Am Dienstag, den 10. 10. findet im Rahmen der Aktionswochen gegen Antisemitismus eine Veranstaltung statt mit dem Titel „Kritische Erinnerungskultur(en): 80 Jahre Warschauer Ghetto Aufstand – wer erzählt Geschichte(n)?“ Referentin ist Natali[a]e Kajzer. Die Einladung: »Woran erinnert man in Deutschland und wer erzählt? Im Land der Täterinnen ohne Täterinnen, die darüber sprechen. In Deutschland wird oftmals betont, dass besonders viel für die Erinnerungskultur geleistet werde. Es kommt dem Versuch nahe, aus einem Kapitel des Verbrechens an der Menschheit, ein post-nazistisches Kapitel des Stolzes auf die Erinnerungskultur zu gewinnen. Gleichzeitig jedoch ist Deutschland im 21. Jahrhundert ein Land geworden, dass sich nach mehreren hundert Jahren Migrationsgeschichte endlich zum Status des Einwanderungslandes bekennt.
Somit wuchsen auch die mitgebrachten Perspektiven auf den Zweiten Weltkrieg, den Holocaust und die Shoah. Vor dem Überfall auf Polen waren Polinnen die größte Minderheit innerhalb Deutschlands und innerhalb Polens blühte unter anderem das europäische Schwergewicht jüdischer Geschichte. Während in Polen eine großer Teil nach wie vor Deutsch als Fremdsprache beherrscht, sich mit deutscher Geschichte auseinandersetzt, ist dies andersrum weniger der Fall, selbst wenn der Zweite Weltkrieg thematisiert wird. Die Namen deutsch-nazistischer Konzentrationslager auf polnischem Staatsgebiet sind hierbei oftmals ein Begriff, das eigentliche Ausmaß der Zerstörung ohne die dazugehörige Geschichte hingegen nicht. Heldinnen des Widerstands – welchen Namen wird hierbei in Deutschland gedacht? Welchen wird hingegen beispielsweise in Israel oder Polen gedacht? Wer erzählt Geschichte(n)?
Ein Vortrag von Natali[a]e Kajzer im Rahmen der Aktionswochen gegen Antisemitismus 2023 der Amadeu Antonio Stiftung. Natali[a]e ist deutsch-polnische Antisemitismusforscherin und promoviert am ZfA der TU Berlin zu polnisch-antisemitischen Narrationen im polnischen Film und Wahrnehmung antisemitismuskritischer Diskurse in Polen, wofür sie zeitweise in Polen qualitativ forscht.«
Termin: 10.10.2023, 18 – 20 Uhr
Ort: Ruhr-Uni, GD 03/141