Dienstag 06.12.11, 16:49 Uhr

Angst vor Arbeitslosigkeit im Jobcenter? 3


Am Donnerstag, den 8. Dezember 2012 um 12.30 Uhr wird die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di mit den Beschäftigten des Jobcenters Bochum im Rahmen einer Mittagspausenaktion vor der ver.di Geschäftsstelle Bochum-Herne, Universitätsstr. 76 auf Missstände bezüglich der Arbeitssituation der MitarbeiterInnen beim Jobcenter aufmerksam machen. Ver.di Gewerkschaftssekretärin Pamela Strutz kritisiert, „dass die Arbeitsverdichtung seit der Gründung des Jobcenters Anfang dieses Jahres weiter zugenommen hat. Das kann so nicht weitergehen. Die Situation geht zu Lasten der Gesundheit der Kolleginnen und Kollegen im Jobcenter.“ Ver.di Gewerkschaftssekretär Ralf Schwarz ergänzt: „Die Fehlzeiten im Jobcenter steigen, viele Kolleginnen und Kollegen sind aufgrund der Arbeitsbelastung und der hohen Fluktuation emotional erschöpft. Das ist ein Warnsignal, es muss sich endlich etwas im Sinne der Beschäftigten ändern.“ In einem Flugblatt werden die Träger den Jobcenters, also Kommune und Agentur für Arbeit aufgefordert, verantwortungsvoll im Sinne der Beschäftigten zu handeln. Das heißt, Entfristung aller befristet Beschäftigten, ausreichend qualifiziertes Personal dauerhaft im Jobcenter, die Festlegung von echten Personalschlüsseln und die Rückführung von Steuerungs- und Controllinginstrumenten auf eine sinnvolles Maß.


3 Gedanken zu “Angst vor Arbeitslosigkeit im Jobcenter?

  • Norbert Hermann

    Die Kolleg_innen haben sich das z.T. selbst eingebrockt
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    Ohne die Mitarbeitenden im Einzelnen angreifen zu wollen (ich habe manche Freund_innen darunter) muss gesagt werden: das Jobcenter/die ARGE waren schon am Ende von Anbeginn an (01.01.2005 + Vorlauf). Damals sagte ich: „Die Bescheide sind unter aller Sau“ und wurde darob vom GF der Arbeitsagentur , Herrn Wolterhof, ob meiner Wortwahl gerügt. Heute gibt es niemanden der dieser Aussage widersprechen würde. Die Bescheide sind kaum zu verstehen. Sie sind auch voller Fehler, was viele Beschwerden, Widersprüche und Klagen nach sich zieht. Auch daraus resultiert der Berg an Rückständen.

    Es sind nicht immer „Fehler“, es wird systematisch und vorsätzlich das Recht gebrochen. Seit Jahren kann ich das in aller Öffentlichkeit wiederholt feststellen, ohne dass Widerspruch erfolgt. Denn sie wissen, das ist mit Leichtigkeit zu beweisen. Es gibt sogar Anweisungen, wissentlich rechtswidrig zu verfahren.

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    Keine Ahnung, warum die Kolleg_innen sich dem beugen.
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    In Frankreich sieht es anders aus:

    Dort demonstrieren Kolleg_innen der Arbeitslosenbehörde, weil sie sich schämen über ihr schlechtes Image in der Öffentlichkeit. Vor einigen Jahren gab es koordinierte Weigerungen, die Erwerbslosen Kolleg_innen so schäbig zu behandeln, ähnlich der Kampagne „Mach meinen Kumpel nicht an“.

    Hingegen hat die Personalratsvorsitzende des JC BO sich auf dem ver.di-Bundeskongress im September in Leipzig energisch dagegen gewandt, dass im Antrag B 082 die Praxis der Jobcenter zutreffend mit den Begriffen „Diskriminierung“, „Willkür“ und „Drangsalierung“ in Verbindung gebracht wurde. (Tagesprotokoll Teil 23, S. 4f). Der Antrag kritisiert auch zutreffend den Zwang, bestimmte Sanktionsquoten zu erreichen.
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    Nach einer Meldung der Bochumer Ruhrnachrichten vom 06-12-11

    http://www.ruhrnachrichten.de/lokales/bochum/Zoff-im-Jobcenter-Frustrierter-Mann-flippte-voellig-aus;art932,1489541

    wurden einem erwerbslosen LKW-Fahrer u.a. deswegen die Leistung verweigert, weil er für die neu angemietete Wohnung keine Hausordnung beigebracht hatte. Auf Anfrage wollte das JC diese Meldung weder bestätigen noch dementieren. Demnächst soll wohl auch der Schneefegeplan und die Flurwochenliste beigebracht werden?

    Seit Anfang 2011 veröffentlicht das JC auf seiner homepage regelmässig die „Frage der Woche“. Bundesweit wird inzwischen darüber gelacht unter dem Motto „Die Montagsfrage“ – analog zum „Montagsauto“. Eine Vielzahl der dort vertretenen Positionen sind falsch oder zeigen nur die halbe Wahrheit auf – was nach einer Entscheidung des BGH ebenfalls falsch ist.

    Und nach solchen Verlautbarungen richten sich die Kolleg_innen in den sachbearbeitenden Dienststellen offensichtlich. Mir war und ist es schleierhaft, wie ausgebildete und gewerkschaftlich denkende Kolleg_innen sich dafür hergeben können.

    Mir ist auch unverständlich, wie Parteien, noch dazu solche, die auf dem Hartz IV-Ticket einen Grossteil ihrer Stimmen erhalten haben, Gewerkschaften, Sozialverbände, Kommune diese eklatante Missachtung der Menschenwürde auf beiden Seiten des Schreibtisches so voller Ignoranz hinnehmen können. Sie vertrauen darauf, dass ehrenamtliche Berater_innen für sie das Schlimmste abfedern. Was nicht immer gelingt (s. Ruhrnachrichten oben).

    Norbert Hermann

  • Christoph Nitsch

    Krokodilstränen für die „armen“ JobcentermitarbeiterInnen?
    Gewerkschaftssekretärin Strutz und Co sollten ihre Solidarität lieber den Opfern der ErfüllungsgehilfInnen der menschenverachtenden Hartz-Maschinerie zuwenden!
    Manche „FallmanagerInnen“ behandeln ihre KundInnen wie den letzten Dreck!
    Schikane, Willkür und Schlamperei sind an der Tagesordnung (meine Papiere gingen schon FÜNFMAL auf dem Dienstweg „verloren“!)!
    Berechtigte Forderungen an das Amt werden wochenlang verschleppt, bevor sich, erst auf energisches Nachfragen, mit Personalmangel, Überlastung, die Stellung des Mondes, etc. herausgeredet wird!
    Hat hingegen das Amt, oftmals ungerechtfertigte, Forderungen an seine „KundInnen“, so wird der Drohbrief innerhalb von vier Werktagen zugestellt.
    Wird, wie so oft, eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung verschlampt, lässt die Vorladung durch das Amt keine zwei Werktage auf sich warten- hier funktioniert die Verfolgungsbetreuung mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks!

    Fazit: Frau Strutz und Co sollten mal dringend ihre Präferenzen überprüfen!
    Einige dieser kleinen „KönigInnen“ von Hartzes Gnaden würden eine ganze Menge über sich selbst lernen, wenn sie einmal die andere Seite des Schreibtisches kennenlernen würden!

    Unversöhnlich
    Christoph Nitsch

  • Wilhelm Voigt

    Die Kolleg_innen sollten sich an Nachstehendem von den KEAs – Kölner Erwerbslose in Aktion Geschriebenem orientieren und diese Missstände öffentlich anprangern, um somit vielleicht ein Umdenken einzuleiten.
    Und das nicht nur in Bochum.
    Nur, dazu fehlt eben das Rückgrat. Auch bei der Gewerkschaft.

    Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte stärkt kritische Mitarbeiter der Jobcenter:
    http://www.die-keas.org/node/465

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