Unter diesem Motto ruft das Bochumer Friedensplenum zu einer Demonstration am kommenden Freitag, dem 24.2. 17-18 Uhr und schreibt dazu: »Wir starten im Bermuda Dreieck auf dem Konrad-Adenauer Platz vor dem Mandragora.
Wir schließen uns mit dieser Demonstration einem Aufruf von vielen bundesweiten Organisationen an zu dezentralen Aktivitäten am Jahrestag des Beginns des russischen Angriffs auf die Ukraine. Diese Organisationen haben den Mut, sich gegen „eine Erhöhung der Rüstungsausgaben, militärische “Sondervermögen”, Drohungen und weitere Eskalation“ auszusprechen:
Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden | attac | Bund für soziale Verteidigung | church and peace | Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen | Forum Friedensethik | Frauennetzwerk für Frieden | Friedensregion Bodensee | Lebenshaus Schwäbische Alb | Naturfreunde Deutschlands | Netzwerk Friedenskooperative | Ökumenische FriedensDekade | Ohne Rüstung Leben | Ökumenische FriedensDekade | pax christi | Sant’Egidio | Sicherheit neu denken | Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten
In Bochum wird die Aktion vom Bochumer Friedensplenum und der DFG-VK organisiert. Lokale Unterstützer:innen sind u.a. attac, GEW, IPPNW, Naturfreunde Langendreer, VVN-BdA.
Es gehört heute Mut dazu, laut Nein zu sagen, wenn fast alle Stimmen in der Politik und in den Medien die Zustimmung zum Militarismus als alternativlose Staatsdoktrin fordern. Auch wenn sich Regierungen nicht immer daran gehalten haben, war es bisher gesellschaftlicher Konsens, dass aus Deutschland keine Waffen in Konfliktregionen exportiert werden dürfen. Jetzt werden Leute ins Abseits gestellt, wenn sie dies fordern.
Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht und die mehr als eine halbe Million Menschen, die das „Manifest für Frieden“ unterstützen, werden in einer selten dagewesenen Weise diffamiert.
Die große Unterstützung für das Manifest ist ein ermutigendes Zeichen, dass die Stimmung kippt. Immer mehr Menschen begreifen, wie unmenschlich es ist, auf dem ukrainischen Schlachtfeld zu versuchen, einen Krieg zu gewinnen.
Selten war es so wichtig, auf die Straße zu gehen und die Regierenden zu drängen, sich an die Spitze einer diplomatischen Initiative für einen Waffenstillstand zu stellen.«
Unabhängig von meiner inhaltlichen Kritik an dem Manifest von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer, unterstelle ich hier einmal, dass die Demonstration nicht ohne gemeinsame Diskussion mit ukrainischen Geflüchteten in Bochum organisiert wurde, um auch diese für eine Teilnahme an der Demonstration zu gewinnen.
Die ukrainischen Menschen, mit denen ich Kontakt habe, haben von Einladungen zu solchen gemeinsamen Diskussionen leider nichts mitbekommen und organisieren am 25.2. in Bochum eine eigene Demonstration. Auch ist der Demoaufruf nicht in den Bochumer social-media Kanälen der ukrainischen Community publiziert worden. Das ist schade. Auch wenn es wahrscheinlich inhaltlich politische Differenzen mit den mir bekannten Ukrainer*innen hier in Bochum gibt, ist es natürlich sinnvoll, gemeinsam zu diskutieren. Die ukrainische Community in Bochum ist schließlich sehr vielfältig.
Ich bin sehr gespannt, wie viele ukrainische Menschen zu der Demonstration kommen werden, denn das wäre ja sicherlich im Sinne der Organisator*innen.
Es gibt nur sehr wenige Antimilitarist:innen, Deserteure und Kriegsdienstverweigerer, die es geschafft haben, aus der Ukraine zu fliehen. Sie haben auch in Deutschland Angst vor Verfolgung und sie werden kaum an Friedensdemonstrationen teilnehmen. Es gibt am Wochenende etliche Solidaritätsveranstaltungen mit ukrainischen Geflüchteten in Bochum. Die WAZ berichtet darüber.
Die Demonstration am Freitag richtet sich gegen die Militärpolitik der Regierungsparteien und der NATO, gegen das Verpulvern von hunderten Milliarden Euro für Rüstungspolitik, gegen das Anfeuern der Eskalation durch Waffenlieferungen, gegen das unmenschliche Abschlachten von hunderttausenden russischen und ukrainischen Soldaten. Die Demonstration fordert einen Waffenstillstand und eine diplomatische Offensive für Friedensverhandlungen.
Viele friedensbewegte Menschen teilen die Befürchtung von UN-Generalsekretär Guterres. Er sagte in Anspielung auf den Beginn des Ersten Weltkrieges: „Ich befürchte, die Welt schlafwandelt nicht in einen größeren Krieg hinein – ich befürchte, sie tut dies mit weit geöffneten Augen.“
Ja, wahrscheinlich werden wenige ukrainische Menschen an eurer Demo teilnehmen, obwohl es auch in Bochum Menschen gibt, die direkt oder indirekt desertiert sind bzw. sich dem Militärdienst entzogen haben. Außerdem gibt es auch nicht wenige Personen mit russischem Pass in Bochum, die ukrainische Geflüchtete unterstützen.
Mir geht es weniger um die Demonstrationsteilnahme, sondern um gemeinsame Diskussionsprozesse, die augenscheinlich nicht stattfinden. Wenn ich mir die Forderungen des von euch unterstützten Aufrufs anschaue, wie „diplomatische Initiativen durch die deutsche Bundesregierung, die EU, die Vereinten Nationen, die OSZE und andere“, „den Rückzug des russischen Militärs aus der Ukraine“ etc., dann sehe ich da durchaus eine Diskussionsgrundlage mit ukrainischen Geflüchteten hier, auch wenn sie nicht aktiv auf die Straße gehen. Ich komme gerade aus Köln (ja der Karneval) und dort gibt es solche gemeinsamen Diskussionen durchaus.
Wie du richtig schreibst, geht es um das „Abschlachten von Hunderttausenden russischen und ukrainischen Soldaten“. Hier in Bochum sind viele Eltern, Eheleute und Kinder dieser Soldaten. Es ist mir unverständlich, warum man dann nicht versucht, mit diesen Leuten in Kontakt zu kommen und versucht gemeinsam zu agieren oder sich zumindest auszutauschen. Da ist im letzten Jahr eine große Chance vertan worden, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen, das die Grundlage für solche Diskussionen ist.
Ich komme einfach mal am Montag zum Begegnungscafé Lysa und dann überlegen wir gemeinsam, wie Deine Anregung umgesetzt werden kann.
„Die Demonstration am Freitag richtet sich gegen die Militärpolitik der Regierungsparteien und der NATO, gegen das Verpulvern von hunderten Milliarden Euro für Rüstungspolitik, gegen das Anfeuern der Eskalation durch Waffenlieferungen, gegen das unmenschliche Abschlachten von hunderttausenden russischen und ukrainischen Soldaten.“
Das ist genau der Grund, warum ich mich derzeit an euren Aktionen und Demonstrationen nicht beteiligen würde. 1 Jahr nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine schafft ihr es noch immer nicht, dass sich so eine Demo unmissverständlich an erster Stelle gegen Russland richtet. Das ganz klare Forderungen auf euren Plakaten stehen, dass sich die russische Armee sofort und vollständig aus der Ukraine zurückziehen muss. Diese Schwierigkeit hattet ihr bei anderen Kriegen/Konflikten nicht. Ihr solltet endlich Anfangen euch selbst zu hinterfragen, woran das liegt und was ihr an eurem jahrzehntelang gewachsenen Weltbild vielleicht mal überdenken solltet. Stattdessen jubelt ihr einer Frau Wagenknecht zu, die morgen offen AfD-Nazis auf ihrer Berliner Demo Willkommen heißt, solange sie nicht allzu offensichtlich ihre Fahnen schwenken. Für den Frieden kann man ja mal ein paar Augen zudrücken, wenn es um die Gesinnung geht, egal ob bei Wagenknecht, AfD oder Putins Regime.
Und das heißt nicht, dass der Konflikt nicht kompliziert ist. Und auch nicht, dass man nicht auch NATO und „westliche“ Interessen kritisch hinterfragt. Aber immer und zu jederzeit diese Seite in den Mittelpunkt eurer Aktionen zu stellen, führt dazu, dass sich viele Menschen von euch distanzieren. Der geplante Schulterschluss mit Nazis und Querfront erst recht (nicht durch euch persönlich, aber von jemanden, dem ihr offen zujubelt…).
Mir ist niemand in der Friedensbewegung bekannt, der den russischen Angriffskrieg nicht verurteilt. Das machen USA, NATO, Bundesregierung und fast alle Medien auch. Nur in totalitären Staaten werden die Massen mobilisiert, um der Regierungspolitik zu zu jubeln. Du schreibst: »Und das heißt nicht, dass der Konflikt nicht kompliziert ist. Und auch nicht, dass man nicht auch NATO und „westliche“ Interessen kritisch hinterfragt.« Genau das macht die Friedensbewegung. Wir haben große Zweifel, dass die NATO wirklich als oberstes Ziel hat, einen schnellst möglichen Waffenstillstand zu erreichen, um das Abschlachten von Menschen zu beenden. Wir haben die Befürchtung, dass es der NATO recht ist, wenn der Krieg fortgeführt und Russland weiter geschwächt wird.
Ich habe nichts dagegen, wenn das nationalistische, militaristische Russland geschwächt wird. Ich will aber nicht, dass der „Westen“ dabei über Leichen geht.
Ãœbrigens: Ich haben das „Manifest für den Frieden“ nicht unterschrieben und finde Kritik daran notwendig. Ich finde es aber erfreulich, dass so viele Menschen diesen Aufruf nutzen, um gegen die Militärpolitik der Bundesregierung zu protestieren. Ich finde es widerlich, welche Propagandaschlacht gegen die Autorinnen geführt wird.
Für anti-nationale Selbstverteidigung gegen Staatlichen Pazifismus
Kriege und Gewalt sind nicht schönes, aber deshalb darf es nicht zu Friedensschlüssen mit Unterdrücker*innen kommen. Es gibt eine lange Tradition anti-autoritärer und anarchistischer Selbstverteidigung gegen Staaten und ihre Kriege. In dieser Tradition haben auch anarchistische Gefährt*innen möglichst eigenständige Kampfeinheiten gegen die russische Invasion organisiert. In diesen kämpfen/kämpften übrigens auch viele queere Menschen, weil sie wissen, dass sie in Russland noch wesentlich mehr Repression als in der Ukraine erfahren. Wären große Teil der deutschen Linken wirklich am Ende von Krieg und gewaltsamer Unterdrückung interessiert, hätten sie diese unterstützt, statt wahlweise Deutschland/USA/EU/Nato oder Russland. Ist nicht passiert.
PS: Es gab auf großen Teilen des heute vom ukrainischen oder russischen Staates kontrollierten Gebietes Anfang der 1917-1921 eine selbstorganisiertes, staatenfreies, anti-autoritäres, anarchistische Gebiet. Das wurde dann von der Roten Armee zerstört. Ein Grund wachsam zu sein, wenn Leute linke Einheit fordern.
Die Moral des „Christlichen Abendlandes“
Allen voran liefert Rheinmetall nach Vermittlung durch den Wehrminister 1.000.000 Artilleriegranaten in die Ukraine. Rheinmetall versichert seine Granatenproduktion mindestens zu verdoppeln, Ausbauziel ist die Verdreifachung der Produktionsmenge. Das hört sich nach ´nem Prima Geschäft an, Steigerung der Produktion auf insges. 300%.
Jetzt schon werden alle Toten und Verletzten in diesem Krieg, 80% der Verletzten sind lebenslange Invaliden, auf 200.000 geschätzt. Da in der Regel Granaten abgefeuert werden um zu töten, wie viele werden in den kommenden Wochen und Monaten durch die Rheinmetallgranaten getötet?
Denken die Herren des Abendlandes wirklich dass Jesus Waffen geliefert hätte?
Ein großer Teil des Stahls für den Leopard-Panzer wurden und werden von der Thyssen-AG, bzw. ihren Nachfolgerkonzernen Thyssen-Krupp usw., produziert. Der Leopard-Panzer war ein echter Erfolgs“schlager“. Wie viele von diesen Geräten fahren auf dem ges. Globus wohl durch die Lande und werden fleißig für Kriege genutzt? Ein paar Tausend sind es sicherlich. Und alles aus Deutscher Produktion, Pravo!
„“Zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl““, darauf hielten die Deutschen ja bereits schon große Stücke in der Vergangenheit.