Dienstag 23.06.20, 19:17 Uhr
Baudezernent bedankt sich bei Initiative für Trassenvorschlag

„Protest lohnt sich“


Für das Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung erklärt Wolfgang Czapracki-Mohnhaupt zu der Ankündigung von Baudezernent Bradtke, für die Verlegung der Trasse des EmscherParkRadwegs im Bereich der Grummer Teiche nun dem Vorschlag der dortigen Initiative zu folgen: »Im März 2019 wurde die Bürgerschaft in Grumme erstmals über die geplante Neugestaltung der Grummer Teiche und die dortige Verlegung des EmscherParkRadwegs (EPR) informiert. Obwohl zu diesem Zeitpunkt die Pläne für diese Maßnahmen bereits fertig zu sein schienen, hat das Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung die Verwaltung zur umfassenden Information und Beteiligung der betroffenen Bürgerschaft aufgefordert und verlangt, dass keine Fakten geschaffen werden sollten. Gleichzeitig hat das Netzwerk die Bürgerschaft aufgerufen, auf der Veranstaltung Bürgerbeteiligung einzufordern.

Die zahlreich erschienenen Betroffenen machten in der lebhaften Veranstaltung der Verwaltung eindrucksvoll deutlich, dass sie mit den geplanten Maßnahmen nicht einverstanden waren. Unmittelbare Folge war die Gründung der „Interessengemeinschaft Grummer Teiche“ und deren Beitritt zum Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung.

Die Interessengemeinschaft wandte sich fortan mit eigenen Info-Veranstaltungen, Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen und mit Aktionen gegen die geplanten Maßnahmen und versuchte in Gesprächen mit Verwaltung, Politik und dem für die Radwegplanung zuständigen Regionalverband Ruhr (RVR), die scheinbar schon feststehenden Planungen noch zu beeinflussen.

Stellte sich bei der Neugestaltung der Grummer Teiche noch 2019 ein Teilerfolg dergestalt ein, dass die im unteren Verlauf des Baches angelegten Teiche entgegen der Planung zunächst für die Dauer von 5 Jahren nicht beseitigt werden sollen, hielten Verwaltung und RVR zunächst an der geplanten Trassenführung für den EPR an den Grummer Teichen über einen schmalen Waldweg mit starkem Gefälle bis zu 16% zwischen der Lothringentrasse bei der dortigen Kleingartenanlage und dem Biggeteich fest.

Die Interessengemeinschaft ließ sich aber nicht beirren und entwarf eine alternative Trassenführung durch die Flüssesiedlung über die Böckenbergstraße – Ederstraße – Werrastraße zur Lothringentrasse, die insgesamt über bereits bestehende asphaltierte und beleuchtete Wege verläuft.

Bis gestern wurde diese Trassenführung von Verwaltung und RVR abgelehnt.
Noch im Mai wies der RVR diese Alternativstrecke zurück, weil sie einen Umweg bedeuten und über Straßen mit KFZ-Verkehr führen würde, was mit hohem Gefahrenpotential für Radfahr- und Fußverkehr verbunden sein würde.

Nun teilt die Verwaltung mit Presseerklärung vom 22.06.2020 mit, dass der EmscherParkRadweg zukünftig durch die Flüssesiedlung verläuft. Verwaltung und RVR folgen nun den Argumenten der Bürgerinitiative.

Weil die beabsichtigte Trassenführung zu Kritik aus der Bürgerschaft – vertreten durch die Interessengemeinschaft Grummer Teiche – geführt habe, habe sich die Stadt Bochum in den letzten Wochen noch einmal intensiv mit dem EPR-Teilabschnitt beschäftigt und nochmals das Für und Wider alle möglichen Trassenführungen abgewogen.
Die detaillierte Analyse habe nun ergeben, dass sich die von der Initiative vorgeschlagene Trassenführung durch die Flüssesiedlung über die Böckenbergstraße – Ederstraße – Werrastraße als sinnvolle Lösung darstelle. Deshalb würden die Stadt Bochum und der RVR nun den Argumenten der Bürgerinitiative folgen.

Mit diesem Erfolg aber nicht genug – Baudezernent Dr. Markus Bradtke bedankt sich ausdrücklich bei der Interessengemeinschaft mit den Worten: „Wir freuen uns, dass die Bürgerinnen und Bürger sich aktiv in die Stadtgestaltung einbringen, wir lassen uns gern von guten Argumenten überzeugen.“

Diese Freude würden die in Bochum von Planungen Betroffenen dem Baudezernenten gerne öfter bereiten.

Und dazu bedarf es seitens der Stadt Bochum gar nicht viel:
Politik und Verwaltung müssen nur gemeinsam mit der Bürgerschaft ein Beteiligungskonzept für Bochum erarbeiten, das für alle Vorhaben eine frühzeitige und kontinuierliche Information in den Stadtteilen und eine frühzeitige und kontinuierliche Mitwirkung der Betroffenen vor Ort festschreibt.

Das Beispiel Grumme zeigt, dass die Bürgerschaft bereit ist, sich sachlich und fachlich in die Planungen vor Ort einzubringen. Verwaltung und Politik sollten die Chancen nutzen, die eine fest implementierte Bürgerbeteiligung für Bochum bringen kann.

Das Netzwerk wertet die Wendung in der Planung für den EPR-Grumme und die in der Pressemitteilung zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung der Initiativenarbeit in Grumme als eindeutiges Zeichen für eine Wende in der Verwaltung im Umgang mit den Initiativen und als Startschuss für eine zukünftig noch intensivere Zusammenarbeit mit Initiativen und auch mit dem Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung.

Das Netzwerk gratuliert der Interessengemeinschaft Grumme zu ihrem Erfolg und sieht hierin zugleich ein gutes Zeichen auch für die Arbeit der weiteren im Netzwerk vertretenen Initiativen.

Der Erfolg in Grumme macht deutlich: Protest lohnt sich!«

Die IG Grumme schreibt: »Nachdem wir uns in guter Kooperation mit dem Tiefbauamt für Verbesserungen beim Umbau der Teiche eingesetzt haben, will nun auch Baudezernent Dr. Bradtke unseren Argumenten folgen.

Wir wollen uns auch künftig um den Schutz des Feuchtgebiet entlang des Grummer Baches als eine Oase im Bochumer Nord-Osten kümmern. Das sogenannte Grumbecktal ist wichtig für die Frischluftentstehung und für die Naher­holung von tausenden Bochumern und Bochumerinnen. In Folge der Klimaerwärmung kommt ihm eine immer größere Bedeutung als kühlender Feuchtigkeitsspender des Ortsklimas der benachbarten Stadtteile mit 50.000 Einwohnern zu. Im heißen Sommer ist es dort oft mehr als 3 °C kühler als in den benachbarten Straßen.

Die Grummer Teiche in Bochum müssen als Schutzgebiet gegen die Klimakrise gesichert werden. Das ist ein Ziel unserer Interessengemeinschaft Grummer Teiche. Das bewaldete Feuchtgebiet sollte daher eine besondere Aufmerksamkeit bei der Bekämpfung des am 6. Juni 2019 vom Rat der Stadt Bochum ausgerufenen Klimanotstandes bekommen, fordert die IG. Mehr Versickerung von Regenwasser über die Gärten und Freiflächen der angrenzenden Wohnhäuser würde die Klimafunktion des Tals stärken und muss gefördert werden.«