Montag 11.10.21, 21:00 Uhr

Radfahrer*innen-Unfälle nicht verharmlosen


Die Radwende Bochum nimmt Stellung zu den Berichten über Unfälle von Radfahrer*innen und fordert, dass man hier „nicht zur Tagesordnung übergehen“ darf. Die Stellungnahme der Radwende: »In den letzten Wochen sind auf Bochumer Stadtgebiet verunglückten viele Radfahrer:innen. Fast täglich berichtet die Polizei über Unfälle an Radwegen mit Mängeln, durch enges Überholen von Autofahrer:innen, beim Abbiegen oder durch „Dooring“. Trauriger Höhepunkt ist der Tod einer Radfahrerin am 7.Oktober., die am 29.September von einem abbiegenden Transporter überfahren worden war. Die Mitglieder der Radwende Bochum sind tief betroffen. Unser Beileid geht an Familie und Freund:innen der Verstorbenen.

Die Polizei Bochum hat unlängst mitgeteilt, dass der subjektive Eindruck, die Anzahl der Fahrradunfälle nehme zu, täusche. Steigende Unfallzahlen seien vor allem bei Pedelec-Fahrer:innen zu vermelden. Die Radwende kritisiert, dass mit solchen Aussagen der Eindruck entsteht, man könne quasi zur Tagesordnung übergehen. „Es muss doch im Interesse von Polizei, Stadt und letztlich allen sein, die Zahl der Unfälle mit Beteiligung von Fußgängern und Radfahrern zu reduzieren“, so Karl-Heinz Hüsing von der Radwende. Tatsächlich sind in den vergangenen Jahren die Zahlen der Unfälle mit Beteiligung von Radfahrer:innen erheblich gestiegen. Steigende Unfallzahlen bei steigenden Verkehrszahlen sind aber kein Naturgesetz.

Radfreundliche Städte in den Niederlanden beweisen, dass es anders geht. Der Schlüssel zu mehr Radsicherheit sind getrennte durchgehende Radinfrastrukturen, Einhaltung der Straßenverkehrsregeln und eine Kultur der Rücksichtnahme. Dafür ist in Bochum noch viel zu tun. Der Ausbau einer sicheren Radinfrastruktur sollte beschleunigt werden. Aber auch schon jetzt gäbe es sinnvolle Maßnahmen, um die Zahlen verunglückter Radfahrer:innen zu senken:

  • Mängelbeseitigung: Radwende hat über den Mängelmelder viele gefährliche Stellen wie Bodenwellen oder plötzlich endende Radwege gesammelt. Hier könnte die Stadt durch einfache Maßnahmen für mehr Sicherheit sorgen.
  • Mehr Kontrollen: die Straßenverkehrsordnung wird täglich zehntausende Male in Bochum missachtet. Um nur einige zu nennen: Abbiegeverstöße, Geschwindigkeitsübertretungen, Überfahren roter Ampeln, zu enges Überholen, Parken auf Fuß- und Radwegen. Hier wünscht sich Radwende mehr Kontrollen, aber auch mehr Aufklärung und zielgerichtetere Unfallanalysen.
  • Mehr Rücksicht: Radwende bietet an, zusammen mit Stadt, Polizei und Verkehrsverbänden für die konsequente Einhaltung der StVO und für mehr Rücksicht zu werben.

Die Radwende Bochum will daher in den nächsten Wochen Stadt, Polizei und verschiedene Verbände einladen, um über dieses Thema zu diskutieren. Es geht uns dabei ausdrücklich nicht um einseitige Schuldzuweisungen, sondern schlicht um die Frage, was getan werden kann, um die schwächsten Verkehrsteilnehmer – Fußgänger:innen und Radfahrer:innen – besser zu schützen.«