Freitag 23.02.24, 10:23 Uhr
Nahverkehrsstreik am Freitag, den 1. März

Fridays for Future Marathondemo?


Für Freitag, den 01.03.2024, rufen Fridays for Future Bochum und ver.di gemeinsam unter dem Motto #WirFahrenZusammen zur Teilnahme am bundesweiten Klimastreik auf. Fridays for Future schreibt: »Zusammen mit Beschäftigten der BOGESTRA wird sich ab 14:00 eine Marathondemonstration am Rathaus formieren. Zeitgleich findet bundesweit ein Streik im ÖPNV statt, so dass auch in Bochum Busse und Bahnen still stehen.

Die Demonstration soll dabei wie bereits gewohnt erst über den Ring ziehen. Doch hier hört es nicht auf: „Nach fünf Jahren Fridays for Future ist uns klar, dass der Kampf gegen die Klimakrise kein Sprint, sondern ein Marathon ist. „Doch trotz allem wollen und werden wir weiter machen. Sinnbildlich dafür werden wir in Bochum so lange laufen, wie es geht, zur Not stundenlang bis in die Nacht.“ sagt Joris von Fridays for Future Bochum. „Natürlich ist dabei niemand gezwungen länger zu laufen als er oder sie möchte, und wir werden einen Pausenbereich mit Erfrischung einrichten, doch für uns ist klar: Wir sind noch lange nicht am Ende. Und das werden wir am 01.03 unter Beweis stellen.“

Begründet wird diese ungewöhnliche Aktionsform in einem Mangel an Klimaschutz, besonders im Bereich der Mobilitätswende. Ohne eine Verbesserung der Situation im ÖPNV wird die Mobilitätswende laut Aussagen von Fridays for Future und BOGESTRA Beschäftigten nicht funktionieren.

Conny, Busfahrerin bei der BOGESTRA schildert die Situation: „Ohne die BOGESTRA keine Mobilitätswende im Ruhrgebiet. Der Nahverkehr muss ausgebaut werden, massiv. Doch dafür benötigt es Personal. Das bekommt man nur durch eine auskömmliche finanzielle Ausstattung und Personal. Doch für das Personal müssen Arbeitsbedingungen her, die es ermöglichen Familien und Beruf im Einklang zu bringen. Das heißt, kürzere Dienste.“

Moritz fordert hierzu: „Es steht für uns fest, dass wir die Beschäftigten in ihrem Arbeitskampf unterstützen müssen, denn Fakt ist: Wenn die Beschäftigten in den Burnout-gearbeitet werden, der Job nicht attraktiv für neue Menschen ist und Fahrten ausfallen, weil die Branche kaputt gespart wird, dann werden wir die Mobilitätswende verfehlen. Hinter dieser Forderung haben sich inzwischen bundesweit über 100.000 Menschen und mehr als 1500 in Bochum mit ihrer Unterschrift gestellt, zusätzlich auch mehrere Hundert Beschäftigte aus dem Fahrbetrieb der BOGESTRA.“

Die Unterschriften werden am 01. 03 um 14:15 Uhr auf der Anfangskundgebung vor dem Rathaus an Politiker:innen der Kommunal-, Landes und Bundesebene überreicht.«


ver.di ruft auch in NRW erneut zum Streik im ÖPNV auf:

»Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat die Beschäftigten im kommunalen Nahverkehr zu einem Wellen-Streik im Zeitraum von Montag, dem 26. Februar 2024, bis zum Samstag, dem 2. März 2024, aufgerufen. Hauptstreiktag ist der 1. März, der gleichzeitig Klimastreiktag ist. Auch in Nordrhein-Westfalen sind erneut zahlreiche kommunale Verkehrsunternehmen ganztägig zu Warnstreiks aufgerufen. Die Streikwelle erreicht NRW am kommenden Donnerstag und dauert rund 48 Stunden an (29. Februar / 1. März 2024).

Hintergrund des zweitägigen Warnstreiks sind die laufenden Tarifverhandlungen für die rund 30.000 Beschäftigten (bundesweit rund 90.000) im kommunalen ÖPNV in NRW sowie weiteren Bundesländern. In den Tarifverhandlungen geht es hauptsächlich um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und eine Entlastung der Beschäftigten.

In NRW fordert ver.di folgende Verbesserungen:

  • Entlastungstage für alle Beschäftigten im ÖPNV
  • Identischer Ort für Arbeitsbeginn und -ende
  • Zulage ab dem 1. Tag bei vorübergehender Übertragung höherwertiger Tätigkeiten
  • Schicht- und Wechselschichtzulage für den Fahrdienst
  • 100 Prozent Jahressonderzahlung
  • Überstunden ab der 1. Minute und in der individuellen Stufe ohne Abzug
  • Zulage für Vorhandwerker / Gruppenführer / Teamleiter nach individueller Stufe

Auch in Nordrhein-Westfalen waren die Verhandlungen in der vergangenen Woche (16. Februar) in zweiter Runde ergebnislos geblieben. „Die Arbeitgeber haben die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Statt für attraktive Arbeitsbedingungen im ÖPNV zu sorgen, um auch zukünftig ausreichend Personal zu finden, sollen die Arbeitsbedingungen – unter anderem durch Arbeitszeitverlängerungen – noch verschlechtert werden. Das ist verantwortungslos und ein Schlag ins Gesicht all unserer Kolleginnen und Kollegen, die durch die Schichtarbeit und die hohe Anzahl von Überstunden ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Aktuell liegen unsere Positionen daher noch sehr weit auseinander, die Arbeitgeber haben bisher nicht einmal ein Angebot vorgelegt“, erklärt Andrea Becker, Fachbereichsleiterin in ver.di NRW.

Becker wies darauf hin, dass im ÖPNV ein dramatischer Arbeitskräftemangel herrsche und ein starker Druck auf die Beschäftigten bestehe. Täglich würden in allen Tarifbereichen Busse und Bahnen ausfallen, weil es nicht genug Personal gibt. „Bundesweit muss sich die Zahl der Beschäftigten verdoppeln. Es fehlen genauso viele Menschen, wie aktuell im kommunalen Nahverkehr beschäftigt sind.“ Das wirke sich auf den Alltag der Pendlerinnen und Pendler aus. Auch die Beschäftigten müssten dringend entlastet werden. „Die Arbeitgeber fahren auf Verschleiß der Beschäftigten, das ist kein sinnvolles Vorgehen. Wir erhöhen den Druck jetzt, damit die Arbeitgeber unsere Botschaft verstehen und wir endlich zu einem fairen Tarifergebnis kommen. Denn obwohl eine Attraktivitätssteigerung unumgänglich ist, sind die Arbeitgeber nach wie vor nicht bereit, den Beschäftigten entgegenzukommen“, so die Gewerkschafterin.

„Wir bedauern, dass mit den Streikmaßnahmen auch die Fahrgäste getroffen werden. Durch die frühe Ankündigung versuchen wir für Planbarkeit zu sorgen, damit sich die Menschen auf die Ausfälle einstellen könnten.“

Der 1. März, an dem die meisten regionalen Streiks durchgeführt würden, sei gleichzeitig der Klimastreiktag, zu dem Fridays for Future aufgerufen habe. Fridays for Future unterstützt die ÖPNV-Beschäftigten im Streik für bessere Arbeitsbedingungen und die Verkehrswende. „Eine klimafreundliche Verkehrswende ist nur mit einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen und mehr Personal umsetzbar. Deshalb werden wir am 1. März gemeinsam ein Zeichen setzen. Hier muss mehr Druck auf den Kessel und mehr Geld ins System“, so Becker abschließend.«