Donnerstag 23.03.23, 11:26 Uhr
Pressemitteilung von Haldi 47

Dortmunder Neonazis greifen alternatives Hausprojekt in Bochum mit Steinwürfen an


»In der Nacht zu Dienstag (21.03.2023) wurde gegen 0 Uhr das alternative Wohn- und Nachbarschaftsprojekt Haldi47 in Bochum-Hamme durch Neonazis angegriffen. Es flogen Steine ins Fenster und es wurden neonazistische Schmierereien und Aufkleber hinterlassen. Im Haus kam glücklicherweise körperlich niemand zu Schaden.

Für heute Abend organisierten Aktivist*innen in der Haldi47 und lokale Antifaschist*innen deshalb kurzfristig eine Kundgebung bei welcher sich rund 150 Menschen mit der Haldi47 solidarisierten. Unter martialischem Gebrüll griffen in der Nacht auf den 21.03.2023 mindestens 3 Männer das seit 5 Monaten besetzte Haus und alternative Projekt auf der Haldenstr. 47 an. Es wurden dabei Steine in ein Fenster im ersten Stock geworfen, in dem sich ein Aufenthaltsraum befindet. Glücklicherweise war niemand zu diesem Zeitpunkt in der Nähe der Fenster, denn sowohl das splitternde Glas als auch die geworfenen Steine hätten leicht zu schweren Verletzungen führen können. Nachdem der Versuch in die Haldi47 einzudringen scheiterte, arbeiteten sich die Männer am Haus ab und hinterließen Schmierereien, Sticker und Plakate, die ganz klar auf einen extrem rechten Hintergrund der Täter*innen hinweisen. So wurde u.a. die Freilassung von Steven Feldmann gefordert, dieser befindet sich aktuell aufgrund zahlreicher Gewaltdelikte in U-Haft der JVA Dortmund. Der Grund dafür: Feldmann sei nicht zur Hauptverhandlung seines Berufungsverfahrens, in einer Anklage wegen Körperverletzung erschienen. Auch Sticker mit dem Konterfei des verstorbenen Siegfried „SS Siggi“ Borcherts verklebten die angreifenden Neonazis. Es wurde weiterhin zur Gewalt gegen Antifaschist*innen aufgerufen.

Im Nachgang wurden Fotos und Videos der Aktion auf einschlägigen Kanälen in den sozialen Medien gepostet, die klar den Dortmunder Neonazis zuzurechnen sind, die sich seit Monaten im strukturellen und politischen Niedergang befinden.

„Da die Dorstfelder Neonazis entweder ausgebrannt, im Knast oder auf Bewährung sind und sich nicht mehr die Hände dreckig machen können und wollen, haben sie seit einiger Zeit eine Gruppe gewaltbereiter junge Männer vor ihren Karren spannen können, die nun ihre Drecksarbeit erledigen. Waren die Dortmunder Nazis geschwächt, versuchten sie stets über Gewalttaten auf sich aufmerksam zu machen.“ erklärt Jonas Winkel, der sich seit längerem mit der Neonaziszene beschäftigt. „Dieser Täterkreis ist verantwortlich für mehrere brutale Attacken im Dortmunder Unionsviertel zwischen Westpark und Möllerbrücke. Das Feindbild dieser Gruppe sind vermeintlich Linke, Menschen, die sie der LGBTIQ-Community zurechnen und Antifaschist*innen. Da haben die Neonazis den Tätern einen Floh ins Ohr gesetzt, der bei diesen auf Anschluss stößt. Personen wie Serkan Bergamo, Steven Feldmann und Pascal Ostholte nutzen dabei bewusst die sozial benachteiligte Situation junger Menschen aus, um sie ideologisch an sich zu binden und zu Gewalttaten zu motivieren. Neben Angriffen zeichnen sie verantwortlich für neonazistische Propaganda in Form von Aufklebern und Hakenkreuz-Schmierereien rund um die Möllerbrücke in Dortmund . Es liegen bereits Hinweise zu den Tätern vor, die zeitnah veröffentlicht werden.“

Der Angriff in der Nacht zum Dienstag ist klar diesem Tätermilieu zuzuschreiben.

„Es ist pures Glück, dass niemand körperlich verletzt wurde!“ sagt Jessi Martens, Pressesprecherin der Haldi47, „Wir sind wütend und geschockt! Aber wir haben auch direkt eine Menge Solidarität und Unterstützung von Menschen und Organisationen aus Bochum und darüber hinaus erhalten! Wir lassen diesen feigen Angriff selbstverständlich nicht unwidersprochen. Die Haldi47 soll ein Ort sein, an dem sich alle Menschen wohl fühlen können, egal welcher Herkunft, welchen Geschlechts, welcher Sexualität und welcher Hautfarbe. Selbstverständlich geraten wir damit in das Visier von Menschenfeinden wie Neonazis. Der Angriff hat uns alle aufgerüttelt und hat einmal mehr gezeigt, dass rechte Gewalt auch in Bochum jederzeit Menschenleben bedrohen kann. Für uns und all die Menschen um uns herum ist jedoch klar: diesen magischen Ort lassen wir uns von ein paar Nazi und gewaltgeilen Schlägern nicht kaputt machen!“

Bereits am heutigen Dienstag organisierte die Haldi47 zusammen mit der Antifaschistischen Linken Bochum eine Kundgebung an der Haldi47 in Bochum Hamme, die zum einen das Viertel über den Angriff in ihrer Nachbarschaft aufklären und zum anderen Solidarität mit den Betroffenen und dem Projekt zu bekunden soll. Für das Wochenende ist des Weiteren eine Demo geplant.«