Dienstag 09.02.16, 17:46 Uhr

Unverhüllt: Erdogan und der IS 1


Die türkische Generalkonsulin in Düsseldorf, Sule Gürel, hatte gefordert, dass ein Rosenmontagswagen mit einem Erdogan-IS-Motiv zu verhüllen sei. Die Bochumer Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen erklärte dazu: „Ich begrüße es ausdrücklich, dass sich die Kunstschaffenden in Düsseldorf von der türkischen Generalkonsulin, á¹¢ule Gürel, nicht diktieren lassen, was für Mottowagen sie beim Rosenmontagszug zeigen. Anders als in der Türkei, wo Künstler und Journalisten durch die türkische Regierung mit Zensur und Berufsverboten bedroht werden, garantiert das Grundgesetz die Meinungs- und Kunstfreiheit.
Dass sich die türkische Regierung in den Düsseldorfer Karneval einmischt und Kritik an der bewiesenen Kumpanei von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan mit dem IS verhindern möchte, belegt das erschreckende Demokratieverständnis der türkischen Vertretung. Kritik an den Öl- und Waffengeschäfte der türkischen Führung mit dem IS und dem Krieg gegen die Kurden soll auch in Deutschland mundtot gemacht werden. Wie in der Türkei aber auch in Deutschland ohne Erfolg.
Statt in Nibelungentreue zu Erdogan und dessen AKP-Regime in Ankara Bücklinge zu machen, sollte Bundeskanzlerin Merkel endlich auf kritische Distanz gehen und die deutsche Außenpolitik an den Menschenrechten orientieren.“


Ein Gedanke zu “Unverhüllt: Erdogan und der IS

  • Livingston

    „Dass sich die türkische Regierung in den Düsseldorfer Karneval einmischt und Kritik an der bewiesenen Kumpanei von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan mit dem IS verhindern möchte, belegt das erschreckende Demokratieverständnis der türkischen Vertretung.“

    In erster Linie belegt diese Einmischung ein schlechtes Gewissen.

    Ferner mag die Tatsache, dass Frau Merkel das Massaker an 60 Einwohnern in Circe ein paar Stunden vor Beginn ihres Staatsbesuchs noch nicht mal zur Kenntnis nahm, untergeordnete Chargen der türkischen Staatsmacht dazu bewogen haben anzutesten, wie die Stimmungslage bedingungslos Lustig-Karnevaltreuer (d.h. der innerste Kern des Zentrums der Mitte der Gesellschaft) überhaupt einzuschätzen ist.
    Solange niemand erklären kann, was während der Karnevals-Zeit an Spaß und organisierter Lustigkeit überhaupt hier vor Ort kulturell geschieht (und man Söderbrennen dabei bekommt, wenn die Vergabe des „Ordens wider dem tierischen Ernst“ an einen bieder-säuerlichen Zyniker erfolgreich gehypt wird), ist es geradezu aufklärerisch, auf solch eine Art außenpolitisch ins massenkulturelle Geschehen reinzugrätschen.

    Das nur am Rande. Sevims Einschätzung trifft. Es ist die Intention, welche zählt, und die ist einfach zu entlarven. Das Kalkül lautet: Mal schauen, ob man nicht auch über die eigenen Staatsgrenzen hinaus mit Europa, tschland oder eben auch nur nrw-weit in Einzelfragen, wer zu den Guten oder zu den Bösen zählt, einen Konsens erzielen kann. Die Idee, dass hierzulande Bild und WAZ darauf einsteigen könnten, ist ja nicht abwegig. Am Ende wären dann Landes- und Bundespolitik „genötigt“, geeignete Maßnahmen zu ergreifen – natürlich um des lieben Friedens Willen.

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