Freitag 02.04.21, 15:52 Uhr

Fakten gegen Verschwörungsmythen 1


Die Antifa 4630 ruft auf dem Infoportal Antifaschistischer Gruppen aus Bochum zu einer Aktion am morgigen Samstag bei der Demo der Verschwörungsgläubigen auf: »Letzte Woche Samstag (27.03.2021) konnte ein kontinuierlicher Gegenprotest die Veranstaltung der verschwörungsideologischen Gruppe „Querdenken 234“ erheblich stören. Die Veranstalter*innen sahen sich gezwungen, immer wieder auf die Gegenrede in Form von Schildern und Rufen einzugehen. Ein voller Erfolg für die anwesenden Antifaschist*innen. Der Gegenprotest wurde für diesen Samstag (03.04.2021) von der „Querdenken“-Orga dazu aufgerufen, erneut zu erscheinen und Argumente und Fakten zu liefern.

Diesem Wunsch nach Aufklärung wollen wir nicht im Wege stehen. Um die Kundgebung und den Demozug zu begleiten, haben wir ein paar Fakten über Covid-19 und Querdenken auf Schildern zusammengetragen. Diese könnt ihr euch ausdrucken, vor der Veranstaltung in der Stadt aufhängen oder hochhalten, während die Verschwörungsideolog*innen ihre kruden Thesen verbreiten.

Recherchiert auch gerne weitere Fakten und tragt sie auf der leeren Vorlage ein.

Solltet ihr keinen Drucker besitzen, werden wir auch Exemplare zum wegnehmen in der Stadt platzieren oder ihr werdet selber kreativ.

Lasst uns Querdenken und ihren Verschwörungstheorien nicht die Stadt überlassen!

Kommt am Samstag ab 15 Uhr in die Bochumer Innenstadt!

„Querdenken“ wird sich erneut am Dr. Ruer Platz treffen und von dort aus einen Demonstrationszug beginnen.

Seid laut, seid kreativ und liefert mit uns Fakten gegen Verschwörungsmythen!«


Ein Gedanke zu “Fakten gegen Verschwörungsmythen

  • Regenbogenfisch

    Ich bin vor 61 Jahren geboren worden, männlichen Geschlechts, in einer sechsköpfigen sozialdemokratischen protestantischen Familie der westdeutschen Arbeiter*innenaristokratie aufgewachsen und hatte mein Outing als LGBTI* mit 17 Jahren.
    Ich bin Lehrer, Techniker, Handwerksmeister und arbeite als prekär Beschäftigter im Bildungssystem.
    Ich wurde politisch in der Häuserkampfbewegung zu Beginn der 80ziger Jahre sozialisiert. Es folgte die Mitarbeit bei den Autonomen, in der Anti-AKW-Bewegung, in der Antifa, in einem selbstverwalteten Kulturzentrum, in einer Lateinamerika-Solidaritätsgruppe und in der Regenbogencommunity.

    Eindrücke
    von der Veranstaltung der verschwörungsideologischen Gruppe „Querdenken 234“
    die am Samstag den 03.04.201 auf dem Dr.-Ruer-Platz in Bochum stattfand.

    Ich kam um 15:15 Uhr auf dem gen. Platz an und hatte ein einfaches Pappschild mit der Aufschrift „dringeblieben.de Unterstützt die Clubs“ mitgenommen.
    „Dringeblieben.de“ ist eine Initiative von Kulturschaffenden die während der Pandemie gegründet wurde. Diese Initiative bietet zahlreiche unkommerzielle musikalische Streamingangebote auf ihrer Internetseite an. Diese Musik wurde vor der Pandemie in Clubs gespielt. Da ich sehr gerne auf öffentlichen und privaten Partys tanzen gehe vermisse ich diese Möglichkeiten in Zeiten der Pandemie und höre diese Musikstreamings des öfteren.

    Auf dem Dr.-Ruer-Platz waren nach meiner Schätzung (!) ca. 30 bis 40 Personen von „Querdenken 234“ anwesend. Ebenso schätze ich das insgesamt etwa 2 Dutzend Polizist*innen und uniformierte Mitarbeiter*innen des Ordnungsamtes an den Rändern des Platzes verteilt standen.
    Meine Beobachtung war, etwa 12 bis 15 Gegendemonstrant*innen standen in mehreren Kleingruppen am Rand des Platzes in Richtung des Humanaladens.

    Ich hörte 4 Reden dieser Personen zu.
    Zu Anfang begrüsste die Anmelderin die Teilnehmer*innen und „schwadronierte“ darüber das die Gegendemonstrant*innen die einige Pappschilder hochhielten die Möglichkeit zur Gegenrede hätten. Die Gegendemonstrant*innen wollten dass nicht, aus mir verständlichen Gründen. So würden wir den „Querdenker*innen 234“ eine Form der demokratischen Legitimation verschaffen. Aus meiner Sicht ist es richtig dieses a priori abzulehnen. Danach sprach die Anmelderin über Polizist*innen die gegen die verordnete „Coronadiktatur“ sind. Die Anmelderin unterschägt, meiner Meinung nach ist die Polizei in der BRD von Personen mit rechtsradikaler Gesinnung infiltriert. Diese prägen das Meinungsbild innerhalb des Polizeiapparates nachhaltig. Es ensteht aus meiner Sicht Gruppendruck innerhalb des Apparates. Diesem Druck beugen sich die eher demokratisch orientierten Polizist*innen um nicht als „Nestbeschmutzer*innen“ zu gelten.
    Als nächstes redete jemand am Mikrophon über mangelnde wissenschaftliche evidenzbasierte Erkenntnisse zu Covid-19. Danach wurde behauptet dass sich die medizinische Versorgung anderer Patient*innen, z.B. von Krebskranken und Herz-Kreislauferkrankten, erheblich verschlechtert hat. Dass ist nicht belegbar und stellt ein Konstrukt dar (!), ist meine Ansicht. Genauso wurde über eine chaotische Versorgung innerhalb des medizinischen Komplexes „fabuliert“. Meiner Meinung nach sind teilweise Überforderungssituationen in Krankenhäusern entstanden, weil die politisch Verantwortlichen nicht schnell genug und angemessen auf die Pandemie reagierten, nicht wenige Politiker*innen profitorientiert handeln und sich monetär bereichern, ist meine Sichtweise. Am deutlichsten wird dieses z.B. durch die Geschäfte von CDU-Leuten bei der Beschaffung von Masken und Schutzausrüstung. Auch sind Überforderungssituationen entstanden da es im Gesundheitsbereich seit Jahren zahlreiche Einsparungsmaßnahmen gab. Der Bundesgesundheitsminister wollte vor der Pandemie bundesweit insgesamt 600 Krankenhäuser schließen.
    Eine weitere Rede wirkte auf mich fast schon verwirrt. Ich kenne den Redner persönlich und bin sehr enttäuscht das er sich in das Lager der Coronaleugner begeben hat, obwohl er über ausreichende intellektuelle Fähigkeiten verfügt um die befremdlichen Inszenierungen dieser Leute erkennen zu können. Ich traf ihn bisher mehrfach auf Demonstrationen von Fridays for Future in Essen, Dortmund und Düsseldorf.
    Die vierte Rede wurde von jemanden gehalten der über die unstrukturierten Zustände im Zusammenhang mit der Impfkampagne in der BRD sprach. Auch dafür trägt aus meiner Perspektive die Politik die Verantwortung. Sind die Ministerpräsident*innen und die Bundesregierung nicht in der Lage die Aktivitäten und Maßnahmen zu konzertieren? Warum werden die Parlamente kaum in Entscheidungen einbezogen? Manchmal wirkt dass auf mich als Nicht-Politiker schon fast wie die Folge von „Parteiklüngel“. In der vierten Rede wurde vergessen, die Menschen in den sog. Entwicklungländern leiden noch viel stärker unter der Pandemie, weil die Medizinische Infrastruktur in diesen Ländern erheblich schlechter als in den Industrieländern ist und zu wenig ökonomische Ressourcen vorhanden sind. Deswegen wirkte die vierte Rede auf mich nationalchauvinistisch.

    Nachdem ich die gen. Reden gehörte hatte, am Rand des Platzes umhergelaufen war und den Passant*innen mein „Dringeblieben.de“-Schild entgegenhielt, ging ich mit meinem Pappschild schweigend durch die Reihen der „Querdenken 234“-Personen. Nach kurzer Zeit folgte mir ein Polizist und forderte mich auf die Platzmitte zu verlassen, ansonsten würde er mich verhaften. Ich entgegnete: Ich danke Ihnen für diesen wertvollen Hinweis ;-) Aus taktischen Gründen, ich war als „Einzelner“ dort, verließ ich den Platz und ging mit dem Schild vor der Brust durch die Fußgängerzone. Viele der Passant*innen wirkten auf mich schlecht gelaunt, einer drohte mir Schläge an. Ich kann sie verstehen. Nach 1 Jahr Pandemie ist die Stimmung großer Teile der Bevölkerung auf dem „Nullpunkt“ angekommen. Möglicherweise ist die schlechte Stimmung mit den verwirrenden und widersprüchlichen Forderungen und Anweisungen von Politik und Verwaltung assoziiert. Arbeitslosigkeit, die verschlechterte ökonomische und soziale Situation sind Teil dieses Geschehens. Manche lasen nur das 1 zusammengesetzte Wort auf dem Schild: Dringeblieben.

    Die soziale Isolation durch die Pandemiebeschränkungen wird für immer mehr Menschen zum Problem.
    Kinder, Jugendliche, Alte, Kranke und Obdachlose sind besonders betroffen. Meine hochbetagte Mutter z.B. hat nach dem Krebstod meines Vaters, der ist kurz vor Beginn der Pandemie gestorben, nur noch regelmäßigen Kontakt zu meiner Schwester, zur Reinigungskraft die ihr aufgrund ihrer Pflegestufe 1x pro Woche die Wohnung säubert, zum Hausarzt und zu mir. Unsere Familie ist über die ganze BRD verteilt.

    Die Berliner Clubcommission-Vorsitzende, lustige Bezeichnung, Pamela Schobeß hat am 14.03.2021 im Interview mit der TAZ zur Pandemiesituation erklärt:
    „Erst Ende 2022 wird es wieder normales Clubleben geben“. Also noch 18 Monate bis zur nächsten Party, Sniff.
    Das Interview mit Pamela Schobeß
    „Im Club geht es auch um Exzess“
    https://taz.de/Clubcommission-Vorsitzende-im-Interview/!5754701/

    Stay cool !

    Dank an Marcus Pfister für seine wunderbaren Kinderbücher über den Regenbogenfisch und die Natur unter Wasser, deren Schönheit man*frau kaum beschreiben kann und die aus Profitgier mit aller Macht zerstört wird.
    https://regenbogenfisch.com/

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