Samstag 30.07.22, 10:17 Uhr
Fridays for Future-Demo zur Mobilitätswende

Städteverwaltungen- und PlanerInnen müssen aufhören, PKW-Höllen zu erschaffen 3


Fridays for Future hatte gestern – also in der Mitte der Schulferien – zu einer Demonstration für eine Mobilitätswende aufgerufen. Knapp 100 Teilnehmer:innen kamen. Zur Begrüßung erklärte ein Sprecher von Fridays for Future: »Das Auto… sorry, DAS Auto ist ja eigentlich das Klassiker-Thema des Umwelt-Aktivismus. Quasi unser Erzfeind. Schon Generationen vor mir besangen den Angriff des Autos auf Karl den Käfer und mehr als 20 Jahre vor meiner Geburt wurde das „Gehzeug“ erfunden, um den Platzverbrauch von Autos zu zeigen. Und trotz dieses massiven Protests seit Jahrzehnten: Die Karren wurden immer fetter, es werden noch heute neue Autobahnen gebaut und die PKW’s stauen sich immer noch bis zum Horizont. Wie kann das sein?

Es sollte doch auch der letzte Mensch verstanden haben, dass wir so unser Klima. unsere Natur und selbst die Lebensqualität unserer Städte zerstören. Das Problem, wie fast immer: Individualkritik versagt. Es wissen inzwischen alle die Probleme und umgestiegen sind sie trotzdem nicht.

Warum auch? Der Wechsel wird einem ja überall erschwert. Die Städte sind „autogerecht“, die Radinfrastruktur ein Witz, die Bahn verwahrlost und im Fernsehen und Internet kriegen wir andauern beworben, wie toll DAS Auto ist.

Da wir Menschen es bekannterweise mit unseren guten Vorsätzen fürs Jahr ungefähr 2 Wochen durchhalten, gehen halt die meisten den Weg des geringsten Widerstands. Den angenehmsten Weg. Momentan ist halt das angenehmste Fortbewegungsmittel oft das ökologisch schlechteste. Und da müssen wir ansetzen. Die Städteverwaltungen- und PlanerInnen müssen aufhören PKW-Höllen zu erschaffen. Kreuzungen müssen so designend werden, dass man als RadfahrerIn nicht tausend Tode stirbt. Es braucht mehr verkehrsberuhigte und -freie Zonen, auch in den Innenstädten und nicht nur den wohlhabenden Vororten. Es braucht breitere Gehwege, Fahrradschnellwege, weniger Parkplätze, mehr ÖPNV und den auch bezahlbar, fußgänger- und fahrradfreundiche Ampelschaltungen und weniger Subventionen für Firmenwagen. Verkaufsstop von Verbrennern und Tempolimits.

Die Lösung ist nicht, alle Verbrenner durch E-Autos zu ersetzen, sondern primär vom Auto weg zu kommen. Die paar Menschen, die dann trotz der besseren Alternativen noch aufs Auto angewiesen sind, fahren dann elektrisch, aber das ist nicht die erste Wahl, sondern die letzte.

Wir können nicht auf den Gutwillen der Leute hoffen und mit den Veränderungen warten, bis alle umgestiegen sind, sondern müssen jetzt den ersten Schritt gehen und die Anreize geben zu wechseln. Das ist unser Appell an die Politik und dafür gehen wir heute auf die Straße.«

Christoph Bast von der Radwende, hat in seinem Redebeitrag benannt, was sich in Bochum ändern muss.

Bilder von der Demo


3 Gedanken zu “Städteverwaltungen- und PlanerInnen müssen aufhören, PKW-Höllen zu erschaffen

  • Autos sind Böse

    Autos sind Böse
    Ein Spruch den ich mehrfach auf Schildern auf verschiedenen Demonstrationen lesen konnte.

    Autos sind Maschinen! Maschinen haben kein Wesen, keine Emotionen, keine Seele oder sonst was.
    Auto sind Mittel zum Zweck. Ihren Zweck, Fortbewegung, erfühlen diese Vehikel zunehmend schlechter und vergiften auch noch die Umwelt und damit die Menschen.
    Der weitere Zweck ist Profit zu erzeugen, Profit für ein paar Konzerne.
    Der Profit als Triebfeder des Gesamtgeschehens bleibt bei Fridays for Future vollkommen unerwähnt.
    Die Kapitalinteressen bleiben bei Fridays for Future unerwähnt.
    Fridays for Future stellt den Kapitalismus als eine Art „Betriebsunfall“ dar. Das Wesen dieses Systems wird als „Betriebsunfall“ darstellt, Ausbeutung und Unterdrückung werden verharmlost. Eine Kritik am Kapitalismus ist bei Fridays for Future nicht zu erkennen. Die Herren in den Konzernetagen werden darüber lachen. Sie können ihrem Geschäft ohne Störungen weiter nachgehen, kaum jemand kritisiert sie.

    • Helmut

      Es ist noch viel schlimmer: die angebliche alternative Bochumer Linke von der bürgerlichen Seebrücke bis zur „revolutionären“ Antifa unterstützt die Kids beim Moralisieren – anstatt sie aufzuklären und ihnen politische Wege des Protest zu zeigen – , weil sie selbst ihr ganzes Tun darauf verlegt haben.

      Ständige Anrufung von Vater Staat, er möge doch bitte gerechter, besser regieren!

      Vollständig entpolitisiert. Moralische Empörung als Simulation von politischer Aktion. Es dient der eigenen Befindlichkeit: man will sich besser fühlen in der zunehmend dystopischen Welt. Verweigert aber jegliches Denken.

      Kapitalismus mit Empörung überwinden – seit Jahren ohne jemals auch nur einen Funken Selbstreflexion. Kritik wird von den immer gleichen Leuten („die sich ja schließlich den Arsch aufreißen“) autoritär (auch: misogyn, rassistisch, anti-proletarisch) zurückgewiesen. Kann man ja auch auf diesem Portal hier in den letzten Monaten gut nachlesen.

      Bochum – ein pseudolinkes Trauerspiel.

    • noname

      Ich denke die Forderungen von Friadys For Future gehen mit Kapitalismuskritik einher. Die Fixierung der Automobilität hat vielfältige Gründe. FFF erinnert immer wieder an die politische Verantwortung. Die (Stadtentwicklungs-) Politik hat mit der Eigenheimförderung und Entfernungspauschale ein Lebensmodell hervorgebracht , das ein Auto unverzichtbar macht. Und allzu lange haben die Herren der Chefetagen nichts mehr zu lachen, denn die Tage der Spritfresser im öffentlichen Raum sind gezählt.

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