Dienstag 07.12.10, 22:00 Uhr

Radio El Zapote: ‚Eine bedenkliche Portion Linkes von Links‘ 1


Radio El Zapote schreibt: »Erst vor wenigen Tagen haben wir in Kooperation mit dem Bhf.-Langendreer ein Konzert mit Atari Teenage Riot veranstaltet. Bis dato konnten wir elektronischer Musik wenig abgewinnen, aber um Offenheit für neue Stile zu signalisieren und dem politischen Anspruch von ATR gerecht zu werden, da sie angeblich eine angesagte Szeneband sind, haben wir das Konzert organisiert. Angesichts nennenswerter Zahlen in Fragen der Gage und den hausinternen Produktionskosten, hat sich die Veranstaltung als trügerisch erwiesen, denn es kamen weniger BesucherInnen als erwartet und benötigt. Aber das ist nur eine Seite der Medaille.
Die Andere dagegen wirft noch mehr Fragen und zeigt Widersprüchlichkeiten auf.
Bei der Kontrolle der VVK-Tics, hier im besonderen die der Bhfs.-internen, fiel auf, daß gefälschte Tics in Umlauf gebracht wurden. Da die Fälschungen recht professionell gemacht waren, ließen sie sich kaum von den echten Tics unterscheiden. Dennoch machten uns zwei dümmliche Fehler stutzig:
statt Dienstag 30.11. war Freitag 30.11. abgedruckt, und die auf der Rückseite zu sehenden fortlaufenden Nummern konnten nicht auf den VVK-Listen, wo sie generell notiert sind, gefunden werden.Auch der Schrifttypus war ein anderer. Auf die Frage angesprochen, von wo diese Tics kommen, gab bestimmtes Klientel wenig befriedigende Antworten. Ihre Blicke und Körpersprache untereinander offerierten Bände. Gleichwohl aber erhielten sie Einlaß zum Konzert, da eine gewisse Restunsicherheit seitens des Bhfs. bestand. Mittlerweile aber ist evident, daß es sich nicht um einen hausinternen Fehler gehandelt hat.
Das Abdrücken von Stempeln von Hand zu Hand im Kontext des sog. Volxsports, zumeist bei Punks üblich, hat lange Tradition, fiel aber zumeist auch auf, weil spiegelverkehrt.
Das Fälschen von Karten allerdings stellt eine neue Qualität dar.
Die hierfür Verantwortlichen, selbsternannte radikale Linke, tummeln sich im Umfeld des Sozialen Zentrums und in Uni-Zusammenhängen. Ihrem Diskussionsstand zufolge sei der Bhf. ein kommerzielles Unternehmen, das Soziale Zentrum ein „bürgerliches“ Bündnis.
An dieser Stelle werfen wir die Frage auf, warum diese Leute sich dann dort treffen und wie überhaupt ihre Definition von Solidarität ist?! Muß perspektivisch befürchtet werden, daß z.B. in die SZ-Kasse gegriffen, Gelder in die eigene Tasche bzw. zur Finanzierung von Aktionen „umverteilt“ werden oder sich maß- und kostenlos an Getränken bedienen? Nach dem Motto: Nimm es bei den Linken, denn dort hat sich ein repressionsfreier Raum etabliert.
Politische Moral und soziale Verantwortung aber hat andere Facetten. Mechanismen wie insgesamt erwähnt tragen nicht zur Solidarisierung bei, sondern zeigen Spaltungstendenzen auf.
Wir machen diese Geschichte nicht nur als einen Affront gegen uns öffentlich, um jenen Betonköpfen, die wissen, wer gemeint ist, zu vermitteln, daß wir in Zukunft Schein und Sein noch mehr als vorher beobachten.
Immer wieder hat Radio El Zapote, was selbstverständlich auch für den Bhf.-Langendreer gilt ( u.a. Nutzbarkeit ihrer Räumlichkeiten für politische Treffen,Halle für Soli-Konzerte) mittels kulturpolitischer Einmischung überschüssige Gelder an politische Projekte oder Soli-Aktionen, siehe Konzept auf unserer HP, gespendet und bis zur Selbstausbeutung partizipiert. Diese Quelle ist als eine Konsequenz für bestimmte Kreise nun versiegt.
Deshalb schlagen wir vor: weil Miete zahlen „bürgerlich“ ist, eigene Räumlichkeiten besetzen, doch die Augen nicht vor den Zeichen der Zeit verschließen und deren minimale Erfolgsmöglichkeiten erkennen, weiterhin im selbst gewählten Ghetto schmoren, aber verinnerlichen, realisieren und sich nicht wundern, daß unsere Unterstützung und Solidarität nur noch von geringer Intensität geprägt ist.
Stichwort Bürgerlich: hierzu fällt abschließend auf, daß diejenigen, die Andere mit dieser Begrifflichkeit diffamieren, passgenau diese Strukturen reproduzieren, in dem sie einen uns umgebenden alltäglichen Habitus von Hauen und Stechen und über den „Tischziehen“ an den Tag legen.«


Ein Gedanke zu “Radio El Zapote: ‚Eine bedenkliche Portion Linkes von Links‘

  • ubu

    im ubu-antiquariat wird von linken geklaut, andere linke bezahlen ihre schulden nicht und sind entrüstet, wenn sie gemahnt werden. manche dieser leute denken , sie seien links und ubu nicht. das ist eine ganz alte geschichte und kommt immer wieder. diese leute sind überhaupt nicht links, aber linke strukturen ermöglichen es schmarotzern immer wieder, sich auf kosten des projekts zu bedienen. das ist ähnlich wie mit der macht. kaum sind sie an den freßtrögen der macht, verlieren viele , die eben noch linke parolen im munde führten, ihre linken masken.
    wenn ich aber aus den obigen erfahrungen den schluss ziehe, den „genossen“ überhaupt nicht mehr zu vertrauen, gerate ich auf einen weg, an dessen ende ich mich so verändert habe, daß ich wirklich nicht mehr von irgendwelchen bürgerlichen projekten zu unterscheiden bin.
    was tun ? auf jeden fall nicht die guten erfahrungen vergessen, die ich durch geschenktes vertrauen gemacht habe. und diese zeigen, daß das ganze nicht nur eine „linke“ seite hat : kleine leute sollten einander nicht bescheissen und beklauen.
    wer es gern von klassikern hören möchte, der schlage nach bei mao :
    Der Liberalismus hat seinen Ursprung in der Selbstsucht des Kleinbürgertums, die das persönliche Interesse an die erste und das der Revolution an die zweite Stelle setzt .

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