Samstag 24.09.22, 14:39 Uhr
Die Bochumer Polizei wird mit Tasern aufgerüstet

Die Hemmschwelle zur Nutzung einer Waffe sinkt


Der Landesverband Psychiatrie-Erfahrener NRW (LPE) hatte gestern zu einer Kundgebung vor dem Polizeipräsidium aufgerufen, um gegen den Einsatz von Distanz-Elektro-Impuls-Geräten (kurz: Taser) bei der Bochumer Polizei und anderswo zu demonstrieren. Im Polizeipräsidium wurde zeitgleich die Einführung des Tasers bei der Bochumer Polizei vorgestellt. Eine Sprecherin des LPE erklärte: »Gefeiert wird der Taser unter Anderem für den Erfolg, durch seine allein abschreckende und somit angeblich deeskalierende Wirkung. Auch dadurch, das Taser als nicht tödlich Waffen eingestuft sind, bietet er eine angebliche Alternative zur Schusswaffe. Dabei sehen wir die Gefahr, dass die Hemmschwelle zur Nutzung dieser Waffe sinkt und sie auch vermehrt in niedrigschwelligen Situationen benutzt wird.

Die Möglichkeit Menschen per Knopfdruck gefügig bzw. außer Gefecht zu setzten, sehen wir dabei als gruselig. Auf die Gefahr, dass Taser „schwere Verletzungen bis hin zum Tod“ verursachen können, besonders für Personengruppen mit Herz-Kreislauf-Problemen, Astmatiker:innen sowie Drogenkonsument:innen weist z.B. auch Amnesty International hin, wie auch auf die täuschende Einordnung als nicht tödliche Waffe…« Die Rede im Wortlaut.
Volker Scherer vom LPE ergänzte in seinem Wortbeitrag: »Untersuchungen in England haben gezeigt, dass Taser überdurchschnittlich oft gegen Minderheiten, Farbige, psychisch beeinträchtigte Menschen eingesetzt wurden. In einigen Fällen gab es keine Versuche der Deeskalation vor der Anwendung, was auf eine verringerte Hemmschwelle zum Tasereinsatz hinweist.Teilweise wurden mehr oder längere Stromstöße abgegeben als nötig.
Auch hierzulande gab es in den letzten Jahren Einsätze gegen benachteiligte Personengruppen, einige endeten tödlich für die Betroffenen.“ Die Rede im Wortlaut.