Dienstag 01.07.25, 11:43 Uhr
Ruhr Uni Nazifrei

Queerfeindliche Angriffe an der Ruhr-Universität


‚Ruhr Uni Nazifrei‘ informiert über rechte Aktivitäten am Campus: »Während der Juni vielerorts im Zeichen von Sichtbarkeit, Solidarität und Vielfalt stand, kam es an der Ruhr-Universität Bochum wiederholt zu Angriffen auf queerfeministische Einrichtungen und Orte auf dem Campus. Viele Studierende sind besorgt und fordern Konsequenzen.

Seit mehreren Monaten ist die Ruhr-Universität Bochum (RUB) Ziel von rechter Agitation. Auslöser für erste größere Diskussionen innerhalb der Studierendenschaft war Anfang des Jahres eine antifaschistische Recherche zu einer zentralen Figur der Dortmunder Neonazi-Szene, die an der RUB Deutsch und Geschichte auf Lehramt studiert.

Eine Welle queerfeindlicher und antifeministischer Angriffe bewegt die Universität seit dem Frühjahr: Im März 2025 wurde der Raum des autonomen queer*feministischen Referats mit aufgebrochener Tür vorgefunden. Es folgte ein Angriff auf das queerfeministische Archiv „Lieselle“: Die Eingangstür wurde beschädigt, queerfeministische Plakate, Postkarten und Aufkleber wurden entfernt oder überklebt. Das Kunsthistorische Institut der RUB bezog hierzu Stellung und nannte die Angriffe einen „gewaltvolle[n] Einschüchterungsversuch“. Auch im vergangenen Monat kam es zu weiteren Vorfällen: Die Antidiskriminierungsstelle der RUB, das Gleichstellungsbüro und erneut das queerfeministische Archiv „Lieselle“ waren Ziel von Einbrüchen. Bei der Lieselle wurden dabei Datenträger zerstört und Gegenstände entwendet. Die Lieselle äußerte sich am 28.06. gegen die „queerfeindlichen und antifeministischen Angriffe“.

Am vergangenen Wochenende eskalierte die Situation erneut: Pride-Flaggen wurden aus verschlossenen Vitrinen im Gebäude GA entwendet und vor dem Gebäude verbrannt. Der Vorfall wurde begleitet von rechten Schmierereien auf dem Campus sowie der gezielten Zerstörung und Überklebung queerfeministischer, antirassistischer und linker Botschaften.

Studierendenschaft besorgt, aber entschlossen

Diese Entwicklungen und wiederholten rechten Angriffe sorgen bei vielen Studierenden für Verunsicherung und Angst um ihre Sicherheit. Besonders betroffen sind Menschen aus der queeren Community sowie Studierende, die sich in queerfeministischen, antirassistischen, antiableistischen, antisemitismuskritischen und linken Gruppen engagieren.

Eine lose gebildete Vernetzungsgruppe beobachtet die rechten Aktivitäten an der RUB, dokumentiert sie und entwickelt Strategien, um ihnen entgegenzutreten. Eine beteiligte Studierende erklärt: „Wenn wir über Angriffe auf queeres Leben sprechen wollen, müssen wir nicht nach Budapest schauen. An unserem eigenen Campus werden queere, feministische und antirassistische Einrichtungen beschmiert, bedroht, es wird eingebrochen. Ziel ist es, Angst zu verbreiten.“

Was tun?

Auch die Universitätsleitung hat reagiert und in einigen Fällen Strafanzeige erstattet. Der Staatsschutz ermittelt inzwischen wegen der Verwendung rechtsextremer Symbole. „Auch wenn wir es begrüßen, dass die Universität anfängt zu handeln, fragen wir uns, ob die Hochschulleitung nicht mehr Möglichkeiten hätte, gegen die rechten Umtriebe am Campus vorzugehen“, so Studierende aus der Vernetzungsgruppe. „Es ist ernst. Wir brauchen jetzt ganzheitliche Ansätze gegen Rechts und keine Einzelfall-Symbolpolitik.“

Besorgte Studierende fordern dringend mehr Sichtbarkeit für solche Vorfälle und wünschen sich nicht nur stärkere Maßnahmen seitens der RUB, sondern auch eine grundlegende Haltungsänderung an Hochschulen. „Universitäten gelten seit jeher als Abbild der Gesellschaft und sollten daher vor allem hinsichtlich der politischen Rechtsverschiebung, die wir aktuell gesamtgesellschaftlich erleben, Haltung zeigen“, so Studierende der Vernetzungsgruppe. Dazu gehört vor allem die Differenzierung bezüglich dessen, was unter die Meinungsfreiheit fällt, und was Rechte anderer Menschen verletzt und keinen Platz an einem Campus hat.«