Donnerstag 08.06.17, 08:53 Uhr

Theologie als Wissenschaft? 4


Am Sonntag, den 11. Juni um 11 Uhr lädt die Initiative Religionsfrei im Revier ins Soziale Zentrum zum monatlichen Ketzerfrühstück ein. Das Diskussionsthema lautet: „Theologie als Wissenschaft?“ In der Einladung heißt es: »An der Fakultät für katholische Theologie der Ruhr-Uni soll ein Wunder geschehen:  Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert mit insgesamt rund 1,6 Millionen Euro Steuergeldern ein Projekt, das nachweisen soll, dass Theologie eine Wissenschaft ist. Der Projektleiter Benedikt Göcke beschreibt das Ziel folgendermaßen: „Wir wollen die derzeit diskutierten Einwände gegen die Wissenschaftlichkeit der Theologie strukturieren, evaluieren und zurückweisen.“ Wenn das Projekt erfolgreich ist, könnten die PolitikwissenschaftlerInnen das Modell kopieren und Fakultäten für christdemokratische und sozialdemokratische Politikwissenschaften etablieren und hoffen, dass sie dann auch so exzellent ausgestattet werden wie die theologischen Lehrstühle. Als Nachteil bei der Übernahme des Modells müssten sie in Kauf nehmen, dass die Parteien ihre Curricula bestimmen und Lehrerlaubnisse für linientreue ProfessorInnen erteilen und für unliebsame entziehen dürfen.
Als spannende Frage muss Sonntag diskutiert werden, ob die von der Theologie verdrängte Astrologie nicht viel eher wissenschaftlichen Standards genügt und damit einen Anspruch auf eine staatlich finanzierte Hochschulausbildung ihrer ProtagonistInnen hat.
Auch wenn das Thema zu weiteren kleinen Scherzen reizt, soll durchaus ernsthaft betrachtet werden, was es bedeutet, wenn die beiden mächtigsten Weltanschauungsgemeinschaften in unserer Gesellschaft hunderte Kader für sich an Unis arbeiten lassen können und unvergleichbar komfortable Bedingungen für die Hochschulausbildung ihres Personals eingeräumt bekommen.
Es gibt wie immer ein kleines Frühstücksbuffet. Beiträge hierfür sind willkommen. Rückmeldungen an koordination@religionsfrei-im-revier.de, wer am Sonntag kommt, erleichtern die Planung. Im Sozialen Zentrum ist ausschließlich vegetarische Verpflegung erwünscht.«


4 Gedanken zu “Theologie als Wissenschaft?

  • Sabine Bungart

    Liebe Atheisten,

    ich bin zutiefst betrübt, an dieser Veranstaltung nicht teilnehmen zu können. Schon vor einem Jahr wurde das (damals noch geplante) Projekt in der Selbstbeweihräucherungspostille Rubens der Uni Bochum vorgestellt.

    Ich weiß selber nicht, warum es mich erstaunt, dass schon die Projektbeschreibung selbst unwissenschaftlich ist: das Ergebnis der auf 5 (!) Jahre angelegten „Forschung“ steht schon fest: Theologie ist eine Wissenschaft. Irgendwie hatte ich das mit den wissenschaftlichen Standards immer anders verstanden, aber als Naturwissenschaftlerin hab ich natürlich keine Ahnung.

    Ich wäre soo gern am Sonntag dabei, ich hoffe, auf eurer Webseite noch was darüber zu lesen. Ich wünsche viel Vergnügen, Humor ist da wirklich das einzige, was noch hilft,
    Sabine Bungart

  • Jakob Spatz

    Naja. In den Sozialwissenschaften wie auch der forschungsorientierten Pädagogik, wie sie an der Universität Duisburg-Essen gelehrt wird, ist Kontingenz seit Jahren ein Stichwort. Vor diesem Wissenschaftsansatz stellt sich die Frage nach der Wissenschaftlichkeit von Theologie anders. Sehr zum Leidwesen der Ruhrbarone, b.v., die sich ja neuerdings, seit nem Monat oder so auf Wahrheit (objektiv und natürlich nur von ihnen, „ex cathedra“, feststellbar) eingeschossen haben. Die Frage nach anderen möglichen Interpetationen der Phänomene (vielleicht sind gar nicht russische hacker am schlechten Wetter schuld, vieleicht ist nicht die Friedensbewegung die dümmste Neue Soziale Bewegung aller Zeiten) erscheint ihnen ketzerisch.

    Dem sei entgegen zu halten:
    – Möglich ist, dass Frieden unter allen Umständen besser ist als Krieg, no germans- no holocaust, no war- no holocaust;
    – möglich ist, dass Ketzer_innen die Menschheit weiter bringen als die Verkünder (gibts bei den Ruhrbaronen auch Frauen? Schreiben die auch für Springer? Nehmen Geld, dass durch Anzeigen von Bordellbetrieben eingenommen wurde?) der autoritativ festgestellten Wahrheit.
    – und möglich ist, dass Bob Dylon nicht ohne Bibelkenntnisse zu verstehen ist (trigger warning: Autor des verlinkten Videos ist katholischer Priester, wer oder welche aufgeschlossen gegenüber Wissenschaft ist, weiss damit umzugehen und lernt was, wer Ruhrbaronemäßig an eine Wahrheit „ex csthedra“ glaubt sollte besser… Pädagogik an der RUB studieren. Oder an der EFH. Jedenfalls nicht bei uns): https://www.youtube.com/watch?v=L0Tckg686L4
    – möglich ist, dass an der RUB Professoren Jura-StudentInnen lehren, über Leute, die ausrasten zu Gericht zu ietzen, die sich selbst nicht für nen Groschen (gleich 5 cent) im Griff haben und auf Student_innen einprügeln, die kurz mal ne Durchsage machen wolen.

  • Felix

    Wer sich einigermaßen in der neueren Wissenschaftstheorie auskennt, der weiß auch, dass es kein objektives Kriterium für Wissenschaftlichkeit gibt, oder wie es ein Philosoph unserer Tage (Odo Marquard) so treffend formulierte: Wissenschaft ist das, was Leute die sich Wissenschaftler nennen oder dafür gehalten werden, jeweils tun und deren Tun dann wiederum Wissenschaft genannt wird. Die Fragen oder Selbst-Anfragen der Theologen, um die es hier konkret geht, sind ebenso ein Streit ein Streit um des Kaisers Bart wie der antiquierte Antiklerikalismus so mancher, die meinen, hier auch ein Wörtchen mitreden zu können – und dabei Positionen vertreten, die schon im neunzehnten Jahrhundert obsolet waren.
    Schönen Tag allerseits. Felix

  • Jakob Spatz

    Hach, hey Wissenschaft, vielleicht, nachdem wir Kontingenz hatten und Priester und Wissenschaft… vielleicht gönnen wir uns einfach ein bisschen… Hendrix? Wird uns allen guttun:
    https://www.youtube.com/watch?v=0iOKsCDxy-Y.

    Oder hey, wo BO-Alternativ doch so nen Biotop für Altlinke ist, wer kennt noch Rage against the Machine? Dann viel Spass mit diesem link:
    https://www.youtube.com/watch?v=-cqXcHcF_A4

    PoC, Cis-Phobie, der ganze neumodische Kram – wowowo, spielt erstmal Guitarre wie Tom Morello. Nur nen Scherz. Wer zu alt ist, für Debatten, ist tot (Eddie Merx, übertragen)

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