Dienstag 30.05.23, 17:00 Uhr

GEW kritisiert: Zwangsweiser Schulwechsel nicht akzeptabel 1


In Bochum sind lt. GEW besonders viele Kinder betroffen. In der Pressemitteilung heiß es: »Die Zeugnisse am Ende des Schuljahres rücken näher. Auch für Bochumer Schülerinnen und Schüler am Ende der Orientierungsstufe (6. Jahrgang) an Gymnasien und Realschulen bedeutet das in viel zu vielen Fällen einen harten Einschnitt: Wenn die Anforderungen nicht erfüllt werden, stehen sie vor der „Abschulung“, müssen also zu einer anderen Schule gehen.

Das bedeutet für viele Kinder ein echtes Trauma: Sie werden damit konfrontiert, nicht „gut genug“ zu sein, nicht „zu passen“, werden aus einer zwei Jahre lang erlebten und gewachsenen Gemeinschaft herausgerissen, ja: ausgeschlossen – und gehen mit Versagensängsten in die weitere Schullaufbahn.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft kritisiert seit Langem diese Praxis. „Die Tatsache allein, dass ein solches Vorgehen aufgrund des im Kern dreigliedrigen Schulsystems „Tradition“ hat, macht die Sache für die betroffenen Familien nicht leichter“, sagt Ulrich Kriegesmann aus dem Vorstand der Bochumer GEW. An jeder Schule gibt es nach dem Schulgesetz die Pflicht, Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern, um ihnen zu einem passenden Bildungsabschluss zu verhelfen.

In Bochum gilt jedoch, dass nach der Grundschulzeit die Erfüllung des Wunsches nach einem Platz für das Kind am Gymnasium Vorrang hat. Dafür werden ausreichend Plätze vorgehalten, während die Gesamtschulen in Bochum seit 15 Jahren Kinder abweisen müssen. Dramatisch und eng wird es dann aber am Ende der 6. Klasse: Kinder mit einem schlechten Zeugnis fallen durch das Raster. Für sie ist die Zeit dort beendet, sie müssen gehen.

Mit den „Abschulungen“ müssen sie an anderen Schulen untergebracht werden – das sind dann die Gesamt-, Sekundar-, Real- und Hauptschulen. Dort reichen oft Raum- und Personalkapazitäten kaum aus, um die Kinder aufnehmen zu können. „Ich frage mich, ob es hier nur um einen Planungsfehler geht, oder ob man diese Realität bewusst beiseiteschiebt, nicht wahrhaben will“, so Kriegesmann. Und erklärt weiter: „Natürlich liegt der Fehler nicht ausschließlich bei der Stadt. Es geht um ein gewachsenes System, das man sich zu verändern scheut – weil es nun mal schon immer so war. Ungern wird zur Kenntnis genommen, dass Deutschland seit Preußens Gloria das einzige Land mit einer derartig gegliederten Schullandschaft ist.“

Was an den Bochumer Verhältnissen jedoch auffällt, ist die hohe Zahl der Betroffenen: Bei voraussichtlich ungefähr 400 Kindern, unter denen am Rande der Seiteneinstieg sowie das Gemeinsame Lernen (Inklusion) eine Rolle spielen, bedeutet das aber insgesamt einen Umfang von ca. 15 Klassen. „Hier sind Dimensionen erreicht, die zum Nachdenken und zum Handeln auffordern“, meint die GEW.«


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