Sonntag 17.12.23, 21:10 Uhr

Klaus bleibt – gegen Zwangsräumung und Abriss


Anfänglich ungefähr 50 Menschen haben gestern gegen die drohende Zwangsräumung des letzten Mieters an der Kohlenstraße 135 gegen Abriss und für den Erhalt preiswerten Wohnraums demonstriert.

Zur Auftaktkundgebung um 13 Uhr am Musikforum schilderte ein Sprecher des Netzwerks “Stadt für Alle” die immer prekärere Lage von Menschen mit geringem Einkommen am Bochumer Wohnungsmarkt. Es fehlten 25.000 Wohnungen, die für Geringverdiener bezahlbar seien. Stattdessen müssten diese bis zu 50 % ihres Einkommens für das Wohnen aufwenden. Die Zahl der Sozialwohnungen nehme immer mehr ab, so dass inzwischen weniger als 6 % aller Wohnungen preisgebunden seien, obwohl über 50 % der Bevölkerung vom Einkommen her berechtigt sei, eine Sozialwohnung zu beziehen. Die Stadt Bochum setzte zur Lösung der Wohnungskrise einseitig auf Neubau auf der grünen Wiese, wodurch weitere Flächenversiegelung entstehe und ausschließlich hochpreisiger Wohnraum, der für die wirklich Bedürftigen gar nicht bezahlbar sei. Er befürchtete, dass diese Politik auch nach dem Beschluss eines neuen “Handlungskonzept Wohnen”, dass derzeit in Arbeit sei, fortgesetzt werde.

Die vier Häuser an der Kohlenstraße 135 – 141 seien die letzten Überreste des in den 80er Jahren abgerissenen Heusnerviertels und in städtischem Besitz. Die Stadt habe Jahrzehntelang jede Instandhaltung unterlassen, freiwerdende Wohnungen nicht mehr vermietet, sondern leerstehen und vergammeln lassen. Das sei nur möglich, weil es in Bochum keine Wohnraumschutzsatzung gebe, deren Erlass eine Mehrheit aus SPD, CDU und FDP im Rat der Stadt Bochum abgelehnt habe.

Anschließend setzte sich der Demonstrationszug durch die Innenstadt bis zu den abrissbedrohten Häusern in Bewegung. Am Ziel hielt der letzte Bewohner der vier Häuser, der akut von einer Zwangsräumung bedroht ist – vor inzwischen ca. 100 Zuhörer:innen – eine Rede, die wir hier dokumentieren: Mieter müssen sich endlich wehren!
Eine Sprecherin des “Unterstützer:innenkreises Kohlenstr135” ging in ihrem Redebeitrag darauf ein, welche gesellschaftlichen Ursachen für die Wohnungsnot verantwortlich sind:
Wenn Wohnraum als Ware gehandelt wird.

Fotos:@hum_an_imal (http://instagram.com/hum_an_imal):