Mit Esther Bejarano ist eine liebenswerte Antifaschistin und Kämpferin gegen Neo-Nazismus und Rassismus am heutigen 10. Juli von uns gegangen. Sie wurde 96 Jahre alt. Unsere Konzerte mit ihr, u.a. im Bahnhof Bochum-Langendreer, waren von großem Vergnügen und von Respekt vor ihrer Lebensleistung geprägt. Esther Bejarano, geborene Loewy und Kind kommunistischer Eltern, war Mitglied des sog. Mädchenorchesters in Auschwitz-Birkenau, bei dem sie Akkordeon und später Blockflöte spielte.

Unter Zwang hatte sie mit vielen weiteren Frauen zur Entspannung von SS-Schergen, die nach getaner mörderischer Arbeit am Abend Vergnüglichkeit suchten, aufzuspielen, aber nicht nur für sie. Auch Josef Mengele oder Maria Mandel nutzten ihren hochrangigen Status, um musikalische Einzelaudienzen, manchmal mitten in der Nacht, zu nutzen. Wenn die Arbeitskommandos im Gleichschritt in das Lager einrückten oder Deportationszüge ankamen, hatte das Orchester stets zu Diensten zu sein.

Esther Bejarano überlebte die Situation in der Todesfabrik Auschwitz nicht nur durch ihre Musik, sondern ebenso die vielen Krankheiten wie Thyphus, Ruhr, Cholera oder Tuberkulose. Auf dem Todesmarsch konnte sie schließlich fliehen. Nach der Befreiung durch US-Truppen ging sie nach Israel, kam aber nach Deutschland zurück. In Hamburg eröffnete sie eine Boutique, vor der die NPD als Provokation regelmäßig Infotische aufbaute. Esther entgegnete den Verantwortlichen wie immer kämpferisch: “ Ich habe Auschwitz überlebt, ihr macht mir keine Angst mehr. „

Primäres Anliegen ihrer Rückkehr nach Deutschland war ihr Glaube an eine bessere Welt, angetrieben von der Hoffnung, dass Faschismus nie wieder zu Tage treten werde, weder hier noch überhaupt. So hat sie einen Großteil ihres Lebens dem antifaschistischen Kampf gewidmet. Sie war nicht nur auf den Bühnen dieser Welt mit ihrem Sohn Joram und der Kölner Microphone Mafia zu sehen, sondern betätigte sich auch als Schriftstellerin und Aufklärerin in Schulklassen oder Talkshows. Dabei hat sie immer Klartext geredet.
Gleichwohl war sie in der VVN-BdA oder dem Internationalen Auschwitz-Kommitee organisiert, teils mit Führungsaufgaben betraut. Internationalistische Fragen hat sie gleichwohl nie ausgeblendet. Neben 20 anderen Unterschreibenden hat sie einen offenen Brief an die Bundesregierung mitgetragen, der inhaltlich die Situation in der Türkei, dem Krieg in Kurdistan und die Rolle der BRD zum Thema machte.

Ein Herzenswunsch von ihr ist noch in Erfüllung gegangen, da sie Kuba besuchen konnte. Wir verneigen uns vor der Grande Dame des Antifaschismus und werden sie nicht vergessen!  

Mit Traurigkeit im Herzen:  
Compania Bataclan