Ein Bündnis von linken und antifaschistischen Gruppen ruft am Sonntag, 30. 4.um19:30 Uhr zur traditionellen revolutionären Vorabenddemo auf: »Es ist 2023. In Europa ist Krieg, unser Klima geht den Bach herunter, FLINTA* & BIPoC* müssen um ihr Leben fürchten und internationale Krisen erschüttern uns jeden Tag! Doch die Krise hat nicht nur System, sondern auch einen Namen. Sie ist Produkt des neoliberalen und patriarchalen Kapitalismus.« Zum Aufruf.
Sonntag 09.04.23, 18:03 Uhr
Revolutionäre Vorabenddemo 2023:
„Unsere Bundes- und Landesregierung ignorieren diesen Umstand“ (Zitat vom verlinkten Aufruf). Von „Unserer Bundes- und Landesregierung “ zu sprechen, sagt wohl genug über die inhaltliche Orientierung der Demoorga. Revolution/revolutionär heißt hier besser regiert werden wollen – der*die gut*e deutsche Sozialdemokrat*in kann halt nicht ohne ihren Staat.
Die „Remember-Fraktion“ wittert wieder Sozialdemokratie bei allen, die morgens nicht Kropotkin und Bakunin rezitierend vor dem heimischen Anarcho-Altar den Tag starten.
Ich weiß ja nicht, in welchem Utopia du heute aufgewacht bist, aber ich (und 84 Millionen anderer) werden tatsächlich noch immer von der Bundesregierung regiert. Das Possesiv „unsere“ heißt übrigens nicht, dass man sich die Regierung zu eigen macht und sie sogar unterstützt. Aber das wisst ihr Crimethinc-Mönche eigentlich selbst. Doch mit diesem Wissen kann man nicht agitieren und die Spaltung der Szene weiter vorantreiben.
Ganz schwach wird es dann, wenn man der Demo-Orga vorwirft, sie wollen einzig besser regiert werden statt dsa Zusammenleben selst zu gestalten. Du (ihr?) warst/wart doch sicher in den vergangenen sechs Jahren mal auf einer Vorabenddemo in Bochum. Wurde da jemals gefordert, besser regiert zu werden? Ich kann mich nicht erinnern und habe keine der Demos ausgelassen. Aber manche Leute brauchen eben ihre Hobbies und wenn das Projekt „Schwarze Ruhr-Uni“ jetzt vorbei ist, bleibt kaum etwas als unter verschiedenen „Remember *insert anarchist name*“-Alias die politische Arbeit aller anderen, vor allem denjenigen, die man als zu rot ansieht, zu diskreditieren.
Das wird wirklich langweilig und bringt weder der Bewegung, noch der Arbeiter:innenklasse irgendetwas. Steig(t) doch von deinem/eurem schwarzen Ross runter und bringt euch ein, statt hier mit eurer/deiner Blockadehaltung die Szene-FDP zu spielen …
Ich bin manchmal ganz verwundert über den Sprachstil einiger Kommentatorinnen hier. Außer billige Polemiken die teilweise an Beleidigung grenzen haben einige wohl nicht viel zu bieten.
Kritik unerwünscht – oder „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.“
Letztes Jahr hieß es noch in Bochum „Klassensolidarität statt staatlicher Autorität: Für die befreite Welt!“ und der Antifa-Nachwuchs sah seine Wurzeln in der Komintern. „Sei es der Widerstand der Komintern gegen Mussolinis Schwarzhemden, der aufopferungsvolle Kampf der internationalen Brigaden gegen Francos Falange oder der kommunistische und sozialistische Widerstand gegen das nationalsozialistische Hitlerregime.“
Da verorteten sich die Vorabend-Revolutionäre in autoritärer Staatspolitik, in der rassistischen, antisemitischen Polizei- und Obrigkeitsgeschichte des Stalinismus, der Gulags, der Verfolgung und Ermordung andere Linker – sprich im Staatsterrorismus der KPDSU.
Aber „so what“? Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern? Asterico und den Rest der Belegschaft scheint es letztes Jahr nicht interessiert zu haben und sind der Bochumer „Eispickelfraktion“ nachgerannt. Von Kritik kein Wort. Wenn derselbe Haufen jetzt wieder an den Start geht, um für seine Auffassung von utopischer Gesellschaft zu werben, dann stehen Astericos und andere wieder Gewehr bei Fuß. Und Kritik, berechtigt oder nicht, hat zu unterlassen.
George Orwell, der als Freiwilliger der links-marxistischen POUM den stalinistischen Säuberungsaktionen der Stalinisten gerade so entkam, verfasste in „Die Farm der Tiere“ eine sehr gute Fabel zur Entwicklung des Sozialismus der von Bochumer Antifa-Gruppen so gepriesen wird. Und in seinem Buch „1984“ zeichnete Orwell das Bild der Utopie dieser Eispickel-VerehrerInnen gut nach.
Der Hang derzeitiger Bochumer Antifa-Gruppen zum Autoritarismus lässt sich in der Genese ihrer Aktionen zu anderen Linken gut nachvollziehen. Auch hier schwieg Asterico und der Rest der Belegschaft. Der Hang Bochumer Antifagruppen zum Staatskapitalismus und autoritären Gesellschaftsutopien ist in ihrem Aufruf 2022 auch sehr gut nachzulesen. Es soll später niemand kommen und sagen. Man hätte von Nichts gewusst.
In der Theorie und der Praxis der aktuellen Antifa-Gruppen ist progressives und kritisches Denken, Emanzipation und Befreiung kaum zu entdecken. Ihre Form von Politik dient mehr einer ästhetischen Vergemeinschaftung in gewaltaffinen Jugendgruppen. Peergroupverhalten, in einem Bereich, wo emanzipative Lernprozesse und Entwicklungen kaum vollzogen werden. Mittels pseudo-revolutionärer Attitüde und Habitus wird ein Identitätsangebot für bürgerliche Kurzzeitrebellen geschaffen, bevor diese wieder in den Schoss der Bourgeousie zurückkehren. Allzuweit haben sie sich in der Zwischenzeit auch nicht von dem Projekt ihrer Kritik entfernt. Neoliberales Denken und Handeln durchziehen ihren Alltag. Zum Glück für sie, somit können sie nach der „roten Dekade“ zwischen den Lebensjahren 20 bis 30 problemlos da wieder anknüpfen, wo man sie seinerseits vorgaben sich abzunabeln. „Ich will nicht werden, wie mein Alter ist“ (Ton, Steine, Scherben) ist halt schon ein halbes Jahrhundert her.
Mitglied einer Antifa-Gruppe zu sein heißt noch lange nicht AntifaschistIn zu sein. Und wie Erich Fried mal sagte: „Ein Faschist, der nichts ist als ein Faschist, ist ein Faschist.
Aber ein Antifaschist, der nichts ist als ein Antifaschist, ist kein Antifaschist!«
Das Ausbleiben jeglicher Reaktion, von den Kritisierten, ihrem Umfeld, aber auch all der anderen Bochumer Organisationen, die vorgeben sich dem Antifaschismus verschrieben zu haben, spricht Bände.
Man beschweigt den Stalinismus der Jugendgruppen und deren offenen Hang zur Gewalt gegen Linke. Ein Lump wer dabei denkt, es handele sich hier um Opportunismus und irgendwann käme das Gejammere derer, die die Natter an der eigenen Brust genährt haben.
Sag mal, Hans, kann es sein, dass Du einfach nur ein bisschen sauer bist, dass bislang niemand auf Deinen Beitrag oben geantwortet hat? Wer ist denn überhaupt angesprochen? Wer sind die, die Du so sachlich als „Vorabend-Revolutionäre“ bezeichnest? Ãœberhaupt: was willst Du eigentlich ausdrücken? Dass Antifaschismus nur etwas für Menschen ohne irgendeinen Fleck auf der weißen Weste ist? Ich hoffe.dass das nicht so ist. Vielleicht ist ja einfach die Aussagelosigkeit Deines Beitrages der Grund für das „Ausbleiben jeglicher Reaktion, von den Kritisierten …“.