Samstag 24.09.22, 15:19 Uhr
Redebeitrag von Volker Scherer auf der Kundgebung des Landesverband Psychiatrie-Erfahrener NRW am 23. 9. 22 in Bochum

Kritik an zunehmender Einführung des Tasers bei Polizei, möglicher Missbrauch, Eskalationen, andere negative Folgen


Kritik am zunehmender Einführung des Tasers bei Polizei, möglicher Missbrauch, Eskalationen, andere negative Folgen Taser können tödlich wirken, sie sind nicht harmlos. Auch wegen ihrer Funktionsweise sind sie als Schusswaffen zu kategorisieren. Alleine in den USA werden mittlerweile bis zu 1000 Tote im Zusammenhang mit Taser Einsätzen vermutet. Es liegt in der Natur der Technik, dass direkte medizinische Zusammenhänge im Einzelfall nicht leicht zu beweisen sind. Das kann insgesamt und systematisch neue Probleme verursachen.

Untersuchungen in England haben gezeigt, dass Taser überdurchschnittlich oft gegen Minderheiten, Farbige, psychisch beeinträchtigte Menschen eingesetzt wurden. In einigen Fällen gab es keine Versuche der Deeskalation vor der Anwendung, was auf eine verringerte Hemmschwelle zum Tasereinsatz hinweist. Teilweise wurden mehr oder längere Stromstöße abgegeben als nötig.

Auch hierzulande gab es in den letzten Jahren Einsätze gegen benachteiligte Personengruppen, einige endeten tödlich für die Betroffenen. Die Regelungen sind unterschiedlich nach Bundesländern. Es gibt Bestrebungen, die Taser als harmlose Waffe zu kategorisieren wie etwa Pfefferspray und Schlagstock. Wichtig wären wirklich unabhängige Untersuchungen oder Beschwerdestellen für Vorfälle hierzulande.

Es muss glaubhaft versucht werden, Lösungen und Umgang für schwierige Situationen zu finden, auch sensibel und deeskalativ umzugehen, um Opfer zu vermeiden. In vielen Fällen wäre geschulter psychologischer und menschlicher Umgang im Sinne von Freund und Helfer besser anstatt Konfrontation und Schock mit einer neuartigen Waffe. Bei einem echten Einsatz ist keineswegs von Testbedingungen auszugehen, wie man sie etwa in Vorführvideos sehen kann. Ein realer Einsatz ist oft schwer durchschaubar, es besteht Handlungsdruck. Die teils bewusst abschreckende Wirkung des Tasers kann im Zusammenhang mit Fehlfunktionen zusammen mit anderen unvorhersehbaren Impulsen zu Eskalationen führen.

Körperlich anfällige Personen können durch verschiedene Folgen der Stromstöße sterben, psychisch anfällige Menschen können bei Einsatzversuchen erst recht in einen Ausnahmezustand gebracht werden. Die Anwendung des Tasers ist sehr speziell. Beide Drähte müssen treffen und verlangen die richtige Distanz. Bei ensprechender Schutzkleidung oder Fehlfunktion ist der Taser wirkungslos, kann weitere unerwünschte Handlungsabfolgen verursachen. Neben dem Taser gibt es günstige und weniger verletzende Alternativen wie zum Beispiel Geschosse mit gepresstem Sand, die etwas weniger gefährlich sind als Gummigeschosse oder zum Beispiel abschießbare Wurfbolas, die einen Menschen durch mechanische Fesselung schnell bewegungsunfähig machen können. Übrigens ist der Taser auch in der Kritik als potentielles Folterinstrument.