Freitag 29.07.22, 10:21 Uhr
Antrag in der Bezirksvertretung Mitte

Ein Platz oder eine Straße soll nach Josef Anton Gera benannt werden 1


Auf der Sitzung der Bezirksvertretung Bochum Mitte am 11. August wird über einen Antrag von SPD und Grünen beraten, der fordert: „Die Bezirksvertretung Bochum-Mitte beauftragt die Verwaltung zu prüfen, ob ein Platz oder eine Straße in der Innenstadt nach Josef Anton Gera benannt werden kann – beispielsweise der Platz neben dem GHotel an der Alleestraße.“ Der Antrag mit Begründung. Die Antifaschistische Linke Bochum hatte sich -unterstützt von vielen Initiativen und Organisationen – kürzlich in einem Brief an den Rat der Stadt gewandt und u. a. gefordert, dass ein Platz nach Josef Anton Gera benannt wird. Dabei war offensichtlich nicht bekannt, dass die zuständige Bezirksvertretung Mitte sich seit ihrer Sitzung im Dezember 2021 mit dem Thema beschäftigt. Die Sprecherin der Grünen Ratsfraktion Barbara Jessel informierte das Bündnis gegen Rechts, dass zusammen mit Heiko Koch und dem Künstler Klaus Dauven auf dem Gelände des Westparks an der großen Mauer eine großflächige Arbeit zur Erinnerung an Josef Gera und seine Tötung durch Rechtsradikale vor 25 Jahren geplant ist.

Der geplante Ort für das Graffiti

Heiko Koch hatte im vergangenen Jahr eine 44-seitige Dokumentation zum Mord an Josef Anton Gera erstellt. Die Dokumentation als PDF (16 MB)


Ein Gedanke zu “Ein Platz oder eine Straße soll nach Josef Anton Gera benannt werden

  • Keine Atmenpause - Geschichte wird gemacht !

    Herzlichen Dank für die Dokumentation.
    Ebenso vielen Dank für das Blechschild. Nun ist ja aus dem Blechschild eine ganze Mauer geworden. Das ist schön, Mauern sind stabil und halten mehr aus.
    Mir als älteren LGBTI* ist dass zu viel Erinnerungskultur statt konkretisierende Gegen(warts)kultur.
    Erinnerung ist auch schön, aber das Leben der Anderen und mein Leben sollten nicht nur von Erinnerung geprägt sein, mein Leben findet im hier und jetzt statt. Diese Gegenwart ist weiterhin von Übergriffen in subtiler oder offen gewalttätiger Form geprägt.

    Die offen gewalttätige Form wird z.B. durch das Bundesland Berlin-Brandenburg dokumentiert. Das einzige Bundeland dass eine differenzierte Kriminalstatistik führt in der Straftaten aus Hass gegen LGBTI* auch als Straftaten gegen LGBTI* schriftlich benannt werden. In allen anderen Bundesländern werden Straftaten gegen LGBTI* in den Statistiken n i c h t differenziert aufgelistet.
    In Berlin-Brandenburg finden pro Woche durchschnittlich 3 dokumentierte Straftaten aus Hass gegen LGBTI* statt. Ich finde, eine erschreckend hohe Zahl. Ähnlich hoch wie die Straftaten aus Hass gegen Migrant*innen und Geflüchtete,
    Fremdenhass ist als gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit gegen Migrant*innen und Geflüchtete führend in der Hasstaten-Statistik.

    Die subtile Gewalttätigkeit des Alltags hier in diesem Land, z.B. spitze Kommentare oder abwertende Äußerungen in Nebensätzen, ist nur sehr langsam und beharrlich zu vertreiben. Dämonen lassen sich nicht bekämpfen, die muss man (*frau) aushungern. Das geht am ehesten noch indem eine „breit“ aufgestellte Gegenkultur der LGBTI* (and friends) entsteht. Knipsen wir den Hassern kulturell das Licht in unserem Land aus. Dämonen sollen auch nur in der Dunkelheit leben müssen. Eine offene und sozial ansprechende Kultur einer gesellschaftlichen Teilgruppe, der LGBTI*s, ist nur sehr schwer bekämpfbar, weil schnell in Teilen der Gesellschaft eine emotionale Verbundenheit mit dieser Kultur entsteht. Diese Verbundenheit wird nicht von jedem/r* vollständig intellektuell durchdacht / durchdrungen / erkannt. Für erste Schritte in der kulturellen Angleichung ist dieser Aspekt aber nicht so wichtig. Als erstes müssen sich die Herzen für eine andere Kultur begeistern. Der Intellekt folgt (hoffentlich) später dem Herzen. Für einen N o r m a l i s i e r u n g sprozess innerhalb der Gesellschaft ist emotionale Verbundenheit nutzbringend.

    Party ist das Programm
    Die CSD-Veranstaltungen in zahlreichen Städten in der BRD wirken auf interessierte Zeitgeister wie umherziehende Großraumpartys.
    Die CSD-Demos und die Kulturveranstaltungen sind umherziehende Großraumpartys ;-)
    Der gemeinsame „Nenner“ für alle Beteiligten ist:
    Wir lassen uns n i c h t mehr als soziale Gesamtgruppe
    Lesben, Gays, Bisexuelle,Trans, Inter u. *Sternchen f. alle anderen Queeren
    marginalisieren
    Wir verlassen nicht mehr den öffentlichen Raum als soziale Gesamtgruppe
    Selbst wenn uns jemand mit Mord- und Totschlag droht bleiben wir als soziale Gesamtgruppe im öffentlich Raum präsent.
    Wir lassen uns die Straße nicht mehr verbieten

    Die Dämonen
    nicht nur in vielen Arabischen Ländern und in einigen Osteuropäischen Ländern
    sind für viele LGBTI* dort riesengroß geworden und lassen sich nur schwer aushungern.

    Weltweit
    … Strafbarkeit von gleichgeschlechtlichen sexuellen Handlungen in fast 70 Ländern der Erde
    … Todesstrafe in 10 Ländern auf der Erde für gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen
    … „LGBTI*freie Zonen“ und Institutionen per Verordnung
    … Verbote von NGOs und Vereinen die sich für LGBTI*-Rechte einsetzen
    … Verbot von Publikationen
    … Verbot von Unterrichtsinhalten zu LGBTI* im überwiegenden Teil der Schulen auf dem Erdglobus, Meinungen werden durch das Verschweigen von Informationen anerzogen
    … Verbot von Demonstrationen und öffentlichen Veranstaltungen

    Auf den CSD-Veranstaltungen hier in der Bundesrepublik sprechen kaum Menschen die von dieser ganzen Gewalt und Benachteiligung betroffen sind, obwohl die Lage für viele der Betroffenen zunehmend schlechter wird.
    Die Betroffenen kommen nicht zur Sprache weil den Veranstalter*innen-Vereinen langsam aber stetig die Kassen für CSD-Veranstaltungen leerlaufen. Reise- u. Unterbringungskosten für Betroffene entstehen dann zusätzlich. Im Kapitalismus ist für Kultur immer Geld notwendig, Human-Power allein reicht nach mehreren Jahrzehnten CSD-Geschichte in der BRD nicht mehr aus (1ster CSD 1972 in Münster / Westf.).
    Der ganze Trubel und der ganze „Quatsch“ verursacht Kosten. Die tollen Trucks, die Musikanlage, die DJs, die Artists, die Bühne, die Flyer, die Aufkleber, die Papierfähnchen, die Standgebühren, der Alkohol, die Klos, … and so on. Der Verein NRW-CSD-e.V. zahlt z.B. d. Reisekosten f. 2 Vertreter*innen auf jeder NRW-CSD-Veranstaltung, seit zahlreichen Jahren.
    Alles der Preis für ein paar Tage kleine Freiheit in einer kapitalstischen Gesellschaft.
    Ein Teil der Veranstalter*innen ziehen es aber auch aus egoistischen oder/und politischen Interessen vor die Situation der LGBTI*s in anderen Ländern nicht zu thematisieren.

    Unter´m Strich,
    Danke für´s Schild im Interesse aller Lebenden, Danke für die tollen Partys.
    ;-)
    Für eine LGBTI*freundliche Alltagskultur sind die aktuell vermehrt entstehenden Ansätze sog. queere Zentren zu gründen als längerfristige soziale, emotionale, kulturelle u. politische Perspektive wichtig. Das erste Zentrum dieser Interessensgruppe gibt es seit Anfang der 70ziger Jahre in Dortmund, das KCR – Dortmund.
    In der Bochumer Innenstadt findet in den Räumen der Aidshilfe seit einigen Wochen ein cafeähnlicher Betrieb mit Veranstaltungen statt.
    All diese Zentren sind so wie die Leutchen die diese Initiativen starten, unterschiedlich. Im Idealfall ist das Zentrum eine Schnittmenge, die Gemeinsamkeit.
    Support the local LGBTI*-center! Support fluid !

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