Donnerstag 03.02.22, 20:21 Uhr
Schilderungen über das Polizeiverhalten am vergangen Samstag

Diese Polizeigewalt war uns bisher nicht bewusst 1


Eine Gruppe von Bochumer Bürgerinnen, die am Samstag am Protest gegen den „Querdenken“(QD)-Aufmarsch teilgenommen haben, schildert in einem Bericht ihre Beobachtungen: »Wir sind am vergangenen Samstag auch als Teilnehmende der Kundgebung Bochum solidarisch in die Stadt gekommen, waren aber in keinerlei Weise darauf vorbereitet, was uns dort begegnen würde. Auffällig viele Teilnehmer*innen der QD-Demo trugen trotz entsprechender Ansage der Polizei keinen MNS, deutlich mehr als vermutlich einen Grund für ein Attest hatten – auch wurden keine Abstände eingehalten. Im Laufe des Nachmittags sah man dann auch immer weniger Menschen mit Maske im Gesicht – eine Reaktion der Polizei konnten wir nicht feststellen. Gleichzeitig wurden wir auf dem Tana-Schanzara-Platz immer wieder aufgefordert Maske zu tragen, Abstände einzuhalten und in eine Sackgasse auszuweichen.

Extrem unangenehm wurde es dann, als wir die QD-Demo am Rande weiter durch die Stadt begleiten wollten. Aus der Demo heraus wurde von vielen Menschen die außen liefen ständig in unsere Richtung provoziert, während über den Lautsprecher die Polizei immer wieder durchgab, die Teilnehmer*innen der QD-Demo sollten sich nicht vom Gegenprotest provozieren lassen – komplett absurde, verdrehte Situation. Zusätzlich zu sinnfreien Sprüchen v.a. Richtung Antifa, richtete später, als es dunkler wurde, eine Person aus der Demo heraus immer wieder einen ziemlich starken grünen Laser auf Augenhöhe gegen Menschen auf den Bürgersteigen. Als wir einen Polizisten darauf aufmerksam machten, wurde uns mitgeteilt man habe dies im Blick – wir leider auch.

Weiter befremdlich war für uns, dass auch einige Polizist*innen gar keine richtigen Masken trugen oder aber die Nase drüber hängen ließen, wir hätten da eine Dienstanweisung zu FFP2-Masken erwartet, zumal im Umfeld von Impfgegnern.

Im Bereich des Westrings mussten wir erleben, dass Polizist*innen ohne besondere Not z.T. sehr junge Menschen, die die Demonstration der QD vermutlich blockieren wollten, unglaublich brutal von der Straße gedrängt haben. Nicht ein normales Wort wurde gesprochen, immer nur gebrüllt. Eine junge Frau wurde ansatzlos geohrfeigt, andere, die nur am Rand standen, bekamen Platzverweise. Gerade die Vorgesetzten haben hier überhaupt nicht versucht zu deeskalieren, sondern haben Ihre Beamt*innen immer weiter angetrieben. Das Verhalten der Polizei wirkte in keiner Weise professionell abgeklärt, wie wir es in dieser Situation erwartet hätten. Es war aggressiv und unorganisiert. Auch konnten wir beobachten, wie insbesondere sehr junge Frauen aus dem Gegenprotest sexistisch beleidigt und persönlich herabgesetzt wurden.

Der im Video auf bo-alternativl bereits aufgezeigte Gruß der Polizei an die QD mit dem Wunsch zu einer erfolgreichen Demo hinterlässt bei uns einen sehr faden Nachgeschmack – wir haben gesehen, dass die Polizei dafür vollkommen unverhältnismäßig gesorgt hat. Leider scheint auch in Bochum Polizeigewalt ein Thema zu sein, das war uns bis zu diesem Samstag nicht bewusst.«


Ein Gedanke zu “Diese Polizeigewalt war uns bisher nicht bewusst

  • Ingo Müller

    Spätestens nach den extremen Gewaltexzessen im Frühjahr/Sommer 2016 (Schwerverletzte am 1. Mai und am 16. Juli) sollte eigentlich allen politisch engagierten Menschen in Bochum klar sein, dass Polizeigewalt hier ein ganz massives Thema ist.

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