Donnerstag 17.06.21, 18:31 Uhr
Rede von Fridays for Future am 11. 6. 2021 in Bochum

Es brennt. Immer noch. Auch bei den Grünen.


Uns als Bewegung wird oft vorgeworfen, dass wir eine Bewegung zur Unterstützung der Partei „Die Grünen/Bündnis 90“ sind. Das stimmt aber nicht, denn auch die Grünen sind aktuell nicht mit 1,5°C kompatibel. Außerdem verstehen wir uns als überparteilich, was bedeutet, dass wir zu keiner Partei gehören, uns von keiner Partei sagen lassen, was wir zu tun und zu sagen haben und keine „Unterstützung“ in Form von Geld oder sonst etwas annehmen. Außerdem nehmen wir uns heraus, jede Partei zu kritisieren oder gelegentlich vielleicht auch mal zu loben. Menschen die Parteien angehören sind bei uns zwar auch willkommen, aber parteiliche Inhalte oder Meinungen sind es nicht. Also soweit erstmal dazu, wo wir stehen.


Um nochmal auf die Grünen zurückzukommen: Diese Partei schmückt sich mit dem Namen „Grün“ und hat gesamtgesellschaftlich den Ruf, die ultimative Umweltpartei zu sein. Tatsächlich ist sie aber eher das kleinste Übel in der aktuellen Parteienlandschaft. Auch sie hat keinen ausreichenden Plan für die Einhaltung des 1,5°C- Ziels, mit dem sie in den Wahlkampf für die Bundestagswahl am 26.09.2021 zieht.
So fordert sie, dass der Verbrennungsmotor-Ausstieg, der spätestens 2025 erforderlich wäre, erst 2030 von statten geht. Die sogenannte Co2 Steuer sieht sie bei 60 Euro pro Tonne emmitiertem CO2 und das auch erst ab 2023, wobei die CO2-Folgekosten schon jetzt bei 195 Euro/t liegen. Und ein Verbot neuer Gas-Heizungen ab 2025 fehlt komplett in dem Programm.
Diese Partei ist nicht so toll und umweltfreundlich, wie es ihr Name und ihre Werte vielleicht suggerieren. Sie ist das kleinere Übel, aber trotzdem ein Übel, das aktuell nicht mit 1,5°C und somit nicht dem Erhalt der Lebensgrundlage so vieler Menschen auf diesem Planeten vereinbar ist. Wer diese Partei mit dem aktuellen Wahlprogramm wählt macht Kompromisse, die keiner machen sollte, Kompromisse mit unserer Zukunft.
Soo, jetzt habe ich kritisiert, dann können wir jetzt aber auch nochmal freundlich apellieren. Die Grünen haben an diesem Wochenende ihren Parteitag, bei dem sie sich auf ihr entgültiges Wahlprogramm einigen werden. Dabei müssen sie nochmal einiges überdenken. Aber das können sie tun. Und wenn sie das getan haben, dann bleibt trotzdem jedem und jeder die Individuelle Entscheidung, wen Mensch wählt.
Letztendlich ist es doch auch einfach traurig, dass es nur eine Partei zu geben scheint, die es interessiert, was aus dem Klima, also unserer Zukunft wird. ALLE Partein müssten einen Plan haben, um nicht verfassungswidrig zu sein. Und keine Wählerin sollte vor die Entscheidung zwischen schnellem Wohlbefinden und Reichtum jetzt oder eine Lebenswerte Zukunft gestellt werden. Letzteres muss selbstverständlich sein und es müssen gesamtgesellschaftliche Kompromisse gefunden werden, um das kompromisslos zu garantieren.
Und da das nicht gegeben ist, ist es so wichtig und gut, dass wir heute hier gemeinsam stehen. Politik hört für Bürger*innen nicht mit einem Kreuz in der Wahlkabine auf und wenn da nichts passendes steht, tja dann haben wir wohl Pech gehabt. Wir, die Menschen, haben die Macht etwas zu verändern und auch wenn das bisher etwas langsamer ging, als nötig gewesen wäre, haben wir schon Dinge verändert. Wir können den Druck solange aufrecht erhalten, dass jede Partei, oder zumindest jede Partei, die Lust hat im September gewählt zu werden, einen Plan ausarbeitet, der die Erderhitzung auf verdammt nochmal 1,5°C begrenzt. Deshalb werden wir weiterkämpfen! 1,5°C sind nicht verhandelbar!