Sonntag 04.12.22, 18:30 Uhr
Demonstration "Genug ist Genug" am 3. 12. 2022 in Bochum

Redebeitrag von Stefan von Fridays for Future


Wir demonstrieren heute hier, weil wir von der Regierung angemessene Antworten auf alle sozialen Krisen einfordern. Und die größte soziale Krise ist die Klimakrise. Die Ungleichheit beim CO2-Ausstoß zwischen globalem Norden und den am meisten betroffenen Menschen und Regionen (kurz MAPA) ist enorm. Ebenso gigantisch ist die Ungleichheit beim CO2-Ausstoß zwischen den Reichen und der Normalbevölkerung. Ich weiß, dass sich viele Menschen aktuell keinen klimafreundlichen Konsum leisten können. Aber genau das ist das Problem. Das umweltfreundliche Verhalten muss günstiger und einfacher sein als das umweltschädliche Verhalten. Zudem sind es insbesondere Superreiche, die einen sehr hohen CO2-Ausstoß haben. Es kann daher keine freiwillige Entscheidung sein, ob Menschen – und insbesondere Reiche – die Umwelt schützen oder zerstören möchten. Wir müssen aufhören, das Ende des Monats gegen das Ende des Jahrzehnts auszuspielen. Wir brauchen systemische Veränderungen, die das Klima schützen und soziale Gerechtigkeit herstellen.

Über die letzten Monate liefen politische Debatten um neue fossile Infrastruktur wie LNG-Terminals und die Wieder-Inbetriebnahme von Kohlekraftwerken. Deutschland setzt sich aktuell für neue fossile Erdgasförderung im Senegal ein. Zudem haben unsere Regierungen in Land und Bund sogar beschlossen, eine 1,5 Grad-Grenze zu reißen und Lützerath zu zerstören. Wir müssen aufhören, neue fossile Infrastruktur zu bauen und stattdessen fossile Energien durch erneuerbare ersetzen. Zusätzlich müssen wir endlich politische Debatten um Energieeinsparungen und Suffizienz führen. Es sind die Reichen, mit dem hohen Verbrauch, die besonders viel verzichten werden müssen.

Natürlich muss die sozial-ökologische Transformation finanziert werden. Aber die Bundesregierung hat 100 Milliarden Euro aus dem nichts für die Bundeswehr bereitgestellt. Das zeigt: Geld ist genug da! Genau so kann die Bundesregierung auch 100 Milliarden Euro für das Klima bereitstellen. Fachkräfte und Materialien können knapp sein, Geld (in eigener Währung) nicht.

Die Inflation wird getrieben von hohen Preisen bei fossilen Brennstoffen. Maßnahmen, die Energie sparen, reduzieren folglich die Inflation. Das 9-Euro-Ticket war sozial gerecht, hat das Klima geschützt, und hatte eine inflationssenkende Wirkung. Deswegen fordern wir von Fridays for Future genauso wie auch Genug ist Genug, dass das 9-Euro-Ticket wieder eingeführt wird!

Die Klimakrise ist jetzt schon da. Im Süden Madagascars hat es vier Jahre lang fast gar nicht mehr geregnet. Wir sind eins der Haupt-Verursacher-Länder der Klimakrise. Deshalb müssen wir vorangehen bei der Emissionsreduktion. Mit unseren viel zu wenig ambitionierten Klimazielen erwarten wir aber de facto von genau den Ländern voranzugehen, die besonders wenig zur Klimakrise beigetragen haben, anstatt selbst voran zu gehen.

Deutschland und die EU müssen endlich anfangen, einen fairen Beitrag zum 1,5 Grad-Ziel zu leisten und bis 2035 klimaneutral sein. Lasst uns alle sozialen Krisen zusammen bekämpfen! Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass die systemischen Veränderungen, die wir brauchen, umgesetzt werden – und dass die Umsetzung sozial gerecht erfolgt. Wir brauchen:
System-Change – not Climate-Change; System-Change – not …..