Freitag 26.01.24, 12:14 Uhr
Preis für Stadt Bochum:

Schlechteste Vermieter:in


Am letzten Samstag den 20. 1. 2024 hat der Solikreis Kohlenstraße eine satirische Preisverleihung vor dem technischen Rathaus durchgeführt. Aufgrund der abwegigen Pläne der Stadt Bochum hat diese nicht nur den Preis für den größten Wohnraumvernichter, sondern auch bereits im Januar den Hauptpreis für die schlechteste Vermieterin 2024 gewonnen!


Der Solikreis schreibt: »Nachdem sie vier Häuser mit 25 Wohneinheiten an der Kohlenstraße über 30 Jahre dem Verfall preisgegeben und dem Markt vorsätzlich entzogen hat, sollen diese jetzt abgerissen werden. Aber nicht etwa, um neuen Wohnraum zu schaffen, sondern es sollen Gewerbeflächen (vermtl. Büroräume) gebaut werden, von denen Bochum schon mehr als genug hat. Wohnraum hingegen ist knapp. Für die Pläne soll zudem der letzte verbliebene Mieter (Klaus),
der schon seit seiner Geburt in einem der Häuser wohnt, zwangsgeräumt werden. Dagegen hat der Solikreis bereits über 1000 Unterschriften gesammelt (www.weact.campact.de/p/klaus).

Im Rahmen der Kundgebung wurden außerdem zwei Reden gehalten, in denen die Stadt einmal mehr dazu aufgefordert wurde, die Zwangsräumung zu stoppen und von den Gewerbeflächen abzusehen! Stattdessen muss versucht werden, den Wohnraum zu renovieren oder – falls baulich nicht anders möglich – ein Bürgerdialog über alternative Nutzungskonzepte angestoßen werden. Bei der nächsten Ratssitzung am 01.02.2024 steht das Thema auf der Tagesordnung. SPD und Grüne können dann zeigen, ob sie bereit sind, Entscheidungen zum Wohle der Bürger:innen zu treffen oder ob sie mit unsozialer Politik weiterhin den Aufstieg der AfD befeuern wollen!

Rede:

Mein Name ist schon fast Programm: Klaus Schmitt.

Ich wohne, die Schwangerschaft meiner Mutter mit eingerechnet, seit 75 Jahren in meinem Geburtshaus auf der Kohlenstraße. Jetzt soll ich zwecks Abriss zwangsgeräumt werden. Dagegen wehre ich mich. Als alter Mensch muss man sich noch früh genug “herumschubsen” lassen.

1. Meine persönliche, aber auch die allgemeine Situation, rechtfertigt maximale Kritik an den Plänen der Stadt Bochum. In Bezug auf die Wohnsituation Kohlenstr. 135 bis 145 wurde über den Zeitraum von 30 Jahren eine Fehlentscheidung nach der anderen getroffen. Ich habe es erlebt. Das Ergebnis sind 4 Häuser deren 25 Wohnungen dem Wohnungsmarkt durch Leerstand entzogen wurden. Ob das die Mieten hochtreibt, kann sich jeder selbst ausrechnen. Mieter haben zwar selten einen Trecker, aber Sie können sich auch anders wehren. Die Häuser hat die alleinige Eigentümerin, die Stadt Bochum, ohne Not heruntergewirtschaftet, ist den Eigentumsverpflichtungen 30 Jahre nicht nachgekommen und hat nicht einmal Notreparaturen veranlasst. Die Abrissgründe wechseln und erscheinen neuerlich an den Haaren herbeigezogen oder vorgetäuscht. Dieses Verhalten entbehrt jeglicher Vernunft. Es ist bürgerfeindlich und lässt auf Seilschaften und/oder Einfluss von gewinnorientierten Lobbyisten schließen.

2. Die Vernunft sagt: Ohne Abriss, keine Abrisskosten. Leerstehende Wohnungen lassen sich konfliktfrei in 3 Monaten mit wenig Aufwand bewohnbar machen. Neubau, von was auch immer, dauert unter Beachtung von hunderten Vorschriften meist ca. 3 Jahre. Erdbewegung ist, wenn überhaupt, nur auf den jetzt nicht bebauten Flächen nötig. Alte Bäume können stehen bleiben. Graue Energie, die in ca 1000 Tonnen verbautem Material steckt, wird weiterhin genutzt, was Umweltschutz und Nachhaltigkeit bedeutet. Zementverbrauch auf ein Minimum reduziert. CO2 Emissionen durch entfallende Transportkosten eingespart. usw.

3. Der überaltete Bebauungsplan ist von der aktuellen Situation, in der Wohnungsnot herrscht und Umweltschutz erforderlich ist, längst überholt worden. Aussitzen ist da die falsche Taktik. Mit dem sturen Festhalten an den Abrissplänen, schießen die Entscheider sich ein sozialpolitisches Eigentor, denn sie sägen an dem Ast, auf dem sie sitzen.

Zum Schluss ein Merksatz: Wohnraum vernichten heißt Menschen verachten!«