Ralf Feldmann, seit Jahrzehnten in der Friedensbewegung engagiert, schreibt: »Kriege wie in der Ukraine, auch im Jemen, in Syrien und anderswo werden von oben gemacht, aber es gäbe sie nicht, wenn unten nicht viel zu viele mitmachten. Wer Waffen liefert und den Krieg befeuert, statt auf Verhandlungen und Kompromisse zu drängen, wer Kriegsmüdigkeit beklagt im Anblick von zigtausend Opfern und Millionen auf der Flucht, wer dennoch jetzt neue Kampfflieger für Atombomben will, der oder die steht in unserer politischen Beliebtheitsskala ganz oben. Es ist unser Krieg, wenn wir das zulassen.
Mein Text „Friedenslösung von unten“ entstand im Frühjahr, da war der Krieg noch nicht alt – nach dem Aufschrei eines ukrainischen Mannes vor den Leichensäcken eines Massengrabes in Mariupol, vom Fernsehen direkt in mein Wohnzimmer gesendet. „Ich will, dass das endlich aufhört,“ schrie der Verzweifelte in die Kamera, „egal wer da oben regiert.“
Was antworten?
Die Waffen nieder! Verhandeln! Frieden gewinnen, nicht den Krieg!
Und es gibt – auf allen Seiten des Krieges – die
FRIEDENSLÖSUNG
VON UNTEN
Sterbt alleine ihr da oben
Eure Kriege ohne uns
Sterbt alleine ihr da oben
Panzer Bomben und Raketen
Nehmt sie mit in euer Grab
Sterbt alleine ihr da oben
Eure Särge hüllen wir
In weiße Fahnen
Sterbt alleine ihr da oben
Auf die Fahnen schreiben wir
Ohne Frieden alles nichts
Wir hier unten desertieren
Heldenmütig frei und ohne Waffen
Ohne Leben alles nichts«
An wen richtet sich der Appell „Die Waffen nieder! Verhandeln!“? Soll er sich an alle Kriegsparteien richten? Das wäre allerdings äußerst seltsam.
Die Menschen der Ukraine haben nichts zu verhandeln. Sie haben nie einen Krieg gegen Russland beabsichtigt. Sie hatten auch nie irgendwelche Gebietsforderungen oder ähnliches gegenüber Russland. Die Atomwaffen haben sie nach dem Ende der Sowjetunion an Russland – an ihren jetzigen Feind – ausgeliefert. Was für Verhandlungen werden also von den Menschen der Ukraine gegenüber Russland gefordert? Worüber sollen die Menschen der Ukraine verhandeln? Sollen sie darüber verhandeln, ob sie überhaupt einen Staat haben dürfen?
Was ist daran seltsam ? Dann bin ich gern auch seltsam . Der Appell richtet sich an alle . Auch an die , die momentan noch nicht im Krieg sind. Und was ist so gut an Staatlichkeit ? Ist Obrigkeit etwas Erstrebenswertes, etwas Gutes ? Der Glaube an eine solche, die Hoffnung auf diese, das ist etwas seltsames und überdies äußerst schädliches , wenn ich die Geschichte der Menschen betrachte. Wir sollten besser alle auf Obrigkeiten verzichten. Weltweit ! Das ist auch gar kein so neuer Gedanke und auch nicht mehr selten . Liebe Grüße von Erich Mühsam, Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat. Berlin-Britz , im November 1932 .
Wie soll das gehen in der Ukraine? Scholz, Macron, Biden, der Österreicher, alle haben versucht, Putin umzustimmen. Ohne jeden Erfolg. Sie lesen doch auch die Verlautbarungen (Lügen) aus Moskau. Die zivilgesellschaftlichen Akteure werden in Lager gesperrt. Welche Kompromisse soll denn die Ukraine eingehen? Was soll dann geschehen? Versklavung und Tod wären die Alternative zum ukrainischen Freiheitskampf.