Das Friedensplenum hat in einem Brief an den Intendanten des Schauspielhauses gegen die Einladung von Joseph Fischer protestiert. Er macht gerade Schlagzeilen mit der Forderung nach einer europäischen Atomaufrüstung. (Siehe: Keine Bühne für Joseph Fischers atomare Machtpolitik!) Die Bochumer WAZ berichtet in ihrer Freitagsausgabe: »Joschka Fischer als Talkgast wird vom Schauspielhaus ausdrücklich willkommen geheißen. Er habe in seinen jüngsten Interviews sehr wohl eine „argumentative Zerrissenheit“ in Fragen der Aufrüstung erkennen lassen. Auch die „vielschichtige und insofern spannende Biografie rechtfertigt, den ehemaligen Bundesaußenminister einzuladen, weil er einerseits exponiert in zentrale historische, politische Entscheidungen eingebunden war und gleichzeitig Spiegelbild einer – kontroversen – politischen Entwicklung und Debatte in unserem Land ist. Über all das lässt sich miteinander reden“, teilt das Schauspielhaus auf WAZ-Anfrage mit.
Zu Reaktion auf den Protest des Friedensplenums schreibt WAZ-Redakteur Jürgen Stahl: „Das Schauspielhaus weist die Kritik zurück. Man freue sich auf einen „anregenden Dialog“. Dazu ein Mitglied des Friedensplenums: »Der Duden definiert Dialog als „von zwei oder mehreren Personen abwechselnd geführte Rede und Gegenrede“. Gegenrede? Das Schauspielhaus inszeniert hier eine Werbeveranstaltung von zwei Bellizisten für Kriegstüchtigkeit und atomare Aufrüstung.«
Kein Redeverbot für Fischer
Soll er doch reden, wo er will: Beim Unternehmensverband (Rheinmetall & Co.), bei CDU, SPD, FDP. Oder bei den Grünen. Aber doch nicht im Schauspielhaus! Protest wird ihn überall erwarten.
Über eine „vielschichtige und insofern spannende Biografie“ verfügt er gewiss. Aktuell gehören er und seine Beratungsfirma („JF&C“ mit Sitz in Berlin) zu den Gläubigern zweier insolventer Teile der Signa-Gruppe (Rene Benko).
https://www.msn.com/de-at/nachrichten/other/signa-pleiten-firma-von-deutschem-ex-minister-joschka-fischer-unter-gl%C3%A4ubigern/ar-AA1mckoj
„Unterstützt von der Unternehmensagentur Joschka Fischer & Company verfolgt das Unternehmen eine Strategie, die als „Greenwashing“, „Artwashing“ oder „Kiezwashing“ bezeichnet werden kann – also die Aneignung ökologischer, kultureller oder nachbarschaftlicher Eigenschaften in den Marketingkonzepten ihrer Öffentlichkeits- Kampagne. …
… Zugleich ist Joschka Fischer & Company mit ihren Beziehungen zu Berliner Politik und Wirtschaft ein wichtiger Akteur in der Vernetzung des Konzerns mit den wichtigen Berliner Entscheidungsträgern.“
https://www.bauwelt.de/dl/1609491/28_bis_29_4_Tajeri.p1_LowRes.pdf
„Der Konzern schafft es, mit Hilfe der Beratungsfirma Joschka Fischer & Company eine breite Debatte über seine langfristigen Ziele, seine Geschäftsbeziehungen und die Geschichte des Konzerngründers René Benko zu vermeiden.“
https://www.bmgev.de/mieterecho/archiv/2020/me-single/article/signa-und-rene-benko/
„Nach seinem Ausscheiden als Grüner Aussenminister gründete unser Joschka, der sich jetzt in dankenswerter Weise vehement für die Bewaffnung Europas mit Atomwaffen einsetzt, die Fischer-Industrie-Klinkenputzer (FIK) GmbH, im Handelsregister eingetragen als JF&C.“
Tatjana Bussner, MdB, Grüne Fraktion, Bundestag, Berlin Mitte
https://oraclesyndicate.twoday.net/stories/gruene-tatjana-bussner-mdb-unser-gruener-atombomben-joschka-fischer-mu/
Das Schauspielhaus freut sich? Warum?
Das Bochumer Schauspielhaus ansich wird das schnurzpiepehal sein. Denn es hat die Nazis überstanden und ist darüber hinaus politisch neutral – so rein als Bauwerk. ;-)
Bei allem Verständnis und aller Unterstützung für ein Engagement gegen die atomare Aufrüstung – die scheinheilige Empörung über die Rolle des geduldigen Bauwerks sorgt vor allem dafür, dass euer Anliegen eher belächelt wird. Nennt sich allgemeinhin Eigentor.
Mensch Manfred, da hast Du ja wirklich was wichtiges erkannt: Das Schauspielhaus ist ein Gebäude. Wenn Du Dich aber ernsthaft damit beschäftigst, dann erkennst Du noch ganz viele Unglaublichkeiten. Das Gebäude hat z. B.sogar einen eigenen Internet-Auftritt: „www.schauspielhausbochum.de“, Und was steht da auf der Startseite: Dort wird behauptet, es gäbe auch noch ein „Junges Schauspielhaus“. Das Gebäude hast Du noch nie gesehen. Du fängst an zu recherchieren und merkst, dass Du Unsinn geschrieben hast. Das Schauspielhaus hat nicht – wie Du schreibst „die Nazis überstanden“. Am 4. 11. 1944 wurde es bis auf die Grundmauern zerstört.
Mehr als 700 britische Militärflugzeuge flogen zwei Angriffswellen und warfen 130.000 Bomben auf die Bochumer Rüstungsbetriebe und die Bochumer Innenstadt. 1.300 Menschen wurden in der Bombennacht getötet.
Heute würde eine Atombombe reichen, um das Ruhrgebiet unbewohnbar zu machen und mehr als eine Million Menschen direkt zu töten. Mehrere Millionen Menschen würden später qualvoll an radioaktiver Verstrahlung zu Grunde gehen.
Zurück zu Deinen Recherchen: Du wirst irgendwann merken, dass der Nachkriegsneubau nicht mit „Junges Schauspielhaus“ gemeint ist. Aber darum geht es Dir ja nicht. Du willst vom eigentlichen Thema ablenken. Du weißt, dass „das Schauspielhaus“ einen Pressesprecher hat, der auf den Brief des Friedensplenums auf Nachfrage der WAZ geantwortet hat: „Das Schauspielhaus weist die Kritik zurück. Man freue sich auf einen ‚anregenden Dialog.‘“ Alle WAZ-Leser:innen wissen, dass nicht das Gebäude sondern der Intendant diese Position vertritt.
Vielleicht liege ich auch völlig falsch, wenn ich „Mensch Manfred“ schreibe und Dich persönlich anspreche. Vielleicht stammen die Zeilen von einem schlecht programmierten Rechner, der noch nicht mit der aktuellsten KI-Version ausgestattet ist. Schließlich gibt es Roboter, die das Internet durchscannen und suchen, wo ernsthafte Beiträge veröffentlicht werden, von denen interessierte Leute es lieber sähen, wenn darüber nicht öffentlich diskutiert würde. Die mehr oder weniger vorhandene Intelligenz produziert dann Ablenkungsmanöver, wie in diesem Fall. Es soll nicht großartig über den deutschen Griff zur A-Bombe debattiert werden.
In den letzten zwei Jahren ist es z. B. den kriegstüchtigen Kräften in Deutschland gelungen, ein Kapitel Nachkriegsgeschichte ohne große Diskussion zu schließen, eine bisher geübte militärische Zurückhaltung abzustreifen und offen Deutschland als europäische militärische Führungsmacht zu positionieren. Einer Führungsmacht reicht aber atomare Teilhabe nicht. Fischers Vorstoß zielt auf die atomare Verfügungsgewalt, die seiner Ansicht nach einer europäischen Führungsmacht zusteht.
Mein lieber Martin,
ja, das ursprüngliche Schauspielhaus wurde 1944 zerstört. Danach wurde eben ein neues Gebäude errichtet, dass die ursprüngliche Funktion übernommen hat. Ich mag das Alles nicht so symbolbeladen und moralisch überfrachtet betrachten, wie du und Norbert es hier im Austausch halten. Ihr dramatiset und emotionalisiert das Thema auf einer sachfernen Ebene, die aus meiner Sicht eher in eine Groteske, eine Realsatire entgleitet.
Zum Thema wurde von meiner Seite alles gesagt, was mir wichtig erschien, weshalb dies meinletzter Beitrag zu diesem Thema sein wird. Auf deine unterschwelligen, persönlichen Unterstellungen und Angriffe mag ich im Weiteren nicht eingehen.