Samstag 26.11.22, 13:51 Uhr
Redebeitrag der Migrantifa auf der Kundgebung am 26.11.22 "Gegen den Krieg in Kurdistan" in Bochum

Kurdische Identität


Kurdische Identität ,was bedeutet es damit aufzuwachsen? Ich erkläre es dir. Das bedeutet, zu Hause in den sicheren vier Wänden eine Sprache beigebracht zu bekommen, die ganz anders klingt als die da draußen. Auf dem Weg nach draußen ermahnt zu werden, diese nicht in der Öffentlichkeit zu sprechen. Denn Du könntest verletzt werden, Menschen könnten dich beleidigen, schlagen, ins Gefängnis stecken, foltern und töten.

Kurdisch sein bedeutet, bunte, schillernde Kleider zu tragen. Kleider, dessen Farben dem Frühling gleichen. Kleider, dessen Farben außerhalb der sicheren vier Wände den Tod bedeuten könnten.

Kurdisch sein bedeutet, laute, lebhafte, zum Tanzen verleitende Musik zu hören. Musik, die einen zum Lächeln bringt und warm ums Herz werden lässt. Bis man hört, dass außerhalb der sicheren vier Wände jemand mit dem Leben dafür zahlen musste. Ein Leben für ein Lied.

Kurdisch sein bedeutet, in dauerhafter Armut aufzuwachsen. Kaum Wasserzugang, kaum Elektrizität, kaum Aussicht auf einen Bildungsaufstieg. Denn wer möchte schon gebildete Kurd:innen im Parlament, im Krankenhaus, in der Universität sehen?

Kurdisch sein bedeutet, dauerhaft militarisierte Gewalt zu erfahren, denn diesen Verlust können die Türkei, der Irak, der Iran und Syrien am ehesten verkraften.

Kurdisch sein bedeutet, dass die Arbeiter:innen-Bewegungen als Terroreinheiten gelabelt werden. Obwohl sich diese ohne Hilfe selbst verteidigen müssen, um überleben zu können.

Diese Stimmen dürfen nicht verstummen. Für diese Stimmen müssen wir laut werden.