Hallo, ich spreche für das Netzwerk Stadt für Alle Bochum. Seit 2016 setzen wir uns für eine lebenswerte Stadt ein, die sich solidarisch gestaltet und Räume für Alle bietet. Dazu zählt für uns vor allem guter und bezahlbarer Wohnraum, den sich alle Menschen leisten können.
Doch wie ist eigentlich die aktuelle Lage? Bezahlbarer Wohnraum wird in Bochum immer knapper – insbesondere für Haushalte mit kleinem Einkommen. Auch wenn gemessen an boomenden Städten im Ruhrgebiet die Mieten noch „gering“ sind, heißt das nicht, dass Menschen hier einen kleineren Teil ihres Einkommens für das Wohnen ausgeben müssen. Denn viele Einkommen im Ruhrgebiet sind niedrig und deshalb ist die Mietbelastung genauso hoch wie in Köln oder Düsseldorf.
2018, da war die letzte große Erhebung, fehlten in Bochum mehr als 25.000 Wohnungen, die für Menschen mit geringem Einkommen bezahlbar sind. Seitdem hat sich die Situation noch weiter zugespitzt. Über die Hälfte aller Bochumer Miethaushalte sind aktuell mit den hohen Wohnkosten überlastet, müssen also inklusive Betriebs- und Heizkosten mehr als 30 Prozent des Haushaltseinkommens für die Miete ausgeben. Wir sagen daher Schluss mit dem Mietenwahnsinn in Bochum! Wohnen ist ein Grundrecht und keine Geldmaschine. Erst, wenn die bestehenden Wohnungen in gutem Zustand, zugänglich und erschwinglich sind, können alle Menschen eine Wohnung finden.
Die Alternative, die wir immer häufiger erleben ist dagegen: Instandhaltungsstau > Leerstand > Abriss > teurer Neubau plus Verdrängung. Die Bochumer Politik setzt auf das Motto „bauen-bauen-bauen“, um das Wohnungsproblem zu lösen. Wir kennen sie alle, die schicken Neubauviertel, wie zum Beispiel das Dichterviertel an den Schmechtingswiesen. Es gibt aktuell in Bochum ein halbes Dutzend Großprojekte mit mehreren hundert Wohneinheiten und mit jeder Menge neuer Flächenversiegelung. Diese Neubauten sind für die Mehrheit der Einwohner*innen unserer Stadt aber nicht bezahlbar!
Hinzu kommt, dass viele Wohnungen in den nächsten Jahren aus ihren Mietpreisbindungen fallen. Daher wird es jetzt Zeit, guten und bezahlbaren Wohnraum für Alle zu schaffen.
Mit der gestiegenen Zahl der Wohnungslosen müssen darüber hinaus auch die Hilfsangebote ausgebaut werden. Projekte wie Housing-First, die zwar bereits in Bochum angelaufen sind und erste gute Ansätze sind, müssen noch mehr Anwendung finden. Wohnungslose Menschen brauchen zuerst eine Wohnung, anstatt in Notunterkünften oder vorübergehende Wohnungen unterbracht zu werden. Wir fordern daher, dass die mehrheitlich städtische Wohnungsgesellschaft VBW hier noch wesentlich stärker gemeinwohlorientierten und kommunalen Wohnungsbau zur Verfügung stellt.
Gleichzeitig gilt es Orte zu schaffen, an denen sich wohnungslose Menschen tagsüber aufhalten können. Hierbei fordern wir vor allem Räume in der Innenstadt, die egal zu welcher Tages- oder Jahreszeit für Menschen ohne Wohnung geöffnet sind. Die Klimakrise macht es für Wohnungs- und Obdachlose Menschen zu einer noch größeren Herausforderung den Alltag zu händeln. Heiße Tage wie heute stellen eine gesundheitliche Gefahr für Menschen ohne Wohnung dar. In der Innenstadt gibt es genügend Leerstand, der zu Wärme- oder Kältestuben umfunktioniert werden könnte, die gleichzeitig zu niederschwelligen Begegnungsräumen werden können.
Aber auch im Winter gilt es zu handeln. Das seit Jahren nicht nur von Stadt für Alle kritisierte Kältekonzept der Stadt Bochum lässt zugleich viele Menschen zurück. Die vorgesehenen Notunterkünfte sind nur schwer zu erreichen oder kommen für viele Menschen aus verschiedenen Gründen nicht in Frage. Hinzu kommt aber die schlechte Lage der Notunterkünfte. Denn besonders im Winter können Wege von bis zu einem Kilometer oder sogar weniger für Menschen, die auf der Straße leben, ein echtes Hindernis darstellen. Sie brauchen zentral gelegene Orte, die rund um die Uhr einen geschützten Aufenthalt ermöglichen.
Wir haben von vielen Seiten heute auch schon gehört, dass die Gewalt an obdachlosen Menschen zugenommen hat. Auch Polizei und Ordnungsamt wurden bereits in Bochum beobachtet, wie sie Menschen brutal aus ihren Schlafstätten geräumt haben und Isomatten und Schlafsäcke nach einer Räumung in den Müll warfen. Das muss endlich aufhören!
Eine Stadt für Alle muss eine Stadt sein, die sich um all ihre Menschen sorgt – mit oder ohne Wohnung. Zudem fordern wir: Wohnraum darf keine Ware sein! Daher gilt es dringend sozialen Wohnraum zu schaffen, Leerstand zu verhindern und gemeinwohlorientiert umzunutzen und zugleich offene Räume in der Stadt zu errichten, in denen sich alle willkommen fühlen dürfen.
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Mehr Infos:
https://www.stadt-fuer-alle-bochum.net/wp-content/uploads/2021/09/Erklaerung-Wohnungspolitik.pdf
https://www.stadt-fuer-alle-bochum.net/2022/12/16/wer-draussen-schlaeft-ist-in-gefahr/
Ich wills nur am Rande gesagt haben, aber Sie wissen schon, dass die VBW in der Vergangenheit sowie aktuell mehr denn je an sozialverträglichen Wohnraum baut und sogar aufkauft, oder? Die lokalen Medien wie die WAZ oder Lokalkompass ist Ihnen aber schon geläufig …
Sich zu informieren kann nicht schaden. Schade!
https://www.waz.de/staedte/bochum/article242190060/Trendwende-Es-gibt-wieder-mehr-Sozialwohnungen-in-Bochum.html
https://www.waz.de/incoming/article406630732/bochum-steuert-um-so-will-die-stadt-mehr-wohnraum-schaffen.html
https://www.waz.de/staedte/bochum/article239044201/VBW-uebernimmt-283-Wohnungen-im-Bochumer-Osten.html
https://www.waz.de/lokales/bochum/article404005230/bezahlbare-mieten-in-bochum-land-foerdert-474-vbw-wohnungen.html