Freitag 05.06.20, 11:09 Uhr
Das Bochumer Klimaschutzbündnis zum 1. Jahrestag des Klimanotstandsbeschlusses in Bochum

Bisherige Strategie: „aberwitzig, einfallslos und kontraproduktiv“ 1


Das Bochumer Klimaschutzbündnis (BoKlima) hat einen Offenen Brief zum 1. Jahrestag des Klimanotstandsbeschlusses in Bochum an den Oberbürgermeister und die im Rat vertretenen Parteien verfasst. Darin heißt es:  Aus Anlass des morgigen 1. Jahrestages des Bochumer Klimanotstandsbeschlusses, wie auch des heutigen Tages der Umwelt, müssen wir uns erneut an Sie wenden! Die globalen wie die lokalen Probleme menschlichen Wirtschaftens, zu deren schlimmsten Folgen Umweltzerstörung, Klimaveränderung und soziale Verwerfungen bis hin zu Krieg, Flucht und Vertreibung gehören, sind innerhalb der letzten 12 Monate nicht weniger geworden, das Gegenteil scheint leider der Fall zu sein:

Unser Globus:
Populärstes Beispiel ist sicher die derzeitige Corona-Pandemie. So rief Bundesumweltministerin Svenja Schulze kürzlich in Berlin zu mehr Natur- und Artenschutz auf, um künftige Pandemien zu verhindern und machte klar: Die Zerstörung von Ökosystemen mit der daraus resultieren-den Verringerung der Artenvielfalt trage direkt zur Entstehung neuer Infektionskrankheiten bei!
Quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/111645/Natur-und-Artenschutz-koenntekuenftig-Pandemien-verhindern

Unser Land:
Anlässlich der Vorstellung des Waldzustandsberichtes 2019 (der anfangs ehrlicher als Waldschadensbericht bezeichnet wurde) erklärte unsere Umweltministerin Heinen-Esser: „Uns muss dringend eine Trendumkehr gelingen. Die Waldzukunft ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern.“ Denn der Waldzustand in NordrheinWestfalen hat sich weiter verschlechtert. Nur etwa jeder fünfte Baum in Nordrhein-Westfalen weist keine Schäden auf (19 Prozent, 22 Prozent in 2018). „Die Zahlen sind alarmierend. Unser Wald ist krank, er braucht unsere Hilfe im Klimawandel – er braucht Zukunft“, sagte Umweltministerin Ursula Heinen-Esser weiter. Nachzulesen bei Quelle: https://www.wald-und-holz.nrw.de/wald-in-nrw/waldzustand

Unsere Stadt:
In Bochum, und nicht nur hier, wird die Innenstadt mehr und mehr zum Hotspot, leidet unter Trockenheit, schlechter Luft und als weitere Folge der Umweltzerstörung unter dem coronabedingten Lockdown. Die Gegenmaßnahmen können nur eine umfassende Klimaanpassung der Innenstadt, eine Entwicklung hin zu einer attraktiven Oase, sowie eine Schonung und ökologische Entwicklung aller in unserem 145 Quadratkilometer großen Stadtgebiet zur Verfügung stehenden Flächen sein. Jede Fläche zählt, wenn es um Klima- und Umweltschutz geht.

Ihre Strategie dagegen, die in dem unglaublichen Slogan „Dein Parkschein geht auf’s wir“ gipfelt, können wir nur als aberwitzig, einfallslos und kontraproduktiv ablehnen. Sie schaden damit nicht nur der Glaubwürdigkeit der Kommunalpolitik, indem Sie das beschlossene Bochumer Leitbild Mobilität ad absurdum führen, sondern auch dem von ihnen nicht zu Unrecht aufgerufenen „Wir-Gefühl“, das sich so leider nicht fortentwickeln lässt.

 

Wir fordern Transparenz!

Die Bochumer Bürger*Innen haben heute, ein Jahr nach dem Klimanotstandsbeschluss des Rates, ein Recht darauf, zu erfahren, wie der Klimakrise in Bochum seit dem 6. Juni 2019 begegnet wurde. Wir appellieren an Ihre Offenheit wie Ehrlichkeit und fordern:

  1. Leicht auffindbare Auflistung aller seit dem 6. Juni 2019 eigens dem Klimaschutz und/oder der Klimaanpassung dienenden Maßnahmen auf der städtischen Homepage mit Links zu eingehenderen Informationen. Die bloße Wiedergabe des Beschlusses als solchem ist viel zu wenig!

  2. Leicht auffindbare Auflistung aller seit dem 6. Juni 2019 neben anderem auch dem Klimaschutz und/oder der Klimaanpassung dienenden Maßnahmen auf der städtischen Homepage mit Links zu eingehenderen Informationen.

  3. Leicht auffindbare Auflistung aller seit dem 6. Juni 2019 beschlossenen kommunalen Bau- und Sanierungsmaßnahmen mit stichwortartiger Erläuterung der dabei berücksichtigten Klimaschutz- und/oder Klimaanpassungsmaßnahmen auf der städtischen Homepage mit Links zu eingehenderen Informationen.

  4. Leicht auffindbare Auflistung aller seit dem 6. Juni 2019 beschlossenen baurechtlichen Verfahren (Flächennutzungsplan, Leitbilder, Bebauungspläne, Satzungen usw.) mit stichwortartiger Erläuterung der dabei berücksichtigten Klimaschutz- und/oder Klimaanpassungsmaßnahmen auf der städtischen Homepage mit Links zu eingehenderen Informationen.

    Erfolg ist aber auch messbar, deswegen fordern wir leicht auffindbare graphische Darstellungen aller für den Klima- und Umweltschutz relevanten Parameter und ihrer zeitlichen Entwicklung seit ihrer Erfassung in Form von Charts, insbesondere für

  5. die Entwicklung der Treibhausgasemissionen Bochums

  6. die Entwicklung aller statistisch erfassten Flächentypen, wie bebaute Flächen, Verkehrsflächen, Waldflächen, landwirtschaftliche Flächen, versiegelte und unversiegelte Flächen (Versiegelungskataster)

  7. die Entwicklung der begrünten Dachflächen Bochums

  8. die Entwicklung der mit Solaranlagen versehenen Dachflächen Bochums bzw. die Entwicklung der installierten thermischen und elektrischen Leistung

  9. die Entwicklung der höchsten und niedrigsten Lufttempertaturen in unserer Stadt

  10. die Entwicklung der Niederschlagsmengen und Verteilung in unserer Stadt

Gestatten Sie uns abschließend bitte noch die Frage, ob die „Orientierungshilfe für die Prüfung klimarelevanter Beschlussvorlagen (PkB) in kommunalen Vertretungskörperschaften“ des Deutschen Städtetages inzwischen zum festen Bestandteil der Verwaltungsarbeit in Bochum geworden ist?

 

 


Ein Gedanke zu “Bisherige Strategie: „aberwitzig, einfallslos und kontraproduktiv“

  • Wolfgang vom Ubu

    O wie schön war Bochum in der Zeit des Corona shutdowns. Und wie schnell ging dieses Aufatmen vorbei. Sehr schade.
    Denn die Vögel waren gut zu hören , und es atmete sich leichter und freier. Ich machte riesige Spaziergänge, und oft roch es sogar mitten im Ruhrgebiet richtig gut.
    Ich ging auf der Straße und schaute mir mal links mal rechts schöne Fassaden an. Der wenige Autoverkehr erlaubte es.
    Von Mailand und Oberitalien erfuhr ich, dass der Himmel dort endlich wieder blau sei und von Thailand wie unglaublich sauber die Strände sein können.
    Doch diese Ruhe und Verlangsamung des Lebens, das ‚viel Zeit für einander zu haben‘ gefiel nicht allen so gut wie mir. Einigen konnte es nicht schnell genug gehen
    mit den Lockerungen. Die Autobranche wird deshalb wieder gehätschelt und Fluglinien werden gerettet, große Konjunkturpakete geschnürt. Damit die Leute Geld ausgeben.
    Wieso werden nicht Fußgänger wie ich subventioniert als Belohnung dafür, dass sie nie einen Führerschein machten und öffentliche Verkehrsmittel bevorzugen ?!
    Wieso wird die Kfz-Steuer für schwere Autos nicht entsprechend ihrer Schadenswirkung angehoben ? Und wo sind Geschwindigkeitsbegrenzungen und die Vermögenssteuer ?
    Anscheinend ist es deutlich profitabler, weiterzumachen mit Dreck und Gestank und Zerstörung und Ausplünderung.
    Wär‘ doch lachhaft, wenn wir Menschen uns die Katastrophe von einem Virus wegnehmen ließen !
    Und was ist noch gut an Corona ? Corona macht deutlich , wie schlecht hier wichtige Arbeitskräfte bezahlt und wie schäbig viele behandelt werden und schlichtweg fehlen, Verkäuferinnen, Pflegekräfte, Schlachthofpersonal, Erntehelfer etc. Zustände , die seit vielen Jahren beschissen sind. Und wie blöd es ist , wenn im Wirtschaftsliberalismus
    ebenfalls seit Jahren wichtige Produktionszweige aus Profitinteresse in Billiglohnländer verlegt wurden und werden, Pharmaprodukte, Schutzkleidung dann fehlen oder schlechtere Qualität aufweisen.
    Und wieso müssen Autos und Fliegerei und sogar Rüstungsprojekte und vermutlich auch diese fetten Kreuzfahrtschiffe jetzt auf Biegen und Brechen subventioniert werden ,
    wo doch klar ist, was für ein Scheiß damit gefördert wird ? Hat die eh schon steuerlich subventionierte Fliegerei nicht schon genug Schaden angerichtet, und muss wirklich jeder
    Nationalstaat seine eigene Luftlinie päppeln ? Von den Schäden durch die Rüstungsindustrie ganz zu schweigen .
    Jetzt ist die Unistraße wieder laut. Sie rasen wieder, sie drängen und hupen …

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