Sonntag 19.02.23, 21:21 Uhr

Im Stich gelassen: Erdbebenopfer in Syrien


Eine Gruppe von Bochumer:innen, die vor einigen Jahren vor dem Bürgerkrieg in Syrien geflohen sind, haben mit einer Demonstration vor dem Rathaus darauf aufmerksam gemacht, wie dramatisch die Situation in ihrem Geburtsland ist . Sie klagten an, dass die internationalen Gemeinschaft die vom Erbeben Betroffenen im Stich lasse. Eine Teilnehmerin berichtete, wie zynisch es sei, wenn offizielle Stellen in Deutschland versprechen, sich unbürokratisch bei der Visaerteilung zu verhalten, aber gleichzeitig Dokumente verlangen, von denen die Erdbebenopfer nicht wissen, wo sie unter den Trümmern liegen. Bilder der Kundgebung. Das Manuskript der Begrüßungsrede der Kundgebung:

»Liebe Freund*innen und Freunde,
vielen Dank, dass ihr gekommen seid. Ich kann nicht anders, als das Ganze mit einem Moment der Stile zu eröffnen, mit unseren Gedanken an alle Opfer dieser Katastrophe überall, an die, die uns verlassen haben, die die verletzt wurden, die die ihre Familien verloren haben, die die ihr Zuhause verloren haben und die die davon traumatisiert sind. Bitte einen Moment der Stille …

Liebe Freund*innen und Freunde,
Vorab möchte ich eine Paar Sachen erklären:
Die Katastrophe ist riesig und die Lage ist unbeschreiblich. Ich kann im folgenden nur andeuten, dass keine Worte die Schrecklichkeit der Situation in der Türkei und vor allem auch in Syrien beschreiben können. Alles was gleich von mir kommt, ist nur ein hoffnungsloser Versuch, um euch den dortigen Zustand bewusst zu machen.

Ich möchte deutlich sagen, dies ist keine politische Veranstaltung, sondern eine humanitäre Veranstaltung, die die Politik anklagen will.
Es geht darum, mehr Druck auf die Politik zu machen, um die Menschen in Syrien in dieser Katastrophe zu retten, Druck zu machen und zwar auf jede Politik, die auch nur irgendetwas etwas damit zu tun hat.
Es geht nicht darum, eine Seite vor einer anderen zu präferieren.
Unsere Priorität ist, dass die Menschen überall gleich behandelt werden, egal woher sie kommen und an was sie glauben und wo sie leben. Zum Glück könnten viele betroffene Menschen in der Türkei auf Außenhilfe rechnen und wir sind erfreut darüber. Leider als Syrer und Syrer*innen haben wir Tag bei Tag zugeschaut, wie die Menschen in Syrien allein gelassen werden.
Das ist nicht fair, das ist nicht menschlich, da stimmt einfach etwas nicht mehr in dieser Welt.
Das ist, was uns bewegt, heute hier zu sein ,

Von daher möchte ich euch bitten liebe Freunde, alle Fahnen zu senken und eine Woche Trauer zu begehen, die der syrische Zivilschutz angekündigt hat und damit auch seine Fahnen gesenkt hat.


Der letzte Punkt, den ich erwähnen möchte, über diese Veranstaltung:
Der Mikrofon ist für jeden verfügbar, die oder der was sagen will.
Ihr könntet eure Forderungen mitteilen, eure Unterstützung, eure Trauer oder euer Hoffnung sogar.
Ihr könntet uns kritisieren, wenn ihr wollt.
Und mit uns meine ich mich und die andere Freunde, die mir geholfen haben, diese Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Wir sind keine politische Gruppe, wir sind kein Verein, wir sind einfach nur wir, und wir wollen sagen, dass es uns reicht mit der Ignoranz und mit dem Wegschauen.

Ich werde jetzt eine Zusammenfassung über die Situation und die Forderungen vorlesen, und später alles konkretisieren.
Direkt nach der Zusammenfassung, gibt es die Chance, sich zu melden.


Zusammenfassung

Die Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien hat 23 Millionen Menschen in beiden Ländern direkt betroffen. Über 40 Länder haben in der Türkei auf unterschiedlichen Arten geholfen, doch leider so gut wie nichts ist in Syrien angekommen und die Syrer*innen wurden allein mit der Katastrophe gelassen ohne eine Regierung, die sich für sie interessiert und ohne internationale Hilfe, die ihren Weg zu ihnen finden will. 

Assads Regime hat keinen Notstand verkündet und lässt keine Hilfe zu, außer durch sich, um von der Hilfe zu profitieren, es nimmt die Menschen in Syrien als Geisel. Das Assad-Regime instrumentalisiert die Katastrophe, um internationale Anerkennung zu bekommen. 

Erdogans Regime kontrolliert die Wege von und aus der Idlib Provinz (freies syrisches Gebiet) und lässt auch kaum Hilfe durch. Die Türkei bombardiert sogar in diesem Katastrophen-Zustand kurdische Gebiete in Nordsyrien.

In solchen kritischen Katastrophen könnte man doch wenigstens ein Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft einsetzen, um die Menschen dort zu retten, Doch die internationale Gemeinschaft hat sich nicht gerührt.
In Deutschland hat der Bundeskanzler erwähnt, dass die Bundesregierung im engen Kontakt mit den UN ist, um Hilfsgüter in die syrischen Gebiete zu liefern. Leider ist das nur Gerede geblieben, wie vieles, was wir von deutschen Spitzenpolitikern jeden Tag hören. Sogar nach den ausgesprochene Visum-Vereinfachungen nach Deutschland für Betroffene Menschen sieht es für Syrer besonders kompliziert.

Wir fordern ein sofortiges Handeln, der UN Sicherheitsrat sollte seine Verantwortung wahrnehmen. Deutsche Außenpolitiker:innen müssen ihre Positionen dafür nutzen, einen humanitären und schnellen Rettungsweg für diese Menschen zu schaffen. Diese Katastrophe darf nicht als politischer Zweck instrumentalisiert werden. 

Alle Betroffenen vom Erdbeben, die in Deutschland leben, sollten unbürokratisch Reisepässe bekommen, um wenigstens dorthin reisen zu können, um ihre Geliebten zu verabschieden und die die es überlebt haben, sollten schnell evakuiert werden und nicht in der Kälte zwischen den Trümmern weiterleben… oder besser gesagt weitersterben.

Wir fordern den sofortigen politischen Druck, Grenzübergänge zu öffnen und Hilfsgüter und -einsätze in nordsyrische Gebiete kommen zu lassen. 

Wir fordern lokal von der Stadt Bochum Verantwortung zu übernehmen für eine unbürokratische und pragmatische Evakuierung von schwer betroffenen Menschen zu ihren Angehörigen.

Wir fordern jetzt schon vernünftige Hilfsprogramme für die absehbaren Folgen dieser Katastrophe für die Betroffenen. Das Erdbeben ist vorbei, die Folgen setzen tief in den Knochen. «