Samstag 12.03.22, 17:42 Uhr

„Die Stadt führt ihre Bürger:innen beim Radschnellweg Ruhr hinters Licht“ 1


Klaus Kuliga, der sich seit der ersten – noch inoffiziellen – Ankündigung des Projekts mit dem Radschnellweg in Bochum – bis 2019 als Vorsitzender des ADFC Bochum, danach in der Radwende Bochum engagiert, erklärt: »Der Vorwurf, die Stadt führe ihre Bürger:innen beim Radschnellweg Ruhr hinters Licht, ist meines Erachtens sehr berechtigt.« Die Bochumer Grünen hatten in einer Pressemitteilung die Kritik der Stadtgestalter an der Bürgerbeteiligung bei der Trassenfindung des Radschnellweges zurückgewiesen und die Stadtverwaltung verteidigt: »Die Aktenlage zeigt eine gewissenhafte Prüfung aller Vorschläge«. Klaus Kuliga: »Die Trassenführung, die die Grundlage der jetzt von der Verwaltung eingebrachten Beschlussvorlage bildet, habe ich bereits während der Erstellung der Machbarkeitsstudie in die Diskussion eingebracht. Leider hat das damals niemand verstanden. Deshalb blieb diese Variante in der Machbarkeitsstudie unberücksichtigt.


Kernelement dieses Vorschlags ist die Nutzung der zu diesem Zeitpunkt völlig vergessenen Unterführung unter dem Bahngleis, das vom ThyssenKrupp Stahl Werk Höntrop Richtung Bahnhof Präsident führt. Mittlerweile ist diese damals praktisch unsichtbare Unterführung freigelegt und sichtbar. Ich habe diesen Vorschlag nach dem Erscheinen der Machbarkeitsstudie in mehreren Artikeln auf den Internetseiten des ADFC Bochum vorgestellt und die damals vom RVR und der Stadt Bochum favorisierten Strecken diskutiert. Diese Varianten sind heute vergessen.
Allerdings hat die Stadt Bochum in den Folgejahren an mehreren Stellen Tatsachen geschaffen, die diese heute favorisierte Strecke torpedieren.
Das allein spricht schon dagegen, dass diese Trassenführung von der Verwaltung entwickelt wurde. Diese Fehler hat Bochum bereits gemacht:

  1. Die Unterführung unter der Alleestraße wurde zurückgebaut zu einen schmalen engen Tunnel, der für den RS1 nicht mehr geeignet ist.
  2. Das Teilstück des RS1 im Bereich untere Stahlindustrie wurde gebaut, ohne vorher zu entscheiden, wie der RS1 dahin führen sollte und wie es weitergehen könnte.
    Dieses Teilstück entspricht nicht den Anforderungen an einen Radschnellweg nach NRW-Standard. Außerdem ist die Anbindung an die Bessemer Straße bis heute offensichtlich ungeklärt.
    Ich hatte stattdessen vorgeschlagen, den RS1 über die Baarestraße zu führen. Das wäre wesentlich einfacher gewesen.
  3. Das groß angekündigte und dann stillschweigend beerdigte Bürgerbeteiligungsverfahren zur Innenstadtführung machte dieses Teilstück dann zur Voraussetzung.
  4. Die Brücke Buselohstraße wurde gebaut, ohne die Führung des RS1 unter (!) dieser Brücke, parallel zu den Bahngleisen zu berücksichtigen.
  5. Die Brücke Lohring wurde geplant und wird gebaut, ohne die Führung des RS1 unter (!) dieser Brücke, parallel zu den Bahngleisen, zu berücksichtigen.
  6. Ich hatte schon sehr früh immer wieder darauf hingewiesen, dass man den RS1 ab dem Kortumpark parallel zu den Bahngleisen führen muss, um eine höhengleiche und kreuzungsfreie Führung bis zur ehemaligen Zentraldeponie (A43) zu ermöglichen.
    Die Verwaltung hat das geflissentlich ignoriert.
    Der Darstellung der Vorgänge seit dem Beginn der Bürgerbeteiligung stimme ich voll und ganz zu. Was damals den beteiligten Bürgern hoch und heilig versprochen wurde, ist nicht eingehalten worden. Das der Beschlussvorlage zu Grunde liegende Gutachten ist ein schlechter Witz – es enthält genau das, was die Verwaltung geliefert haben wollte.
    Selbst die irrwitzige Brücke über die Universitätsstraße am Hauptbahnhof hatte Herr Matten schon zu der Eröffnungsveranstaltung der Bürgerbeteiligung mitgebracht. Niemand hat das ernst genommen, jetzt ist es das teuerste Element der Trasse.
    Ich halte auch nach gut zehnjähriger Diskussion die vom ADFC ursprünglich vorgelegte Trassenführung für die beste aller möglichen Lösungen. Sie wurde in genauer Beachtung der vom Land NRW vorgegebenen Kriterien und und Gestaltungsvarianten entwickelt.«

Ein Gedanke zu “„Die Stadt führt ihre Bürger:innen beim Radschnellweg Ruhr hinters Licht“

  • RBm

    Wäre ja mal schön, wenn diese ursprünglich von diesem „Experten“ vorgelegte Vorschlagsführung in Gänze gezeigt würde, damit Leser ihre eigene Meinung bilden können.
    Oder ist das hier nicht gewünscht und es soll nur Stimmung gemacht werden gegen wesentliche Teile der Politik und der Fachverwaltung?
    Andererseits ist es aber auch müßig, sich über Vorschläge zu unterhalten, die „Geschichte“ sind und die weder in Verwaltung, Politik und auch in Teilen der „Bürgerschaft“ und in Verbänden eine Mehrheit gefunden haben!

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