Montag 11.01.21, 11:46 Uhr
Digitalisierungsdefizite an den Schulen

GEW: „Volker Steude verkennt die Realitäten“ 1


Ulrich Kriegesmann vom Leitungsteam der GEW Bochum schreibt als Kommentar auf die Presseerklärung der Fraktion „Die Partei & Stadtgestalter“: „Die Partei & Stadtgestalter“ drängt auf Schulung der Lehrer*innen in den Ferien: »Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Stadtverband Bochum ist empört über die Aussage des Mitglieds im Rat der Stadt Bochum für „Die Stadtgestalter“, Dr. Volker Steude, in der er den Lehrer*innen und Schulen Versäumnisse vorwirft und sie damit verantwortlich zu machen versucht für die Verzögerungen bei der Digitalisierung des Lernens und den daraus folgenden Hürden für den gerade gegenwärtig besonders wichtigen Distanzunterricht. „Die Woche vor den Weihnachtsferien hat zudem gezeigt, viele Schulen und Lehrer haben es versäumt sich auf den Distanzunterricht vorzubereiten und entsprechende Konzepte zu erarbeiten“, schimpft er und verkennt dabei die Realitäten.
1. Die meisten Lehrer*innen und Schulen haben sich mit eigenen kreativen Ideen und Bordmitteln auf den Weg gemacht, bestmögliche Betreuung der Schüler*innen auch jenseits des Präsenzunterrichts zu gewährleisten. Dabei ist der Aufwand sowohl für die einzlene Lehrerkraft als auch für die Schulen gerade seit April letzten Jahres oft immens gewachsen, indem Einzelbetreuung, Vorbereitung und Durchführung sowohl von Präsenz- als auch von Distanzunterricht zu einer Entgrenzung der Arbeitszeit geführt haben.
2. Wesentliche Versäumnisse liegen nicht bei den einzelnen Schulen oder Lehrer*innen. Diese sind abhängig von der Zurverfügungstellung geeigneter Hardware, datenschutzsicherer Software, Anbindung der Schulen an das Netz sowie WLAN-Lösungen und nicht zuletzt Schulungen für einen effektiven digitalen Unterricht. Hier sind Bund (Digitalpakt), Land (Digitalisierungsoffensive) sowie die Stadt als Schulträger (Anbindung, Ausstattung und Support) nicht erst seit Beginn der Pandemie, sondern seit vielen Jahren bereits, in der Pflicht, ausreichende Ressourcen und verlässliche Strukturen zu schaffen. Vielfältige Verzögerungen haben Schulen und Kolleg*innen nun in eine Situation gebracht, die sie mit viel Aufwand unter den gegebenen Umständen so nutzen, dass Lernen auf Distanz überhaupt durchgeführt werden kann.
Der Beitrag von Herrn Dr. Steude basiert offenbar auf Uninformiertheit und dem Willen zur vereinfachten Schuldzuweisung. Wir fordern ihn auf, künftig Beschäftigte des Landes, die wie andere Berufsgruppen ebenfalls übermäßige Belastungen durch die Corona-Pandemie erfahren, nicht vorschnell und unüberlegt in Misskredit zu bringen. Gerne stehen wir für Klärungen der entsprechenden Fragen auch in einem Gespräch zur Verfügung.


Ein Gedanke zu “GEW: „Volker Steude verkennt die Realitäten“

  • Wolfgang vom Ubu

    der Beitrag der GEW auf Bo-alternativ von Ulrich Kriegesmann:“žVolker Steude verkennt die Realitäten, ist angemessen, aber nicht ausreichend.
    Aber mir ging es in meinem Leserbrief zum Steude an seiner FDP-Position um mehr. Und ich habe den Eindruck, das ist einigen nicht entgangen. Ich selbst besitze weder Führerschein noch TV, weder Handy noch smartphone. Wer so etwas nicht will, darf nicht dazu gezwungen werden. Ich bin für keinen Chef erreichbar in meiner Freizeit oder gar im eventuellen Urlaub. Ich bin zum PC gezwungen worden, als das Verzeichnis lieferbarer Bücher nicht mehr als Print erschien. Wer bei mir Bücher kauft muss bar bezahlen. Ich bin bekennender Gegner der totalen Digitalisierung und nicht alles, was technisch machbar war und umgesetzt wurde , war ein Segen für das Leben auf diesem Planeten – eher ist das Gegenteil wahr. Das Hauptmotiv des technischen Fortschritts ist Profitmaximierung gepaart mit maximaler Kontrolle und Lenkung der Beherrschten. Und der Blick auf meine siebzigjährige Lebenszeit zeigt mir, dass es immer mehr den Bach runtergeht auf diesem Planeten. Die Armen sind noch ärmer geworden, die Reichen reicher. Es war zwar kein offener Krieg hierhergelangt, aber die Militarisierung geht weiter voran , denn es scheint den Mächtigen nicht mehr zu reichen, dass wir „nur“ wirtschaftlich profitieren von dem Elend, das unsere demokratische, christliche, soziale, liberale, grüne Politik in anderen Teilen des Planeten und auch an Tieren und Pflanzen verursacht.

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