Bezirksbürgermeister Marc Gräf hat in der Sitzung der Bezirksvertretung Südwest am 25. Juni wieder einmal Bürgernähe gezeigt. In der Sitzung hat er Sabine Mallach-Mengel als Vorsitzende der Werbegemeinschaft Weitmar Rederecht zum neu aufzustellenden Bebauungsplan für eine EDEKA-Ansiedlung eingeräumt.
Dazu Wolfgang Czapracki-Mohnhaupt vom Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung: »In den kommunalen Gremien vom Rat über die Fachausschüsse bis in die Bezirksvertretung kann den zur Sitzung Erschienenen auf deren Bitte die Möglichkeit zur Stellungnahme zu Tagesordnungspunkten gegeben werden. Hierzu muss die laufende Sitzung dann unterbrochen werden. Von dieser Möglichkeit wird in erster Linie in den Bezirksvertretungen Gebrauch gemacht. Im Rat und in den Ausschüssen sind die Vorsitzenden da eher zurückhaltend bis ablehnend. Da bleibt häufig nur der formelle Weg über die Einwohner-Eingabe. Bürgernähe zeigen also in erster Linie die Bezirke.
Bezirksbürgermeister Marc Gräf hat in der letzten Sitzung nun zwar die Werbegemeinschaft reden lassen. Der Bürgergemeinschaft Weitmar-Mark-Stiepel hat er dies in der Sitzung aber verweigert. Olaf Ring durfte die Sicht der Bürgergemeinschaft zur Ansiedlung von Edeka nicht vortragen. Dabei hatte auch er bereits vor der Sitzung gebeten, zu dem Vorhaben zu sprechen. Dies wurde ihm mit dem Hinweis verwehrt, zu diesem Thema sei bereits alles gesagt.
Dass dies nicht der Fall war, zeigte die lebhafte Debatte in der Sitzung. Wahid Tofic von den Linken war es dann, der das Thema Wohnraumzerstörung in die Debatte einbrachte. Schließlich sollen für das Vorhaben zwei seit 10 Jahren leerstehende Häuser mit 10 Wohnungen und zwei Einfamilienhäuser abgerissen werden. Hierfür soll es keinen Ersatz geben. Dabei braucht Bochum doch insbesondere bezahlbaren Wohnraum. Leerstand und ersatzloser Abriss helfen da nicht. Wenn Marc Gräf mit der Werbegemeinschaft auch eine EDEKA-Ansiedlung für Weitmar als unausweichlich einschätzt, darf er andere Stimmen aus der Bürgerschaft nicht einfach ausschließen.
Es darf nicht der Eindruck entstehen, unliebsame Stimmen sollten ausgeblendet werden. Dadurch könnten einzelne Interessen als gewichtiger erscheinen. Eine unvoreingenommene Abwägung aller Belange könnte gefährdet werden. Bürgernähe darf nicht einseitig bleiben! Sonst droht eine Zunahme der ohnehin schon vorhandene Politiker*innen-Verdrossenheit. Das kann drei Monate vor der Kommunalwahl aber niemand wirklich wollen.«