Freitag 09.12.11, 15:17 Uhr

Kirche: Arbeitgeberin nach Gutsherrenart 3


Der DGB greift ungwöhnlich scharf das Arbeitgeberverhalten des Evangelischen Verbund Ruhr (EVR) an. Dies ist ein kirchlicher Sozialkonzern, der vor einigen Monaten aus der Herner Ev. Krankenhausgemeinschaft und der Bochumer Diakonie Ruhr durch Fusion gebildet wurde. Siehe Beitrag: „Fromme Sonntagsreden und die Politik kirchlicher Sozialkonzerne„. Der als christlich firmierende Betrieb hat ca. 4.700 Beschäftigten, einem Umsatz von ca. 223 Millionen Euro und seinen Sitz in Herne. Die Einnahmen stammen fast ausschließlich aus öffentlichen Mitteln und Beiträgen und nicht aus Kirchensteuern. Der zuständige DGB in Herne listet in einem offenen Brief auf, wie der EVR z. B.  durch Outsourcing bis zu 40 Prozent Lohnsenkung durchgesetzt hat, die Mitarbeitervertretung behindert, MitarbeiterInnen entlässt und sich nun auch noch weigert, ArbeitnehmerInnenvertreter in den Aufsichtsrat zu berufen. Der DGB: „Diese undemokratische Vorgehensweise entspricht in keinster Weise einer
Unternehmensführung des 21. Jahrhundert, sondern erinnert an Gutsherrentum.“ Der Bochumer Superintentent Peter Scheffler war vor seiner Wahl zum Chef der ev. Kirche in Bochum Geschäftsführer der Diakonie Ruhr. Er deckt die jetzige Geschäftspolitik des EVR. Der DGB-Brief als PDF-Datei.


3 Gedanken zu “Kirche: Arbeitgeberin nach Gutsherrenart

  • Erna aus dem Altenheim

    Endlich zeigt es der Gewerkschaftsbund der Öffentlichkeit, was hinter den kirchlichen Gemäuern für Skandale herrschen. Leider konzentriert sich das Geschilderte auf den Herner Teil. Auch bei uns in Bochum könnte der DGB Aktivität zeigen.
    Aber bei den einen dauert es halt etwas länger, die Beschäftigten schauen in die Röhre.

  • Manfred König

    Formell korrekt hätte der DGB-Briefes vom 7.12.2011 beim Adressaten „Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen“ an Alfred Buß adressiert werden müssen. Frau Annette Kurschus ist erst amtierende Präses ab 4. März 2012 durch Einführung in das Präsesamt im Rahmen eines Festgottesdienstes.
    Übrigens ist der EVR-Aufsichtsrat u.a. mit einem Bochumer Ex-Wirtschaftsdezernenten besetzt, welcher nach einem Riesenkrach unter den Bochumer Rathausparteien im Jahre 1998 durch die SPD-Genossen nicht mehr wiedergewählt wurde.
    Wäre es nicht längst überfällig, dass die vermutlich hierüber bislang nicht informierten Bochumer Lokalredakteure in diesem Kontext über “ Auferstehung “ und “ Aufstieg “ in den EVR-Aufsichtsrat berichten? Überhaupt müssten sich alle Aufsichtsratsmitglieder wegen des vom DGB und MitarbeiterInnen verspürten unsozialen Aktionismus, z.B. Absenkung des Tarifniveaus, auch der interessierten Öffentlichkeit bekannt machen und die auffällige „Gesichtslosigkeit“ ablegen.
    Mögen helle Weihnachtssterne hier viel Licht bereiten, um die Wahrheit zu verbreiten.

  • Lassen sie mich durch, ich bin Arzt!

    Das Schreiben von DGB/verdi bringt es auf den Punkt: Klassenkampf der Kirchenleitung gegen die Beschäftigten. Dafür brauchen wir nicht Karl Marx lesen, Frank Schirrmacher klärt uns in der FAZ genauso gut auf.
    Ein Globalplayer im Sozialwesen ist die Kirche-ÖtV/verdi haben es jahrelang verpasst, die Beschäftigten aufzuklären und mitzunehmen, stattdessen versuch(t)en sie Co-Management am Anus der Herrschenden. Nicht umsonst haben wir Ärzte uns von diesem Schnarchverein abgelöst und im Marburger Bund organisiert: Bessere Arbeitsbedingungen und steigende Löhne sind unser Erfolg.
    Vielleicht lernen es die Kollegen endlich.

    Glück auf!

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