespitzelung-unter-Adenauer-ein-Hauch-von-Watergate-am-Rhein-6669488.html

    Demnach müsste auch der Willy-Brandt-Platz umbenannt werden. Der hat allerdings noch immer viele Anhänger unter Alt-Sozis, Alt-Liberalen, Alt-Grünen. U.a. weil er aus schlechter bürgerlicher Demokratie eine weniger auffällig schlechte bürgerliche Demokratie machen wollte. Die Berufsverbote wurden ihm nachgesehen, weil die so geschassten Fast-Lehrer*innen bessere Jobs als Hochschulprofessor*innen oder in linken Institutionen fanden. Was der schnöde Mammon nicht alles aus Ex-Revoluzzer*innen machen kann! Dadurch blieb dem aufkommenden Neoliberalismus das Feld überlassen.

    Interessant auch bei Nowak die Hinweise auf die Geschichte des DGB und seiner Einzelgewerkschaften. Nach dem Krieg von Altbewährten installiert, ausgewiesene Antifaschisten wurden kaltgestellt. Manche Konzerne beauftragten Historiker*innen, ihre Geschichte aufzuarbeiten. Die Geschichte des nachträglichen Umgangs der Gewerkschaften mit der NS-Vergangenheit und der „Tolerierungspolitik“ ist – abseits der Studie von Thomas Köcher zum DGB in den 1950er und 1960er Jahren – immer noch zu weiten Teilen unerforscht.

    Eine kritische Ãœbersicht aus 2021 findet sich bei der Hans-BoecklerStiftung:

    https://www.boeckler.de/fpdf/HBS-008088/p_ek_ap_26_2021.pdf

    “ … In Fragen von Schuld und Mitverantwortung unterschieden sich die offiziellen Positionen der Gewerkschaften nur in Nuancen von der in der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft dominierenden Sicht, wonach ausschließlich die Führungsriege des NS-Regimes – eine „Clique von Gangstern“ – für die Verbrechen an den europäischen Juden und anderen Bevölkerungsgruppen verantwortlich gewesen sei, die übergroße Mehrheit der deutschen Bevölkerung dagegen keine Mitschuld treffe. …

    .. Zugleich gelangten aber auch innerhalb der Gewerkschaften vereinzelt Personen in verantwortliche Stellen, die zwischenzeitlich das NS-Regime unterstützt hatten. …“

    Und mehr recht interessantes, reichlich Quellenhinweise.

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