Mit einer Reihe aus Film, Vortrag und Musik erinnert der Bahnhof Langendreer seit Ende September an den Spanischen Bürgerkrieg, der vor 70 Jahren begann. In einem ersten Fazit des Bahnhof heißt es: »Wir sind beeindruckt, wie viel Interesse dieses Thema bisher in Bochum hervorgerufen hat, besonders auch bei jungen Leuten! Der Höhepunkt wird am Sonntag stattfinden: Das Ekkehard Jost Ensemble gastiert (mit dem einzigen Konzert in NRW!) auf seiner Tournee in Bochum. „Cantos de Libertad“ – Freiheitslieder, so das Programm des Tentett, dem prominente und weltweit hochgeschätzte Musiker des europäischen Jazz angehören. Es ist ein kompositorisch anspruchsvolles Programm, in dem der Bariton-Saxophonist und Wissenschaftler Ekkehard Jost die Musik des Spanischen Bürgerkriegs einer reflektierenden, jazzmusikalischen Neubearbeitung unterzogen hat.
Die Frankfurter Rundschau schreibt zum Tourneebeginn: „…dieses Konzert hat Gewicht und Masse. Es besteht nicht einfach aus Jazz auf origineller Materialbasis, es besteht aus reflektierender Erinnerung,… aus weniger effektvoll angelegten als durchdachten Arrangements … Und es besteht aus den Beiträgen vorzüglicher und international profilierter Jazzmusiker, die ihre Individualitäten nicht verbergen, aber in ein angemessenes Verhältnis zu dem bringen, was man ‚die Sache‘ nennen könnte, wenn das nicht gleich wieder so nach Arbeiterbewegung klänge.“
Das Konzert offenbart den Reichtum der Musik auf der Seite der AntifaschistInnen, mit Folklore, Spottliedern , Trauergesängen und Hymnen und macht deutlich, dass zu dieser Musik nicht gut marschiert werden konnte.
Bei der Premiere des Projekts habe ich (Dagmar Wolf) all die Gefühle, die ich mit dem Spanischen Bürgerkrieg verbinde, nachempfunden: die Hoffnung, die Lust auf eine andere Gesellschaft, die Wut auf die Faschisten, ebenso wie Trauer und Verzweiflung angesichts der Massaker der Faschisten und deren Siege.
In „Cantos de Libertad“ verdeutlichen die Musiker Kontinuitäten, ohne jemals sentimental oder pathetisch zu werden. Die Rezitation der Texte – Marta de la Vega: ihre Stimme und Rhythmus ist ein Hörgenuss! – hilft, unsere Erinnerung zu reaktiviert.
Für JazzkennerInnen ist dieses Konzert wirklich ein Höhepunkt im Bochumer Musikangebot in diesem Jahr. Und allen, die sich eine politisch engagierte und Partei ergreifende Kultur wünschen, mit Qualitätsmerkmalen jenseits von AgitProp, ist der Besuch dieses Konzerts unbedingt zu empfehlen.
Wir haben uns angestrengt, einen sehr günstigen Eintrittspreis zu ermöglichen, um niemanden aus ökonomischen Gründen auszuschließen und auch Nicht-JazzerInnen anzuregen, sich auf dieses außerordentliche Musikereignis einzulassen.
Einen besonderen Leckerbissen gibt es bereits am Sonntagnachmittag um 17 Uhr: Ekkehard Jost, viele Jahre Professor für Musikwissenschaft an der Uni Gießen war, geht in seinem Vortrag mit dem Titel “Die Republikaner hatten die besseren Lieder“ u.a. der Frage nach, wie Musik politisch wird. Jost ist nicht nur leidenschaftlicher Musiker, auch als Wissenschaftler bringt er Herzblut ein. Seine Vorträge sind klar, informativ und sein Stil erfrischend. Wer immer etwas über diese Zeit und ihre Musik wissen möchte, ist eingeladen!«
Sonntag, 15.10. im Bahnhof Langendreer:
Ekkehard Jost Ensemble „Cantos de Libertad“
Musik des Spanischen Bürgerkriegs – jazzmusikalisch gedeutet
20.00 – Konzert. VVK: 10,- €, AK 15 ,- € (Halle)

Besetzung: Marta de la Vega (Stimme),Reiner Winterschladen (Trompete),Detlef Landeck (Posaune),Ekkehard Jost (Baritonsaxophon, Kontrabassklarinette),Eugenio Colombo (Flöte, Sopran-, Altsaxophon), Wollie Kaiser (Sopran-, Tenorsaxophon, Flöte, Kontrabassklarinette),Dieter Glawischnig (Piano), Gerd Stein (Gitarre), Dieter Manderscheid (Kontrabass) und Joe Bonica (Schlagzeug und Perkussion)
17.00 Vortrag E. Jost: Die Republikaner hatten die besseren Lieder (Raum 6)