„Wie schaffen wir mit Schüler:innen eine lebendige Erinnerungskultur? Wie können neue Unterrichtsmodelle wie das Deeper Learning die Schüle:rinnen zu einem eigenständigen und authentischen Beitrag zu Erinnerungskultur bewegen?“ Zu diesen Fragestellungen bietet die GEW Bochum am Freitag, den 8. September um 15 – 18 Uhr, KO-Fabrik ein Seminar an: »In fünf Workshops mit praktischen Unterrichts- und Projektbeispielen möchten wir uns mit Lehrer:innen, Lehramtsanwärter:innen, Studierenden und Multiplikator:innen darüber austauschen.
Workshop 1: Verschwörungsdenken contra kritisches Denken (mit Christoph Hövel, Projekt Kopfeinschalten – Kritisch gegen Verschwörungstheorien)
Bereits in den 1960ern stellte Adorno fest: „Die Klugheit, die in der Welt aufgewandt wird, um narzisstisch Unsinn zu verteidigen, reichte wahrscheinlich aus, das Verteidigte zu verändern.“ In diesem Workshop wollen wir uns mit der Logik des Verschwörungsdenkens sowie seinem Verhältnis zu Antisemitismus befassen und beidem ein kritisches Urteilsvermögen als Antidot gegenüberstellen. Gemeinsam erarbeiten wir, wie Schüler*innen befähigt werden können, anstatt Unsinn narzisstisch zu verteidigen, irrationale Strukturen demokratisch mit anderen zu verändern.
Workshop 2: Deeper Learning Pädagogik und transnationales Engagement für die europäische Erinnerungskultur im Fremdsprachenunterricht (mit Elena Kroik, Gymnasium Bergkamen)
Deeper Learning ermöglicht ein nachhaltiges und gehaltvolles Lernen durch die Kombination von Fachwissen, der Identitätsentwicklung von Lernenden und der Entfaltung ihrer Kreativität als Teil der Lernerfahrungen. Die Schüler:innen setzen sich mit dem Thema Erinnerungskultur multiperspektivisch und in authentischen Kommunikationssituationen auseinander, zum Beispiel in transnationalen oder in fächerübergreifenden Projekten.
Im Workshop werden gelungene transnationale Projekte und Kernelemente der Deeper Learning Pädagogik zur Gestaltung wirksamer Lerndesigns vorgestellt sowie die Formate für die Bewertung authentischer Leistungen in der Zielsprache bzw. der Leistungsentwicklung der Lernenden besprochen.
Anschließend werden wir auf der Grundlage ausgewählter Materialien über das Engagement verschiedener Widerstandskämpfer:innen Projektskizzen in kleinen Gruppen entwickeln.
Workshop 3: Bildaufnahmen Bochums von 1933 – 1945 (Mit Nicola Peters, Nelson-Mandela Schule Bochum)
Fragt man Schüler*innen, in welchen Regionen Deutschlands der Nationalsozialismus vorherrschte, nennen sie oft nur Berlin, München oder Nürnberg. Die eigene Stadt wird zumeist ausgeklammert. Das Bochumer Bildarchiv stellt Bildaufnahmen zur Verfügung, die belegen, dass nicht nur vereinzelte Bochumer Bürger sich frühzeitig der menschenverachtenden Ideologie anschlossen.
Der Einsatz dieses Bildmaterials bietet vielfältige Möglichkeiten für den Unterricht, um Schüler*innen mit dem Thema in Berührung zu bringen. Im Rahmen des Workshops sollen Unterrichtsideen gemeinsam gesammelt und erarbeitet werden.
Workshop 4: Unterrichtsmodelle der School of Holocaust Education in Yad Vashem (mit Céline Spieker, Mont-Cenis-Gesamtschule Herne, Netzwerk Erziehung nach Auschwitz)
Die zentrale Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel bietet Unterrichtsmaterialien in deutscher Sprache an, deren Zielsetzung es ist, die vom Holocaust betroffenen Juden und Jüdinnen als Menschen sichtbar zu machen, indem ihre individuelle Biografien von den Schüler*innen rekonstruiert werden. Abseits von den Zahlen des Holocausts zielen sie darauf ab, die Geschichte des Holocausts auf Augenhöhe erfahrbar zu machen und eine kognitive Empathie zu ermöglichen. Im Workshop werden verschiedenen Materialpakete der School of Holocaust Education Yad Vashem vorgestellt und gemeinsam praktisch erprobt.
Workshop 5: Neuer Gedenkort Bochum-Bergen – eine Spurensuche anhand von Quellen (mit Susanne Wycisk, Initiative Bergener Straße)
Rassistisch motivierte und menschenverachtende Zwangsarbeit im Faschismus vor 80 Jahren fand unter den Augen der Bochumer Bevölkerung in fast allen Wirtschaftsbereichen statt. Insbesondere die Schwer– und Rüstungsindustrie gehörte zu den kriegswichtigen Sektoren Nazideutschlands als Rückgrat des Eroberungskrieges in Osteuropa.
Was aber spricht heute Jugendliche an?
Welche Materialien eignen sich, um die Arbeits- und Lebenssituation osteuropäischer Zwangsarbeiter im Ruhrbergbau am Beispiel der Zeche Constantin im Bochumer Norden zu veranschaulichen?
Zeitzeugenberichte wie Briefe, Audiodateien oder Bilder und Zeichnungen zur Zwangsarbeit stehen uns neben zeitgenössischen Dokumenten zur Verfügung. Materialien, die wir für die Arbeit in Schulen nutzbar machen können.
Über das sinnliche Erspüren des außerschulischen Gedenkortes in Bochum-Bergen hinaus, könnten diese multiperspektivischen Quellen zur Vertiefung dienen, weiterführende historisch-politische Fragen aufwerfen sowie ggf. Handlungsoptionen aufzeigen.
Hierzu soll der Workshop ein erster Schritt sein!
Fr., 8. September 2023, 15 – 18 Uhr, Quartiershalle KO-Fabrik, Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum
Teilnahme kostenlos. Anmeldung an info@gew-bochum.de unter Angabe von zwei Wunsch-Workshops (bis zum 31. August 2023)«