Montag 11.12.23, 11:39 Uhr

Die Häuser denen, die darin wohnen – keine Zwangsräumung für Büros!


In einem Artikel in der WAZ wird heute unter dem Titel „Mieter führt einsamen Kampf gegen die Stadt“ auf die dohende Zwangsräumung von Klaus Schmitt in der Kohlenstraße berichtet. Außerdem sprach er auf der Veranstaltung am 05. Dezember zum „Handlungskonzept Wohnen“ und im Anschluss an diese Veranstaltung wurde sich zu einem solidarischen Zusammenkommen in der Kohlenstraße verabredet. Hier der Aufruf zu dieser Demontration: »Am Samstag, den 16. Dezember findet um 13 Uhr eine Demonstration vom Musikforum zur Kohlenstraße statt.

Dort wohnt Klaus Schmitt, der nach einer jahrelangen gerichtlichen Auseinandersetzung mit der Stadt nun von einer Zwangsräumung bedroht ist. Mit der Demonstration, die in Zusammenarbeit mit Klaus Schmitt und in Solidarität mit allen von Verdrängung und Zwangsräumung Betroffenen stattfindet, wird gegen den Abriss der „unwirtschaftlichen“ Häuser in der Kohlenstraße und für eine sozialökologische Wohnungspolitik protestiert. Klaus Schmitt wohnt seit 73 Jahren im Haus mit der Nummer 135 an der Kohlenstraße. Seit Jahrzehnten kümmert er sich darum, seine Wohnung und das Haus instand zu halten, das eigentlich der Stadt gehört, während diese die Häuserreihe seit Jahrzehnten dem Verfall überlässt. Klaus hat sein ganzes bisheriges Leben hier gewohnt, Er kennt die Nachbar*innen und die Umgebung. Er fühlt sich wohl und verbindet starke Gefühle mit seinem Zuhause. Die Auseinandersetzung mit der Stadt und die jahrelange Unsicherheit belasten ihn sehr. Wohnraum soll Sicherheit und Geborgenheit bieten. Das ist im Fall von Klaus momentan leider akut bedroht.

Die Stadt hat die Häuser jahrelang leerstehend und verfallen lassen, um sie nun mit Verweis auf ihre Unwirtschaftlichkeit abzureißen und Platz für Bürogebäude zu schaffen. In den Häusern hätten viele Menschen über Jahrzehnte bezahlbaren Wohnraum und ein zu Hause finden können. Statt die auch in Bochum herrschende Wohnungsnot zu bekämpfen, orientiert sich die Stadt lieber an wirtschaftlichen Aspekten.Die Anzahl der mietpreisgebundenen Wohnungen sinkt jährlich. Der Mietspiegel steigt. Trotz der teils schlimmen Folgen für die Betroffenen wird jeden zweiten Tag eine Wohnung in Bochum zwangsgeräumt. Dass die Stadt die 25 Wohnungen der vier Häuser seit Jahren leer stehen lässt und nun sogar eine Zwangsräumung anstrebt, um die Häuser abreißen zu können, ist also absurd.

Auch ökologisch betrachtet ist Abreißen und Neubauen (in Sachen Ressourcen, Transport etc.) sehr problematisch. Bestand hingegen kann im Vergleich wesentlich kostengünstiger, zeitsparender und ressourcenärmer wieder in Schuss gebracht werden. Die Häuser in der Kohlenstraße haben eine gute Bausubstanz und Statik und sind nicht, wie die angebrachten Schilder fälschlicherweise vermuten lassen, einsturzgefährdet. Deshalb sollten sie renoviert und nicht abgerissen werden. Das in Kauf nehmen der persönlichen Belastung von Klaus, einer Verschärfung der Wohnungskrise sowie ökologischer Belastungen, sind nach Auffassung der Veranstalter*innen verschiedene Dimensionen des gleichen Problems. Wenn Wohnraum als Ware gehandelt wird, muss seine Verwertung in erster Linie profitabel sein. Wir fordern, dass Städte ein kollektives Gut zur Erfüllung unserer Grundbedürfnissen werden müssen! Wohnungslosigkeit, Verdrängung und Zwangsräumungen zeigen, wie gegensätzlich sich der Warencharakter von Wohnraum zu einem guten Leben für alle verhält.«