Im Rahmen der Dokumentarfilmtage LetsDok präsentiert die Dokumentarfilminitiative mit dem Endstation Kino am 8. September um 18 Uhr den Film „Einhundertvier“ über die quälend langsame Bergung von 104 Menschen von einem sinkenden Gummiboot im Mittelmeer. Anschließend findet ein Filmgespräch mit Regisseur Jonathan Schörnig und Mitgliedern der Schiffscrew statt.

«Wie eine Seenotrettung ablaufen kann, übersteigt jegliche Vorstellungskraft. Die Echtzeitdokumentation „Einhundertvier“ bringt diese dramatische Situation näher. Mensch für Mensch, Schritt für Schritt wird die Aktion mit mehreren parallelen Kameras begleitet. Mit dem Auftauchen der Libyschen Küstenwache spitzt sich die Lage zu. Tagelang harren die Geretteten und die Crew auf hoher See aus, da kein Mittelmeerland ihnen erlaubt anzulegen. Erst nach einem schlimmen Sturm erreicht das Schiff einen europäischen Hafen. Was wie ein schlechtes Drehbuch klingt, ist tatsächlich – tägliche – Realität.

Die tödlichste Fluchtroute der Welt fordert jedes Jahr Tausende Leben. Allein in der ersten Hälfte 2023 starben fast 2.000 Menschen im Mittelmeer, weil die Grenzpolitik der Europäischen Union systematisch geltende Rechte verletzt. Statt Schiffbrüchigen beizustehen, praktiziert Frontex illegale Pushbacks, finanziert das gewaltvolle Vorgehen der libyschen Küstenwache und geht massiv gegen private Seenotrettungsmissionen vor, die dort tätig werden, wo die EU versagt. All das ist medial belegt, und dennoch bleibt es für alle, die diese Situation noch nicht selbst erleben mussten, unbegreiflich: Wie kann man Hunderten Menschen in Todesgefahr Hilfe verweigern, die zivilen Helfenden sogar bedrohen und kriminalisieren?!

EINHUNDERTVIER. Filmvorführung und Gespräch mit Regisseur Jonathan Schörnig. Moderation: Michelle Koch, kommissarische Leitung der Dokumentarfilminitiative dfi.

Auszeichnungen: DOK Leipzig 2023; Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm Goldene Taube Bester Langfilm, „Filmpreis Leipziger Ring“, „Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts“, „ver.di Preis für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness“. 2024 International Documentary Film Festival São Paulo: „It’s all true – Bester Langfilm“»