Freitag 10.06.22, 18:14 Uhr

Ein Stolperstein für Walter Stern


Die VVN-BdA hat die Patenschaft für einen Stolperstein übernommen, der an Walter Stern erinnert. Er wurde am 29. Juni 1888 in Niederntudorf – heute ein Stadtteil von Salzkotten im Kreis Paderborn – geboren. Seine Eltern Henriette und Levi Stern hatten sechs Kinder und eröffneten um 1900 einen Laden für Kolonialwaren. 1915 wurde Walter Stern für den Ersten Weltkrieg als Soldat eingezogen. Walter Stern kandidierte 1919 bei den Wahlen zur Nationalversammlung für die USPD. In der Folgezeit organisierte er öffentliche Versammlungen für die USPD und wurde Vorsitzender der Ortsgruppe der Partei. 1920 trat er der KPD bei, wurde Unterbezirks-Vorsitzender und stand unter Beobachtung der politischen Polizei.

Im Jahr 1923 zog Walter Stern ins Ruhrgebiet. Er fand in Bochum bei der Konsumgenossenschaft Wohlfahrt eine Anstellung als Bäcker. Auch in Bochum beteiligte er sich an der politischen Arbeit der KPD. Der Bochumer Anzeiger berichtet am 31.10.1924, dass Bochums Oberbürgermeister „den Bäcker Walter Stern“ als unbesoldetes Magistratsmitglied „eidlich verpflichtete“. Später konzentrierte sich Walter Stern auf die Arbeit in der Genossenschaft. Die Spannungen zwischen der SPD und KPD führten seit 1929 zu Auseinandersetzungen auch in der Genossenschaft. Es kam zu Entlassungen und Arbeitsgerichtsauseinandersetzungen. Betroffen davon waren auch Alfred Jurke und Walter Stern.

Am 30. Januar erfolgte die Machtübertragung an Adolf Hitler und die Mandate der Kommunist:innen im Stadtrat wurden aberkannt. Auch Sozialdemokrat:innen und einige bürgerliche Kräfte wurden aus ihren Ämtern gedrängt oder entfernt. In einem Netz von 20 Folterkellern wurden Nazigegner in Bochum misshandelt, einige getötet. Wie zahlreiche Bochumer KPD-Mitglieder floh auch Walter Stern, der in der Hunscheidtstr. 160 wohnte, ins benachbarte Ausland.

Als 1936 in Spanien gegen die regierende Volksfront-Regierung ein faschistischer Putsch unter General Franco begann, ging Walter Stern wie zahlreiche Antifaschist:innen aus vielen Ländern nach Spanien, um sich am Freiheitskampf zur Verteidigung der Republik zu beteiligen. Er wird der XI. Brigade des internationalen Thälmann-Bataillons zugeteilt, das vor allem in Zentralspanien kämpfte. Am Rio Jarama kam es in der Zeit vom 6. bis 27. Februar 1937 zu schweren Kämpfen, um den Franco-Truppen den Weg nach Madrid zu versperren. Bei diesen Kämpfen ist Walter Stern am 24.2.1937 getötet worden.
Eine Gedenktafel im Gebäude der früheren Konsumgenossenschaft Wohlfahrt (heute G Data) erinnert an Walter Stern und Alfred Jurke.

Dieser Text ist weitgehend der Präsentation von Günter Gleising entnommen, die er zur Stolperstein-Verlegung erstellt hat.

Über die Stolperstein-Verlegung und das Gedenken am 14. Juni ist Näheres im Beitrag zu Alfred Jurke zu finden.


Stadtarchiv Bochum: Leidens-Wege in Bochum 1933 bis 1945, Station 19, Konsumverein Wohlfahrt
Pressestelle der Stadt Bochum: Stadtarchiv lädt zur Verlegung von Stolperschwelle und 24 neuen Stolpersteinen ein


Weitere Beiträge zur Stolpersteinverlegung 2022:

Für die in Bochum während der Nazizeit verfolgten und ermordeten Sinti und Roma
Verlegung einer Stolperschwelle

Stolpersteine erinnern an das Schicksal von Fritz Goltermann und Willi Schlüter

Ein Stolperstein für Alfred Jurke