Freitag 07.06.24, 15:06 Uhr
Krieg als Beruf:

Personalwerbung der Bundeswehr an der Matthias-Claudius-Schule 1


Die evangelische Matthias-Claudius-Gesamtschule in Bochum-Weitmar hat am nächsten Dienstag zur Berufsorientierung die Bundeswehr eingeladen. „Personalwerbung“ sei das Ziel hier und an vielen anderen Schulen, so die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag. „Kein Werben an Schulen zum Töten und zum Sterben“ fordert dagegen das Bochumer Friedenplenum in einem Brief an die Schulgemeinde: an Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler und die Eltern.

»Darin erinnert das Friedensplenum an das „Kriegslied (1778)“ des Namenspatrons der Schule, eine der drängendsten Anklagen unserer Literaturgeschichte gegen die Zerstörung der Menschen und der Welt im Krieg. „ `s ist leider Krieg – und ich begehre nicht schuld daran zu sein“, so endet es. Welche Antwort gibt die Schule, „wenn ein Bundeswehroffizier im Rahmen der Berufsorientierung in die Schule kommt, um für Krieg als Beruf, zum Töten und Sterben also, zu werben?“, fragt das Friedensplenum; dann nämlich „ist das Tor zur Schuld für Schülerinnen und Schüler sperrangelweit geöffnet.“

Krieg und Frieden sind Themen des normalen Unterrichts, dort ist Friedensfähigkeit ein oberstes Lernziel. Deshalb appelliert das Friedensplenum: „Für ihre Zukunft und zu ihrem Lebensschutz brauchen unsere Kinder keine Werbung für Kriegstüchtigkeit, sondern vor allem Aufklärung über die totale physische und psychische Vernichtungskraft der Kriege unserer Zeit“. Welche Informationen vermittelt die Schule darüber, fragt das Friedensplenum: über die grausamen konventionellen und atomaren Waffen, die kriegstüchtige Soldaten bedienen sollen, über die psychischen Traumata bei vielen schon nach Auslandseinsätzen. „Wie wäre das erst in totalen Kriegen, zu denen die Waffen der Hochrüstung ertüchtigen sollen? Sind Schülerinnen und Schüler darüber informiert worden, bevor die Bundeswehr zur Berufsorientierung zugelassen wurde?“

Der Druck auf Schulen, Bundeswehrwerbung zuzulassen, wächst, weil nach einer repräsentativen Umfrage von Yougov nur 10 Prozent zum Kriegsdienst bereit sind und sich nur 5 Prozent freiwillig melden würden, zu wenige, um die geplante Aufstockung auf 200.000 Soldat*innen zu erreichen. Solange die allgemeine Wehrpflicht – dann auch für Frauen – nicht wieder aktiviert wird, soll durch verstärkte Werbung in Schulen die Freiwilligenquote erhöht werden. Die Matthias-Claudius-Schule ist in Bochum als Vorreiterin dabei. „Warum gerade sie“, fragt das Friedensplenum, „mit ihrem in vielen Bereichen vorbildlichen und öffentlich ausgezeichneten Schulprogramm. Gehört Kriegstüchtigkeit nun dazu?“ Die UN-Kinderrechtskonvention verbietet Werbung und Kriegsausbildung von Minderjährigen, einstimmig bekräftigt von der Kinderkommission des Deutschen Bundestages. „Hat das“, so das Friedensplenum, „für die Matthias-Claudius-Schule keine Bedeutung?“

Die Fragen richten sich an alle Bochumer Schulen. Das Friedensplenum lehnt Bundeswehrwerbung in Schulen überall entschieden ab: „Kein Werben an Schulen zum Töten und zum Sterben!“

Hier der vollständige Brief an die Matthias-Claudius-Schule Bochum
sowie dessen Anlagen
– offener Brief des FP an Intendant J. Simons
– Lesebuch “Frieden gewinnen”
– Programmheft “`s ist leider Krieg”


Ein Gedanke zu “Personalwerbung der Bundeswehr an der Matthias-Claudius-Schule

  • Wolfgang+vom+Ubu

    Die Matthias-Claudius-Schule unterhält außerdem eine jazzige Big Band . Eine sehr gute Sängerin, die es dort gibt, könnte das berühmte Lied anstimmen , das sogar russische und ukrainische Wurzeln hat , Pete Seeger’s , Where have all the flowers gone, ich weiß, dass sie es kennt, oder Le Deserteur von Boris Vian , der auch Jazz liebte oder den Song von Raoul Vaneigem, La vie s’écoule la vie s’enfuit. Auch können mit 17 die Schüler*innen ihre Kriegsdienstverweigerung starten …… Matthias Claudius freut sich !

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