Freitag 08.05.20, 15:00 Uhr

Tag der Befreiung von Krieg und Faschismus: Interaktive Webseite der Zwangsarbeiterlager in Bochum 2


Der 8. Mai 1945 ist der „Tag der Befreiung von Krieg und Faschismus“. Wahrscheinlich waren damals alle Menschen glücklich darüber, dass der Krieg zu Ende war. Die Befreiung aller Menschen vom Faschismus war allerdings keine Befreiung von Faschisten. Sie setzten durch, dass der Tag noch Jahrzehnte lang als Tag der Kapitulation bezeichnet wurde. Für Millionen Menschen waren nun ihre Partei, SS, SA und viele weitere Nazi-Organisationen verboten. Sie empfanden den Tag als Niederlage. Es gab aber auch viele Menschen in Bochum für die dies – bzw in Bochum schon ein paar Wochen früher – im sehr konkreten Sinn ein Tag der Befreiung war. Sie waren nicht länger in Zwangsarbeiterlagern, Konzentrationslagern, Zuchthäusern und Gefängnissen gefangen. Sie mussten keine Angst mehr haben, ermordet zu werden.

In Bochum wurden mehr als 30.000 Menschen als Arbeitssklaven gefangen gehalten. Das Bochumer Bündnis gegen Rechts hat auf seiner Webseite eine interaktive Karte veröffentlicht, auf der bereits mehr als 75 Lager eingetragen sind, in denen Menschen während des Faschismus gefangen waren. Es wird wahrscheinlich unmöglich bleiben, darzustellen, wo Zwangsarbeiter in Kleinbetrieben, Bauernhöfen oder anderen Kleinsteinrichtungen gefangen gehalten wurden. Die Karte macht bereits jetzt deutlich, dass alle Menschen in Bochum von der Existenz der Lager wissen mussten.

Diese Karte ist auf der Grundlage von Dokumenten entstanden, in der exakte Adressen der Lager angegeben waren. Selbst hier ist eine Darstellung schwierig, weil Straßennamen geändert wurden. Bei weit mehr als 100 weiteren Angaben fehlt die Hausnummer, wo sich das Lager befand. Dies soll durch weitere Recherchen und Unterstützung der Leserinnen und Leser vervollständigt werden.

Die interaktive Karte.


2 Gedanken zu “Tag der Befreiung von Krieg und Faschismus: Interaktive Webseite der Zwangsarbeiterlager in Bochum

  • Hans-Peter Herzog

    An der Emilstraße in Höhe der Brücke über die Bahnstrecke zur Höntroper Straße waren auch Arbeitslager entweder als Außenlager des KZ Buchenwald oder als Arbeitslager des Bochumer Vereins.

  • Erika Neels

    In der Alleestr.117b befand sich vor und nach dem Krieg die Volksschule, Alleeschule. Ich wohnte 1950 in der Alleestr.139b und wurde dort in dem Jahr eingeschult. Beide Häuser standen nah beieinander und wurden durch eine hohe Mauer getrennt. Ob sie heute noch steht, weiß ich leider nicht, denn das Haus 139b wurde in den 70igern abgerissen. Es existieren aber Fotos, auf denen man sie sehen kann. Ob es dort ein Lager gegeben hat, weiß ich leider nicht.

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